Kulturhauptstadt Europas 2025 Warum sich Magdeburg mit Fotos von Graffiti-Wänden als Kulturhauptstadt bewirbt

23. September 2020, 17:15 Uhr

Im zweiten Bewerbungsbuch der Stadt Magdeburg für den Titel "Kulturhauptstadt Europas 2025" präsentiert sich die Stadt nicht (nur) von ihrer besten Seite. Das zweite Buch wurde am Montag vom Bewerbungsbüro vorgestellt. Der Fotograf Harald Krieg hat die Bilder für das Buch gemacht. Er erzählt, warum das Foto einer beschmierten Brache das richtige für eine Kulturhauptstadtbewerbung ist.

Julia Heundorf
Bildrechte: MDR/Kevin Poweska

Die Fotos im Bewerbungsbuch, dem sogenannten Bidbook, zeigen nicht unbedingt die Vorzeige-Ecken der Stadt: Auf einem Bild steht in ausgebleichten Buchstaben "Spielhalle", darunter mit blauer Sprühfarbe "FCM". Auf einem anderen Bild flattert rot-weißes Band um Spielgeräte vor einem Wohnblock. Ein älteres Pärchen steht mit heruntergezogenen Mundwinkeln und kritischem Blick vorm Eingang eines Supermarktes auf dem breiten Weg.

Nicht Sehenswürdigkeiten, sondern Lebensgefühl

Der Magdeburger Fotograf, Harald Krieg, erklärt: "Bei den Bildern im Bidbook geht es darum, ein Gefühl von Magdeburg zu vermitteln. Es geht nicht darum zu zeigen, welche Sehenswürdigkeit wir haben, sondern mehr, der Jury zu vermitteln: Wie ist es in Magdeburg zu leben." Laut einer Projektkoordinatorin aus dem Bewerbungsbüro sei es stattdessen wichtig zu zeigen, welche Visionen die Stadt habe und darum zu zeigen, dass man diese auch umsetzen könne.

Im Bidbook zeigen Harald Krieg und das Bewerbungsbüro deshalb etwa ein altes, heruntergekommenes Gebäude – eins der Elbe-Silos am Wissenschaftshafen. Der Hafen gehöre zu den Orten, für die das Kulturhauptstadtbüro die Hoffnung hege, sie mithilfe des Titels weiterentwicklen zu können, etwa für Kulturprojekte. Und er sagt: "Ein bisschen Kultur ist da ja schon passiert, auch wenn das vielleicht eine illegale Jugendkultur ist, aber das Sprayen ist ja auch ein Teil davon." Das könne man vielleicht auf legale Weise aufbauen. Eine legale Graffiti-Kultur-Stätte hatte Magdeburg bis vor kurzem bereits mit der Aerosol-Arena.

Drei Ziele für ein Magdeburg als "Kulturhauptstadt 2025"

Zu den drei Hauptzielen, die die Stadt im Prozess der Kulturhauptstadtbewerbung und mithilfe des Titels erreichen will, gehört, dass die Menschen aktiviert werden, sich engagieren und am öffentlichen Leben teilnehmen.

Zweitens sollen andererseits öffentliche Plätze wieder mehr genutzt werden und neue Orte dafür entdeckt werden. Drittens soll Magdeburg wieder ein Ort der Experimente und Ideen werden.

Den zweiten Aufschlag für die Bewerbung, das zweite Bidbook, haben Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) und das Team des Bewerbungsbüros in einer Pressekonferenz am Montag vorgestellt. Im ersten Bewerbungsbuch hatten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Magdeburgs "Leerstellen" und Schwächen herausgearbeitet, um zu zeigen, warum Magdeburg den Titel Kulturhauptstadt – und das damit verbundene Geld – benötigt. Im zweiten Buch stehen die konkreten Projekte, die gegebenenfalls umgesetzt werden sollen.

Theaterstück mit FCM-Spielern in der Arena geplant

Dazu gehört etwa ein Riesentheaterstück in der MDCC-Arena mit 1.000 Fußballfans. Das Projekt heißt "You’ll never scream alone" und im Theaterstück soll es um die Highlights der Magdeburger Fußballgeschichte gehen. Die Fußballchöre von 27.000 Zuschauern sollen Teil des Theaters werden, FCM-Spieler sollen zu Schauspielern werden. Aber: Damit Projekte wie dieses stattfinden können, muss Magdeburg den Titel Kulturhauptstadt holen und anhand des Bewerbungsbuches – und der Fotos – beweisen, dass sie den Titel verdient hat. Im Oktober fällt die Entscheidung.

Julia Heundorf
Bildrechte: MDR/Kevin Poweska

Über die Autorin Julia Heundorf arbeitet seit Februar 2020 für die Online-Redaktion von MDR SACHSEN-ANHALT. Sie ist im Landkreis Harz aufgewachsen und hat ihren Bachelor in Halle und Bologna gemacht, den Master Medien, Kommunikation und Kultur in Frankfurt (Oder), Sofia und Nizza.

Nach Magdeburg kam sie für einen Job an der Uni. Zu ihren Lieblingsorten in Sachsen-Anhalt gehören die Dörfer westlich von Osterwieck, der Heinrich-Heine-Weg zum Brocken und das Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle.

 

Quelle: MDR/jh

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