Oberbürgermeisterwahl Magdeburg Magdeburg: Trümper-Nachfolge könnte zum Problem werden

15. Februar 2021, 13:43 Uhr

Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) will sein Amt Mitte 2021 vorzeitig niederlegen. Jetzt muss früher als erwartet ein Nachfolger gefunden werden. Mitten im Lockdown und parallel zur Landtags- und Bundestagswahl könnte das problematisch werden.

Leonard Schubert
Bildrechte: MDR/Jörn Rettig

Wer könnte neuer Oberbürgermeister von Magdeburg werden, wenn Lutz Trümper (SPD) sein Amt niedergelegt hat? Diese Frage stellen sich momentan nicht nur viele Bürgerinnen und Bürger aus Magdeburg, sondern wohl auch die Parteien, die vor der schwierigen Aufgabe stehen, mitten im Corona-Lockdown und parallel zur Landtags- und Bundestagswahl einen geeigneten Nachfolger oder eine geeignete Nachfolgerin zu finden.

Lutz Trümper hatte im Dezember angekündigt, nicht mehr kandidieren zu wollen und statt 2022 bereits Mitte 2021 sein Amt aufgeben zu wollen. Dass die Oberbürgermeisterwahl damit in die Zeit von zwei weiteren großen Wahlen fällt, bedeutet für die Parteien eine zusätzliche Kraftanstrengung.

In einer emotionalen Rede hatte Lutz Trümper im Dezember 2020 angekündigt, sein Amt Mitte 2021 niederlegen zu wollen. In der Rede schwang Enttäuschung mit – auch gegenüber der eigenen Fraktion. Hier gibt es die Erklärung im Video:

Bedingungen für Wahlen herausfordernd

Dass die Bundes- und Landtagswahl parallel stattfindet, kann dazu führen, dass mögliche Kandidatinnen und Kandidaten sich entscheiden, lieber für den Land- oder Bundestag zu kandidieren.

Zudem werden mehrere Wahlkämpfe parallel laufen. Die Corona-Pandemie wird voraussichtlich dafür sorgen, dass diese größtenteils digial stattfinden müssen. Bei der Wahl zum Oberbürgermeister, die auch mit Hilfe von Persönlichkeiten und durch Bürgerkontakt entschieden wird, kann das eine zusätzliche Hürde sein.

Die Bedingungen für Wahlen in diesem Jahr sind herausfordernd wie seit Jahrzehnten nicht mehr.

Jens Rösler (SPD)

Wer könnte kandidieren? – Bisher keine Nachfolge in Sicht

Es gibt derzeit noch keinen offiziellen Wahltermin. Momentan ist jedoch davon auszugehen, dass Trümper seine Ankündigung wahrmacht und Mitte 2021 aufhört. Das würde bedeuten: Bis zur Wahl ist nur noch ein halbes Jahr Zeit.

Die Parteien haben derzeit offiziell noch keine Kandatinnen oder Kandidaten nominiert. Man befinde sich derzeit in Planungs- und Beratungsgesprächen hieß es auf Anfrage von MDR SACHSEN-ANHALT. "Momentan hat sich noch kein fähiger Kandidat aus der Deckung gewagt", sagte Frank Pasemann (AfD). Wer am Ende kandidieren könnte, bleibt noch offen. Manche Parteien können sich auch vorstellen, überparteiliche Kandidaturen zu unterstützen.

Hört man sich in der Stadt um, zeigen sich auch die meisten Menschen ratlos, wer Nachfolgerin oder Nachfolger von Trümper werden könnte. Bürgermeisterwahlen sind meistens eher Personen- als Parteiwahlen. Eine Person, die jetzt schon bei allen präsent ist und als mögliche Nachfolge für Trümper gehandelt wird, scheint es bislang aber nicht zu geben.

Anerkennung für Trümpers Leistungen

Schon unter normalen Bedingungen wäre es vermutlich nicht einfach gewesen, Kandidatinnen oder Kandidaten aufzubauen, die sofort an Trümpers Beliebtheitswerte anknüpfen können. Bei der letzten Wahl 2015 hatte er im ersten Wahlgang fast 70 Prozent der Stimmen erhalten.

Unterstützernetzwerke aus der Bevölkerung versuchten nach der Abschiedsverkündung Trümpers im Dezember 2020 mit Leuchtreklamen und weiteren Aktionen, Trümper zum Bleiben zu überreden.

Auch die Fraktionen im Stadtrat äußern sich trotz teils schwerer Differenzen anerkennend über die Leistungen Trümpers. Wigbert Schwenke (CDU) sagte, Magdeburg habe unter der Arbeit von Oberbürgermeister und Stadtrat eine positive Entwicklung genommen. Insgesamt blicke man auf eine positive Zusammenarbeit zurück. Ähnlich äußerten sich Vertreter der AfD und SPD.

Wahlen als Chance

Obwohl auch sie den Leistungen Trümpers Anerkennung zollen, betonen besonders Vertreter der Parteien Grüne/future, Die Linke und der Gartenpartei, in der anstehenden Wahl eine Chance für einen politischen Umbruch in Magdeburg zu sehen.

Stephan Krull (Die Linke) sagte MDR SACHSEN-ANHALT: "Ein Aufbruch in Magdeburg steht an. (...) In 20 Jahren hat Herr Trümper natürlich vieles für die Stadt bewegt - aber er hat auch vieles blockiert oder viel zu lange hinausgezögert."

Wer diese Aufgabe übernehmen könnte, bleibt vorerst offen. In sechs Monaten werden wir, aller Voraussicht nach, mehr wissen.

Leonard Schubert
Bildrechte: MDR/Jörn Rettig

Über den Autor Leonard Schubert arbeitet seit Februar 2020 für MDR SACHSEN-ANHALT. Seine Interessensschwerpunkte sind Politik, Umwelt und Gesellschaft. Erste journalistische Erfahrungen sammelte er beim Charles Coleman Verlag, für das Outdoormagazin Walden und beim ZDF.

Nebenher arbeitet er an seinem Masterabschluss in Friedens- und Konfliktforschung. Über den Umweg Leipzig kam der gebürtige Kölner 2016 nach Magdeburg, wo er besonders gern im Stadtpark unterwegs ist. In seiner Freizeit steht er mit großer Leidenschaft auf den Poetryslambühnen Sachsen-Anhalts oder sitzt mit einem Eisbärbier am Lagerfeuer, irgendwo in Skandinavien.

MDR/ls

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT | 15. Februar 2021 | 10:30 Uhr

19 Kommentare

Ekkehard Kohfeld am 16.02.2021

Immer wieder interessant das Typen die es nicht mal in den Vorstand des örtlichen Hühner-Züchter-Verein,s geschafft haben hier in den Foren große Töne spucken,nur wenn drauf ankommt sieht man von denen niemand mehr,dann sind sie abgetaucht so wie unser bekannter Ostfriese das auch immer macht.🤮🤮🤮

Ekkehard Kohfeld am 16.02.2021

"Ich kann den Blödsinn nicht mehr hören, dass nur "Bio-Ossis" für die Besetzung eines solchen Amtes geeignet seien."

Ach sie glauben nicht das es besser ist jemanden mit dem Amt zu betrauen der auch das Umfeld kennt?
Dann können wir ja auch einen Metzger unser hoch technischen Autor reparieren lassen,mal schauen was dabei raus kommt. 😂😂😂

Axelot am 16.02.2021

Ich kann den Blödsinn nicht mehr hören, dass nur "Bio-Ossis" für die Besetzung eines solchen Amtes geeignet seien. Gibt ja nun leider viele Beispiele, wo auch diese es häufig gnadenlos vergeigt haben. Entscheidend muss Eignung und Kompetenz und eben nicht die Herkunft sein. Und der Vorschlag "Holger Stahlknecht wäre genau jetzt der richtige Kandidat!" führt bei mir zum Schmunzeln und lässt dann die Kinnlade herunterfallen.

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