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Getränke, Essen, Kleidung und Gespräche Magdeburg bekommt Kältebus für Bedürftige und Obdachlose

09. Januar 2021, 09:58 Uhr

Obdachlose und Bedürftige erhalten in Magdeburg eine neue Möglichkeit, sich mit Essen, Getränken und Kleidung zu versorgen. Ein Kältebus soll bald regelmäßig durch die Stadt fahren – und dabei nicht nur versorgen, sondern auch informieren.

Fabian Frenzel
Bildrechte: MDR/Luca Deutschländer

Magdeburg bekommt ein neues Angebot für Obdachlose und Bedürftige. Ein Kältebus fährt bald regelmäßig durch die Stadt, um Menschen mit Getränken, Essen und Kleidung zu versorgen. Der Bus wird von der Bahnhofsmission und dem Verein "platz*machen" betrieben.

"Der Bus soll eine Notversorgung schaffen", sagte Tilman Kloss von "platz*machen" MDR SACHSEN-ANHALT. Neben Getränken und warmen Mahlzeiten würden auch Schlafsäcke und Hygieneartikel verteilt. Für ein bis zwei Stunden soll der Bus an verschiedenen Standorten außerhalb des Innenstadtbereiches halten. "So erreichen wir auch Menschen in entlegeneren Stadtteilen", erklärt Kloss. Im Innenstadtbereich gibt es bereits einige Angebote für Obdachlose. Zum Beispiel die Bahnhofsmission im Hauptbahnhof und Vereine, die rund um den Bahnhof ebenfalls Essen und Getränke an Bedürftige verteilen. Das neue Angebot richtet sich auch an diejenigen, die nicht ohne Weiteres in die Innenstadt kommen können.

Essen, Getränke, Wärme – aber auch Informationen

Neben der Versorgung soll der Bus auch Aufklärungsarbeit leisten. "Wir suchen die Menschen außerdem auf, um ihnen Informationen zu geben. Wir wollen als Gesprächspartner da sein", sagt Kloss. So könne beispielweise auf andere Angebote wie die der Tafel oder Bahnhofsmission hingewiesen werden. Oder es könne der Kontakt zu einer Sozialarbeiterin hergestellt werden. "Das Angebot soll einen Dreiklang umfassen. Wir haben feste dezentrale Standorte für den Bus, wir fahren durch die Stadt, suchen gezielt Menschen auf und werden auch im Café Central einen Anlaufpunkt schaffen", so Tilman Kloss.

Denn der Verein "platz*machen" wird in einigen Wochen im ehemaligen Café Central am Hasselbachplatz einziehen. Dort sollen Bedürftige dann ebenfalls die Möglichkeit haben, sich mit Essen, Getränken und Informationen zu versorgen. "Vor allem dann, wenn z.B. die Bahnhofsmission geschlossen hat", erklärt Kloss.

Was ist "platz*machen"?

Der Verein "platz*machen" zieht in die Räumlichkeiten des ehemaligen Café Central am Hasselbachplatz in Magdeburg. Der Verein eröffnet dort in den kommenden Wochen einen Kiezladen. Dieser soll einen Raum schaffen für Kunst, Kultur, politische Bildung und stadtplanerische Mitgestaltung. Es soll Konzerte, Workshops, Diskussionen und Arbeitsräume für Projektgruppen geben. Außerdem will der Verein auch Anlaufstelle für Bedürftige und Obdachlose sein. Sie sollen sich hier aufwärmen, etwas essen und sich beraten lassen können.

Der Verein hat etwa 20 Mitglieder und finanziert sich vor allem durch Spenden, Fördergelder und später außerdem durch die Gastronomie im Kiezladen.

Erst Testfahrten, dann Aushänge, dann regelmäßige Standorte

Ende Dezember sei der Bus erstmals in einem Testlauf im Einsatz gewesen, erklärt Lea Russel von "platz*machen". "Da haben wir gesehen, was gut funktioniert und was wir optimieren können." Weil man nur wenig Werbung dafür gemacht habe, seien aber noch nicht so viele Menschen erreicht worden. Über Aushänge wolle man das Angebot jetzt nach und nach weiter bekannt machen.

Die Zusammenarbeit mit der Bahnhofsmission laufe so ab, dass vor allem die Sachspenden wie Decken, Kleidung und Co. durch die Mission gestellt würden und der Verein "platz*machen" den Bus fährt und ehrenamtlich vor Ort arbeitet.

Wie wird der Bus finanziert?

Der Kältebus ist Teamarbeit. Das Fahrzeug stellt das AWO Landesjugendwerk kostenlos zur Verfügung. Die Bahnhofsmission stellt vor allem die Sachspenden und übernimmt die Spritkosten. Die Mitglieder des Vereins "platz*machen" sind diejenigen, die vor allem mit dem Bus unterwegs sind und die ehrenamtliche Arbeit vor Ort leisten.

Die Stadt hat den Kältebus unter Auflagen genehmigt. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen müssen während der Arbeit Mund-Nasen-Schutz tragen und die Mindestabstände einhalten. Außerdem sollten Mundschutze an die Betroffenen ausgegeben werden, falls diese selbst keine tragen.

In den kommenden Tagen wird es laut "platz*machen" einen weiteren Testlauf mit dem Bus geben. Danach soll er dann feste Zeiten und Orte bekommen. "Der Kältebus ist vor allem für die Wintermonate gedacht, je nachdem, wie lange es kalt ist", so Tilman Kloss. Ganzjährig soll es ab Mitte 2021 eine Aufwärmmöglichkeit im neuen Kiezladen am Hasselbachplatz geben.

Wie kann ich Obdachlosen helfen, die erfrieren könnten?

Wer nachts einen obdachlosen Menschen sieht und sich Sorgen macht, kann das Ordnungsamt rufen (Tel. 0391 540 5400). Das informiert dann einen Sozialarbeiter. Auch die Polizei kann kontaktiert werden.

Wenn ein Mensch zu erfrieren droht, sollte ein Rettungswagen gerufen werden.

Öffnungszeiten, Telefonnummer und Spendenkontakt der Bahnhofsmission

Die Bahnhofsmission befindet sich auf dem Gleis 5 des Magdeburger Hauptbahnhofs. Dort können sich Obdachlose und Bedürftige für kleines Geld Getränke, einen Imbiss und auch ein warmes Essen kaufen. Außerdem kann vor Ort geduscht und Wäsche gewaschen werden. Die Bahnhofsmission verteilt darüber hinaus Kleidung, Decken, Schuhe und Schlafsäcke.

Öffnungszeiten:

  • Montag, Mittwoch, Donnerstag und Freitag von 8 bis 18 Uhr
  • Dienstag und Sonnabend von 8 bis 14.30 Uhr
  • Sonntag von 12 bis 18 Uhr


Spendenkontakt:
Entweder unter der 0391 520 83 70 oder per Mail an bahnhofsmission@caritas-magdeburg-stadt.de

Fabian Frenzel
Bildrechte: MDR/Luca Deutschländer

Über den Autor Fabian Frenzel arbeitet seit November 2014 bei MDR SACHSEN-ANHALT. Dabei liegt sein Schwerpunkt vor allem im Bereich Social-Media. Er würde gerne mehr über sein Hobby "Männerballett" berichten, hat aber noch nicht die richtige Rubrik dafür gefunden.

Sein Journalismus-Studium hat der gebürtige Brandenburger in Berlin und Eichstätt/Ingolstadt absolviert. Die ersten journalistischen Schritte machte er bei der Märkischen Allgemeinen Zeitung und RADIO ENERGY Berlin.

Sein Lieblingsort in Sachsen-Anhalt ist Calbe (Saale), wo ein Teil seiner Verwandtschaft lebt. Hätte er dort nicht für ein paar Monate Unterschlupf gefunden, wäre er heute vermutlich nicht beim MDR. Und: Er ist gern da, wo man geocachen kann. Also im Prinzip überall draußen.

Quelle: MDR/ff

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT | 09. Januar 2021 | 12:00 Uhr

2 Kommentare

nuru am 09.01.2021

Interessanter Beitrag jedoch nur Oberflächlich!

Die Gesamtperspektive sollte man sich anschauen...!

Aber vielleicht irre ich mich auch, die Zeit wird es zeigen!

Das positive an diesem Beitrag, es wird hilfsbedürftigen Personen offensichtlich geholfen, so wird es zumindestens vermittelt!

part am 09.01.2021

Schlimm, dass es jetzt so weit kommen konnte in den reichsten Ländern in Europa, nachdem vor über 30 Jahren ein Wall nieder gerissen wurde und jetzt ganz demokratisch die Gesellschaft immer weiter auseinander driftet. Die Zahl der Wohnungslosen in der BRD wird inoffiziell auf über eine Million Menschen geschätzt, da offizielle Schätzungen auch nur auf Schätzungen beruhen. Doch Lobenswert, wenn Stadträte und OB das Problem erkennen, anstatt auf eigenes Prestige zu setzen, >>denn die im Dunklen sieht man nicht<<, so oder so...

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