10.10.2019 | 18:19 Uhr Die Sternengucker von Hoyerswerda

10. Oktober 2019, 18:19 Uhr

Das Planetarium in Hoyerswerda wird 50. Im Oktober 1969 war der Kuppelbau auf einem Schulhof in Betrieb genommen worden. Hunderte Menschen aus der Stadt und ihrer Umgebung hatten zuvor in unzähligen Arbeitsstunden das Gebäude errichtet. Nun könnte den Hobbyastronomen bald der Strom gekappt werden.

Ein Mann steht neben dem Projektor im Planetarium Hoyerswerda und schaut zur Kamera.
Peter Lindner vom Astronomischen Verein Hoyerswerda am Projektor im Planetarium. Bildrechte: MDR/Madeleine Arndt

Surrend springt der Projektor an. Eine schwarze Kugel gespickt mit runden Öffnungen setzt sich in Bewegung. "Jetzt simulieren wir die Drehung der Erde und der Sternenhimmel dreht sich an der Kuppel", erklärt Peter Lindner und zeigt nach oben. Der 56-Jährige gehört zu Hoyerswerdas Hobbyastronomen, die sich seit Jahren in ihrer Freizeit um den Betrieb des Planetariums kümmern.

Eine Fraus sitzt in der Bibliothek im Planetarium Hoyerswerda, blättert in einem Buch und schaut zur Kamera.
Kerstin Grummt von der Oberschule "Am Planetarium" kümmert sich um den Schulclub. Bildrechte: MDR/Madeleine Arndt

Das wird in diesem Monat ein halbes Jahrhundert alt: Ende der 1960er Jahre wurde es von Bürgern aus Hoyerswerda und Umgebung auf einem Schulhof errichtet. Der Wunsch nach anschaulichem Astronomieunterricht und die noch junge Raumfahrt hatten Hunderte beflügelt, bei den Bauarbeiten mitzumachen. Der damalige Architekt und Bauleiter Dietmar Swart aktivierte auch Schulklassen, die sich mit einbrachten. "So etwas würde heutzutage nicht mehr funktionieren", glaubt Lindner, Vorsitzender des Astronomischen Vereins Hoyerswerda. Damals entstand ein runder Kuppelbau mit zwei Etagen: einem Aufenthaltsraum im Erdgeschoss und dem Planetarium obendrüber.

Schulclub und Sternenkunde

Gebäude des Planetariums Hoyerswerda.
Eigentümer des Planetariums ist die Stadt Hoyerswerda. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz. Bildrechte: MDR/Madeleine Arndt

Heute dient das Erdgeschoss als Schulclub und Bibliothek für die Oberschule "Am Planetarium". Die Kuppel hält seit der Wende der Astronomie-Verein mit monatlichen Veranstaltungen und Projekten für Kindergärten und Schulen am Leben. Vereinsmitglied und Physiklehrer Volker Möckel vom Léon-Foucault-Gymnasium ist mit seinen zehnten und elften Klassen regelmäßig hier. "Unsere Schüler machen mit Begeisterung Astronomie", sagt der 62-Jährige. Und wenn er im Nachhinein nach dem größten Ereignis im Rahmen des Unterrichts fragt, dann werde immer wieder der Besuch im Planetarium genannt. "Dieser Eindruck ist einfach bleibend", so Möckel.

Optimal für den Unterricht

Ein Mann steht in einer Werkstatt im Planetarium Hoyerswerda und schaut zur Kamera.
Für Physiklehrer Volker Möckel ist das Planetarium wichtiger Bestandteil seines Astronomieunterrichts. Bildrechte: MDR/Madeleine Arndt

Für den Lehrer bietet das Planetarium optimale Voraussetzungen, um den Sternenhimmel zu erklären. An einer gewölbten Kuppel lasse sich der Himmel wesentlich besser und realitätsnäher darstellen als mit Hilfe einer App oder Beamerprojektionen an die platte Wand, findet der Physiklehrer. "Es wäre ein Riesenverlust, wenn das Planetarium schließen oder abgerissen werden müsste", sagt Möckel.

Abgerissen wird jedoch schon bald der Plattenbau der Oberschule. Die Schule soll nächstes Jahr in ein neues Gebäude ziehen. Dann steht das Haus an der Collinstraße leer und damit wäre auch der Betrieb des Planetariums nicht mehr möglich. Denn das bezieht seinen Strom und die Wärme vom Schulhaus, von dem aus Leitungen unter dem Hofgelände zum Kuppelbau führen. Auch werden die Toiletten in der Schule benutzt.

Der Stadt Hoyerswerda als Eigentümer der Gebäude ist das Problem bekannt. Man wolle das Planetarium, das obendrein unter Denkmalschutz steht, nicht schließen, heißt es aus dem Rathaus. Es gebe inzwischen Überlegungen für einen Anbau.

Fernrohr verstaubt auf Schuldach

Darauf hofft nun Peter Lindner. Und er hegt noch einen anderen Wunsch: "Wir haben einen sehr guten Refraktor auf dem Schulgebäude. Leider ist der schwer zugänglich und wir haben keinen Strom, weil mal das Kabel gekappt wurde." Deshalb steht das Fernrohr in der kleinen Schulsternwarte seit Jahren ungenutzt da. "Es wäre schön, wenn man es umsetzen und wieder nutzen könnten", so Lindner.

Gebäude des Planetariums Hoyerswerda.
Auf dem Dach der Oberschule befindet sich noch eine Sternwarte samt Fernrohr. Bildrechte: MDR/Madeleine Arndt

Um dennoch die Sterne beobachten zu können, hat sich der Verein alternativ mehrere Teleskope zugelegt. Diese werden im Rahmen von Veranstaltungen auf dem Schulhof aufgebaut, um den Gästen den Nachthimmel zeigen zu können. Das funktioniert laut Lindner vom Schulhof aus ziemlich gut: "In Hoyerswerda ist ja die Einwohnerzahl drastisch zurückgegangen und dementsprechend ist zurückgebaut worden. Es ist also ringsum leerer geworden und die Lichtverschmutzung geringer."

Weil das Planetarium in diesem Oktober 50 Jahre alt wird, lädt der Astronomische Verein Hoyerswerda an den kommenden drei Freitagen zu besonderen Abendveranstaltungen ein. Wenn das Wetter mitspielt, darf dabei selbstverständlich auch in den Himmel geguckt werden.

Vortrag mit anschließender Himmelsbeobachtung zum Jubiläum: 11.10.2019, 19 Uhr, "Das moderne kosmologische Weltbild"; 18.10.2019, 19 Uhr, "Kometen - Vagabunden im Sonnensystem"; 25.10.2019, 19 Uhr, "50 Jahre Mondlandung"

Historie - von 1966 bis 1969 wurde das Planetarium von rund 680 Bürgern gebaut
- mehr als 24.000 Aufbaustunden, freiwillig und ohne Bezahlung, wurden von Bürgern und Brigaden geleistet
- Eröffnung am 7.10.1969
- das Planetarium hat bis zu 60 Sitzplätze
- Kernstück in der 8-Meter-Kuppel ist der Sternprojektor ZKP1
- monatlich nutzt der Astronomische Verein Hoyerswerda das Planetarium für öffentliche Veranstaltungen

Quelle: MDR/ma

Dieses Thema im Programm bei MDR SACHSEN MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 10.10.2019 | 12:30 Uhr in den Regionalnachrichten aus dem Studio Bautzen

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