Für mehr Grün in der Stadt Ein Baumbeauftragter für Magdeburg

08. November 2020, 10:59 Uhr

Magdeburg hat in den vergangenen Jahren hunderte Bäume gefällt. Viele sind neu angepflanzt worden. Seit Kurzem hat die Stadt auch einen Baumbeauftragten. Für den BUND Magdeburg ist es ein erster Schritt.

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser – nach diesem Motto geht Magdeburgs neuer Baumbeauftragter, Norman Kleinfeldt, in seinem neuen Beruf vor. Ein Job, den es so in Magdeburg auch noch nicht gab, erklärt Kleinfeldt. Seit September ist er für Sträucher und Bäume im Stadtgebiet zuständig. Seine Aufgabe ist es, dass die Stadt nicht nur ihre ökologische Vielfalt behält, sondern weiter verbessert. Der Bund für Umwelt und Naturschutz BUND e.V. Magdeburg sieht die Stelle als ersten Schritt in die richtige Richtung. "Wir brauchen mehr Baumschutz in Magdeburg, weil der Baumzustand in Magdeburg nicht gut ist", erklärt Hartmut Koblischke, Vorsitzender vom BUND Magdeburg.

Baumbeauftragter aus Überzeugung

Der neue Baumbeauftrage sieht seinen neuen Job als genau das Richtige für sich an, auch wenn er keine botanische Ausbildung hat. Denn Bäume seien schon immer ein wichtiger Bestandteil in seinem Leben gewesen. Er hat vorher beim Ordnungsamt der Stadt gearbeitet. "Mit drei Kindern, Haus und Garten war es mir aber ein Bedürfnis dem naturrechtlichen Sinn nachzukommen", erklärt Kleinfeldt den Berufswechsel. Auch der Klimawechsel beschäftigt ihn und er meint: "Die letzten Jahre hatten wir Dürrejahre. Auch in meinem Garten sind einige Pflanzen eingegangen." Dem müsse man entgegenwirken. Ihm sei es gerade im städtischen Raum wichtig, dass es zwischen den bebauten Flächen auch Bäume und Sträucher gebe.

Jeder Magdeburger kennt es: Zahlreiche Baustellen, da verschwindet dann auch schnell mal das Grün. Ich möchte, dass wir neben Pflasterflächen und Gebäuden auch was Grünes in der Stadt haben.

Norman Kleinfeldt, Baumbeauftragter der Stadt Magdeburg

Seit 16 Jahren lebt Kleinfeldt in Magdeburg und hat sich mit seinem neuen Job das Ziel gesetzt, das Grün im Stadtgebiet so gut es geht aufrecht zu erhalten. "Ich weiß wo das Grün mal war, wo es weg gekommen ist und habe da auch eine Idee, wo es nach Möglichkeit wieder hinkommen sollte", meint der gebürtige Ascherslebener.

Mein Ziel ist erstmal die Grundstückseigentümer zu sensibilisieren, dass da jetzt jemand da ist, der das kontrolliert.

Norman Kleinfeldt, Baumbeauftragter der Stadt Magdeburg

Die Aufgaben des Baumbeauftragten der Stadt Magdeburg Wer die Berufsbezeichnung "Baumbeauftragter" das erste Mal hört, der fragt sich wohl: Was macht der eigentlich? "Im Grunde ist es ganz einfach", sagt Norman Kleinfeldt. Er sei dafür zuständig, dass Bäume und Sträucher, die durch Bebauungspläne für die jeweiligen Flächen im Stadtgebiet der Landeshauptstadt vorgesehen sind, auch wirklich gepflanzt werden, erklärt er seine Hauptaufgabe. Mit Erkenntnissen aus den Bebauungsplänen müsse er auf die Leute zugehen und sie aufklären. Der 32-Jährige meint, dass einigen Eigentürmern gar nicht bewusst sei, dass sie auf ihrem Grundstück Bäume oder Sträucher pflanzen müssen.

Der ehemalige Ordnungsdienst-Gruppenleiter erzählt, dass es diese Regelungen eigentlich schon seit Jahren gebe. "Es wurde bisher einfach nicht kontrolliert und deswegen wurden einige Maßnahmen nicht umgesetzt – vielleicht, weil der Kontrolldruck nicht da war", so der Baumbeauftragte.

Ein Beruf mit seinen Grenzen

Doch nicht alles Grün der Stadt ist auch wirklich das Aufgabengebiet von Norman Kleinfeld. Er ist lediglich dafür zuständig, dass da, wo gebaut wird und Grün verschwindet, auch wieder welches angepflanzt wird. Grünflächen wie zum Beispiel der Stadtpark, gehören nicht in sein Aufgabengebiet. "Das ist eine Grünanlage und damit ist das eine Aufgabe für den Stadtgartenbetrieb zusammen mit dem Umweltamt", erklärt der Baumbeauftragte.

Kleinfeldt ist sich der Grenzen seines Jobs bewusst. So sei er auch eher nicht beratend tätig, wenn es Fragen zu Problemen mit Bäumen gibt. "Dadurch, dass ich keine botanische Ausbildung habe, muss ich mich mit dem Umweltamt und dem Landschaftsarchitekten der Stadt absprechen", meint Kleinfeldt. Ansonsten müsse man sich an die privaten Baumschulen wenden.

BUND: "Das kann nur ein erster Schritt sein"

Für den BUND Magdeburg ist der Baumbeauftragte ein Schritt in die richtige Richtung. Dem Vorsitzenden Hartmut Koblischke geht die Stelle aber nicht weit genug. "Es müssen nicht nur mehr Bäume gepflanzt werden, sondern wir müssen uns auch angucken, wie der Verlust bei der Biomasse aussieht", meint Koblischke. Es werde zum Beispiel ein alter Baum mit viel Leben in sich gefällt und ein neuer, deutlich kleinerer Baum gepflanzt, der kaum Leben in sich tragen würde.

Es ist natürlich nachteilig für den Baumbeauftragten, dass er keine botanische Ausbildung hat.

Harrtmut Koblischke, Vorsitzender BUND Magdeburg

Dennoch begrüße er den Schritt, um das Dilemma der fehlenden Kontrollen jetzt anzugehen. Schade findet er, dass es keine Informationen oder Rücksprachen der Stadt mit dem BUND gegeben hätte. "Das wäre für alle ein Gewinn gewesen", meint der Vorsitzende. Ansonsten ist es laut Koblischke wichtig, Initiativen wie "Otto pflanzt" zu unterstützen. Dort geht es darum, 242.000 neue Bäume in Magdeburg zu pflanzen.

Ein erster Erfolg und erste Erkenntnisse des Baumbeauftragten

Norman Kleinfeldt hatte erst vor Kurzem mit einer Siedlung Kontakt gehabt, wo die Leute nach seiner Aufklärung Bäume gepflanzt hätten.

Wichtig ist auch, dass nicht alle Bäume und Sträucher wirklich helfen: "Gerne wird der Kirschlorbeer gepflanzt, was aber ökologisch gesehen nicht viel bringt, meint der Baumbeauftragte. Dieser verliere keine Blätter im Winter, was gut für den Boden wäre und auch einheimische Insekten würden darin kaum Nahrung finden.

Für ihn eine wichtigte Erkenntnis: Erst aufklären und nicht gleich alles mit Geldstrafen sanktionieren.

Ein seltener Beruf der Aufmerksamkeit erzeugt

Deutschlandweit gebe es seine Stelle, wenn überhaupt, nur vereinzelt, meint Norman Kleinfeldt. Oftmals übernehmen ähnliche Aufgaben Mitarbeiter beim jeweiligen Bauordnungsamt. "Das wird dann aber eher stiefmütterlich wahrgenommen", erklärt der erste Baumbeauftragte der Stadt Magdeburg.

Nach den ersten Tagen in seiner neuen Rolle hat laut Kleinfeldt auch die Stadt Burg bei ihm angefragt. Auch dort gebe es Überlegungen, eine ähnliche Stelle ins Leben zu rufen.

Über den Autor Kevin Poweska arbeitet trimedial im Funkhaus von MDR SACHSEN-ANHALT. Aktuell ist er im sechsten Semester seines Bachelor-Studiengangs Journalismus an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Während seines Studiums absolvierte er bereits ein Praktikum bei der Braunschweiger Zeitung. In seiner Freizeit ist Kevin gerne sportlich aktiv: Seine Hauptambitionen liegen in den Sportarten Basketball, Tennis und Fußball – aber auch da probiert er sich gerne immer wieder neu aus. Zudem ist er journalistisch sportlich voll dabei: Kevin führt einen Blog zu den Deutschen Tennisherren und steht dabei mit den Spielern für Postgame-Interviews in regem Kontakt.

Quelle: MDR/pow,jw,cw

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 15. November 2020 | 09:30 Uhr

1 Kommentar

Altmagdeburger am 08.11.2020

Eine sehr schöne Sache, was ich begrüßen kann. Aber leider gibt in Magdeburg Bürger die was gehen junge Bäume was haben und sie zerstören und jeder tote Baum sollte auch durch einen neuen ersetzt werden.

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