
FCM-Pleite gegen Sandhausen Zurück im Schlamassel
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Nach zwei Niederlagen gegen direkte Konkurrenten steckt der 1. FC Magdeburg wieder mitten im Abstiegskampf. Warum Trainer Michael Oenning zum ersten Mal in seiner Amtszeit "wirklich enttäuscht" von seinem Team ist.

Die Fans unter dem blau-weißen Fahnenmeer überzeugten mit ihrer Stimmgewalt. Mit einer beeindruckenden Choreografie verabschiedeten sich die Ultras des 1. FC Magdeburg am Sonntagnachmittag von ihrer Nordtribüne. Die wird nämlich umgebaut, deswegen muss "Block U" für die kommenden Monate umziehen. Doch: "Heute ist nicht aller Tage, wir kommen wieder, keine Frage", schrieben die Fans auf ein großes Banner.
Nach dem 0:1 gegen den SV Sandhausen war jedoch auch klar: Wenn der FCM so weiterspielt, können die Ultras ihr Banner nach dem letzten Zweitliga-Spieltag noch einmal aufhängen – doch dann würde sich der Spruch nicht auf die Nordtribüne, sondern auf den Abstieg in die dritte Liga beziehen.
Michael Oenning und sein Blick ins Leere
In nur zwei Spielen hat der 1. FC Magdeburg seine exzellente Ausgangssituation im Kampf um den Verbleib in der zweiten Bundesliga verspielt. 0:1 auswärts beim MSV Duisburg, 0:1 daheim gegen den SV Sandhausen – Cheftrainer Michael Oenning sagte: "Jetzt sind wir wieder genau so weit wie nach der Winterpause."
Der Aufsteiger steckt wieder mitten im Abstiegskampf, steht auf dem ersten Nichtabstiegsplatz, hat jedoch nur noch einen Zähler Vorsprung auf den Relegationsrang (Duisburg) und zwei auf den ersten Abstiegsplatz (Sandhausen). "Wir haben die große Chance liegen lassen, uns aus diesem ganzen Schlamassel zu befreien", sagte Michael Oenning mit ernstem Blick.
Nach dem Schlusspfiff vor 19.615 Zuschauern stand der 53 Jahre alte Fußballlehrer auf dem durchnässten Acker der MDCC-Arena, den sie Fußballplatz nannten, und starrte ins Leere. "Man sollte dieses Spiel nicht als Maßstab nehmen, schon gar nicht bei diesen schwierigen Platzverhältnissen", sagte Oenning, gab aber auch zu: "Ich bin zum ersten Mal wirklich enttäuscht, weil ich es nicht kenne, dass wir hier zuhause so gehemmt und so passiv auftreten. Die erste Halbzeit haben wir komplett neben uns gestanden." Und in der zweiten Hälfte (73. Minute) traf Andrew Wooten nach einem Magdeburger Patzer für Sandhausen zum Sieg.
"Du musst dich hinterfragen"
Da war es schwer, Optimismus zu versprühen für den FCM. Defensivspezialist Nico Hammann sagte trotzdem: "Es hilft ja nichts, wenn wir jetzt jammern. Abgerechnet wird immer noch nach dem letzten Spieltag. Wenn du zweimal gegen direkte Konkurrenten verlierst, musst du dich hinterfragen. Aber mir ist nicht bange, dass wir jetzt in einen Negativstrudel geraten. Ich glaube, wir sind gefestigt genug." Zumal gegen Sandhausen mit dem Langzeitverletzten Christian Beck nicht nur der offensive Fixpunkt, sondern auch Felix Lohkemper und Jan Kirchhoff verletzt fehlten. Doch Oenning sagte: "Das lasse ich nicht als Entschuldigung gelten. Es geht um die grundsätzliche Geschichte, dass wir mutig sind und das Spiel annehmen. Im nächsten Spiel wollen wir diese Scharte auswetzen."
Am kommenden Sonnabend tritt Magdeburg bei Dynamo Dresden an. Ein Prestigeduell – und wieder unheimlich wichtig. Mit einem Auswärtserfolg könnte der FCM die Sachsen endgültig mit in den Abstiegskampf verwickeln. Derzeit hat Dynamo einen Rang vor dem FCM fünf Punkte mehr auf dem Konto, hat nach der wetterbedingten Spielabsage des Auswärtsspiels in Fürth am Sonntag allerdings noch eine Partie in der Hinterhand. "Es geht weiter, aufgeben gibt es nicht. Jetzt geht's nach Dresden und da müsen wir zusehen, dass wir da gewinnen", gab Abwehrchef Dennis Erdmann die Richtung vor. Und Sportdirektor Maik Franz forderte: "Wir stehen auf einem Nichtabstiegsplatz, aber wir müssen jetzt besser auftreten als in den letzten zwei Wochen."
Michael Oenning verabschiedete sich auf der Pressekonferenz von Uwe Koschinat, seinem Trainerkollegen aus Sandhausen, gewohnt sportsmännisch. Er wünschte ihm alles Gute für den restlichen Saisonverlauf und sagte dann noch über den Absitegskampf: "Es bleibt spannend und wir wollen mal sehen, wer es am Ende schafft." Denn das ist spätestens seit der Pleite gegen Sandhausen wieder völlig offen.
Über den Autor
Daniel George wurde 1992 in Magdeburg geboren. Nach dem Studium Journalistik und Medienmanagement zog es ihn erst nach Dessau und später nach Halle. Dort arbeitete er für die Mitteldeutsche Zeitung als Sportredakteur und berichtete hauptsächlich über die besten Fußballklubs Sachsen-Anhalts: den 1. FC Magdeburg und den Halleschen FC.
Vom Internet und den neuen Möglichkeiten darin ist er fasziniert. Deshalb zog es ihn im April 2017 zurück in seine Heimatstadt, in der er seitdem in der Online-Redaktion von MDR SACHSEN-ANHALT arbeitet – als Sport-, Social-Media- und Politik-Redakteur, immer auf der Suche nach guten Geschichten, immer im Austausch mit unseren Nutzern.
Quelle: MDR/dg
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 10. März 2019 | 19:00 Uhr
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12.03.2019 09:29 Dogma 9
@ Nordharzer: Genau so schwer, wie wir Hallenser zu euphorisieren sind, genau so wenig Häme würde im Falle des Falles kommen (zumindest im Vergleich zu anderen, sich ständig auch gerne ohne Grund überhöhende Fanszenen). Fakt ist, die Trennung von FCM und HFC in verschiednen Szenen tut allen gut, hoffen wir, dass es so bleibt. Beinahe egal, in welcher Konstellation..3., 2... auch egal...
11.03.2019 17:37 Ulrich Kainemann 8
In welcher Liga der Stolperfußball gespielt wird, ist doch völlig egal. Viel schlimmer ist, dass die Stadt für diesen Unsinn zusätzliche Grünflächen rodet.
11.03.2019 16:12 mal ehrlich 7
Und dafür hat Kallnik unseren Trainer rausgeschmissen? War wohl doch die Ego-Tour eines Herrn Kallinik ...mal wieder …..Kallnik raus , Franz raus und das ganze einstimmige Gremium gleich mit