Abhärtung "Direkt infiziert": Eisbader suchen den Kältekick
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Jens Würtenberger aus Kamenz stürzt sich im Winter jedes Wochenende ins eiskalte Wasser. Der 54-Jährige hat seit fast zwei Jahren das Eisbaden für sich entdeckt. Was fasziniert ihn daran?
Das Wasser am Großteich Deutschbaselitz ist ein Grad kalt, auch die Luft ist nicht viel wärmer. Die Spaziergänger sind deshalb in Jacken, Schals und Mützen eingemummelt. Jens Würtenberger und sein Sohn tragen dagegen nur Badehose, Badekappe und Schwimmbrille. So wie jeden Sonntag wollen sie gleich ins Wasser gehen. Was ihn erwartet, weiß Jens Würtenberger inzwischen, schließlich praktiziert er das Eisbaden seit 2019.
Die ersten 15 Sekunden sind kalt, es tut weh, aber nach 30 Sekunden gewöhnt sich der Geist daran.
Mit kalten Duschen und Atemtechnik
Der 54-Jährige ist Mitglied beim Ostsächsischen Schwimmverein in Kamenz und trainiert im Triathlonteam. Das kalte Wasser sei für ihn immer ein Problem gewesen, erzählt der aktive Schwimmer. Damit er besser damit umgehen kann, habe er 2018 angefangen, jeden Morgen kalt zu duschen. Schließlich sei er über ein Buch gestoßen, in dem der niederländische Extremsportler Wim Hof eine spezielle Atemtechnik vorstellt, die unter anderem Kälte leichter ertragen lässt. Seitdem praktiziere er sie neben den täglichen kalten Duschen. Vor knapp zwei Jahren sei er dann mit einem Kumpel zum ersten Mal in einen Steinbruch in sechs Grad kaltes Wasser gegangen.
Danach war ich so infiziert, dass ich seitdem jede Woche mindestens einmal in ein kaltes Gewässer springe.
Adrenalin für den Körper
Wie diese Atemtechnik aussieht demonstrieren Jens Würtenberger und sein Sohn, bevor sie ins Wasser gehen: Sie holen mindestens 30 Mal schnell hinter einander tief Luft, atmen aus und halten dann so lange wie möglich die Luft an. Das wiederholen sie mehrmals. Die dadurch erzeugte Atemnot signalisiere dem Gehirn Gefahr, woraufhin es unter anderem Adrenalin ausschütte, erklärt Würtenberger. So vorbereitet, könne man den Kältereiz besser ertragen.
Nachdem die beiden sich vorbereitet haben, gehts ohne zu zögern in den Großteich. Sohn Marc ist seit vergangenem Jahr dabei. Er trainiert ebenfalls im Schwimmverein und hat das Eisbaden als neue Sportart entdeckt. Der 20-Jährige will später vielleicht auch an Eis-Schwimmwettkämpfen teilnehmen, die es auf nationaler und internationaler Ebene gibt. Der Anfang sei schon ziemlich hart, gibt er zu. Aber nach ein, zwei Minuten, wenn der Körper sich daran gewöhnt habe, dann sei es relativ angenehm.
Gute Vorbereitung ist wichtig
Länger als ein paar Minuten halten es die beiden aber nicht im kalten Wasser aus. Spätestens wenn man Hände oder Füße nicht mehr spürt, sollte man raus, meint Jens Würtenberger. Er warnt außerdem davor, allein und ganz ohne Vorbereitung ins kalte Wasser zu gehen. "Man sollte mindestens eine Woche jeden Tag kalt duschen und außerdem gesund sein." Die kalte Dusche sei zwar eine Überwindung, auch für ihn. Aber sie stärke nicht nur die Abwehrkräfte, sondern mache auch gute Laune.
Quelle: MDR/vis
Dieses Thema im Programm bei MDR SACHSEN MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 13.01.2021 | 16:30 Uhr im Regionalreport aus dem Studio Bautzen