Podcast | Das Leben danach Der Täter
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Der 9. Oktober 2019 hat das Leben von vielen Menschen für immer beeinflusst und verändert. Doch wie geht es den Betroffenen des Attentats von Halle ein Jahr danach? Darum geht es in der dritten Folge des Podcasts.
...die Schul- und Jugendzeit von Stephan B. – ab 03:49 Minuten
Stephan B. ist in Benndorf aufwachsen. Seine Mutter ist Ethiklehrerin und der Vater Fernsehtechniker. Von ehemaligen Lehrerinnen wurde er während des Prozesses als "aufgewecktes Kind" beschrieben. Nach der Trennung der Eltern hat er mit beiden weiterhin Kontakt.
Er hat schon früh angefangen, sich für Waffen zu interessieren. Als Jugendlicher zieht er sich immer mehr zurück und hat kaum noch Freunde. Aber das allein macht einen noch lange nicht zum Attentäter...
...die drei prägenden Ereignisse für die Radikalisierung – ab 18:15 Minuten
Im Prozess hat Stephan B. ausgesagt, dass es drei prägende Ereignisse gab, die für seine Radikalisierung gesorgt haben: Seine Krankheit bzw. OP im Jahr 2013. Danach hat er begonnen, sich mit Politik zu beschäftigen und viele Kontakte abgebrochen. Er hat das Jahr 2014 mehr oder weniger im Kinderzimmer bei seiner Mutter verbracht.
Der zweite Auslöser ist das Jahr 2015, also das Jahr, in dem Europa besonders viele Geflüchtete aus Syrien aufnahm. Das nahm der Attentäter als Bedrohung war und nutzt dieses Ereignis, um seine Tat zu rechtfertigen.
Das dritte Ereignis war das Attentat von Christchurch im März 2019. Auch der Attentäter von Halle hat sich an diesem Anschlag orientiert und versucht ihn nachzuahmen.
...Stephan B. als Angehöriger der White-Supremacy-Ideologie und seine Radikalisierung im Internet – ab 21:18 Minuten
Der Attentäter ist davon überzeugt, dass er als "Weißer Mann" anderen Menschen überlegen ist. Und diese "Weiße Kultur" sieht er bedroht von allen, die dieser "Kultur" nicht angehören. Diese Bewegung hat viele Schnittstellen mit vielen anderen Verschwörungserzählungen wie dem "großen Austausch".
Stephan B. war außerdem auf Imageboards unterwegs und auf der Spieleplattform "Steam". Dort hat er sich in verschiedenen Communitys weiter radikalisiert und sich mit Waffen intensiv auseinandergesetzt. Aufgrund dieses Austauschs in diesen Netzwerken wäre es falsch, den Attentäter als "Einsamen Wolf" zu bezeichnen.
...Stephan B. hatte auch einen augesprägten Hass gegenüber Frauen und war ein "Incel" - ab 31:07 Minuten
Der Attentäter gibt dem Feminismus die Schuld an der sinkenden Geburtenrate und den damit einhergehenden Bevölkerungsaustausch. Unter anderem deswegen, kann er der Incel-Community zugeschrieben werden. Auch sein Verhalten im Prozess und wie er auf Frauen dort reagiert, zeigt seinen ausgeprägten Hass gegenüber Frauen.
Über Roland Jäger
Roland Jäger arbeitet seit 2015 für den Mitteldeutschen Rundfunk – zunächst als Volontär und seit 2017 als freier Mitarbeiter im Landesfunkhaus Magdeburg. Meist bearbeitet er politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Themen – häufig für die TV-Redaktionen MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE und Exakt – Die Story, auch für den Hörfunk und die Online-Redaktion.
Vor seiner Zeit bei MDR SACHSEN-ANHALT hat Roland Jäger bei den Radiosendern Rockland und radioSAW erste journalistische Erfahrungen gesammelt und Europäische Geschichte und Germanistik mit Schwerpunkt Medienlinguistik an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg studiert.
Über Marie Landes
Marie-Kristin Landes ist in Dessau-Roßlau geboren und aufgewachsen. Nach dem Abitur zog es sie für ein Politikstudium erst nach Dresden, dann für den Master Journalistik nach Leipzig. Praktische Erfahrungen sammelte sie bei der Sächsischen Zeitung, dem ZDF-Auslandsstudio Wien und als freie Mitarbeiterin für das Onlineradio detektor.fm. Nach ihrem Volontariat beim Mitteldeutschen Rundfunk arbeitet sie jetzt vor allem für MDR Kultur und das Landesfunkhaus Sachsen-Anhalt.
Wenn sie nicht gerade für den MDR unterwegs ist, ist sie am liebsten einfach draußen. Zwischen Meer oder Berge kann sie sich dabei genauso wenig wie zwischen Hund oder Katze entscheiden.
Quelle: MDR/jb