17.03.2020 | 17:25 Uhr | Update Chaos auf der A4 - DRK-Versorgungszug unterwegs
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Wegen der geschlossenen Grenze zwischen Polen und Deutschland kommt es am einzigen für Ausnahmefälle geöffneten Grenzübergang in Sachsen zum Megastau. Inzwischen staut sich der Verkehr von Görlitz auf einer Länge von mehr als 40 Kilometern. Die Zustände sind katastrophal. Zwischen den Lkw stehen Autos mit Familien, die Rettungskräfte sind im Dauerstress.

Auf der A4 Richtung Polen spitzt sich die Lage zu. Wegen der Grenzkontrollen in Polen staut sich der Verkehr auf deutscher Seite zwischen Bautzen-Ost und Ludwigsdorf inzwischen auf rund 43 Kilometer. Der Verkehr steht komplett still. Ein DRK-Versorgungszug ist in Richtung Görlitz unterwegs, um Medikamente und Nahrungsmittel an Lkw- und Autofahrer zu verteilen. Das DRK hatte zunächst versucht, über die Gegenfahrbahn die Menschen im Stau zu versorgen. Weil das zu gefährlich war, versuchen sie nun von hinten durchzudringen.
Medizinische Notfälle im Stau
Reporter berichten von katastrophalen Verhältnissen. Die Menschen im Stau seien schlichtweg verzweifelt. "Es gibt keine Toiletten weit und breit", so ein Reporter. "In einem Auto war eine Familie mit einem frisch operierten Kind. Außerdem stehen im Stau Tiertransporte. Auch für die ist es eine Katastrophe, sie stehen in der prallen Sonne und es ist extrem warm." Die Tiere werden zwischendurch von den Rettungskräften mit Wasser versorgt. Auch eine Person mit einem Herzinfarkt musste nach Reporterangaben medizinisch versorgt werden.
Angrenzende Bundesstraßen überlastet
Inzwischen sind das Technische Hilfswerk (THW) aus Bautzen und Görlitz im Einsatz. Die Görlitzer Kräfte fahren in den nächsten 24 Stunden vom Tunnel Königshainer Berger immer im Kreis die Strecke bis zur Grenze ab, ziehen eine Rettungsgasse und versuchen, Notfälle aus dem Stau zu holen.
Die Polizei hat ihre Motorradstaffel im Einsatz, die versucht, Pkw rauszuholen und sie zur nächsten Abfahrt zu lotsen. Doch da gibt es schon die nächsten Probleme: Die B6 und die B115 sind auch schon komplett überlastet. "Manche Autofahrer sind fast 20 Stunden auf der Autobahn und stehen seit mehr als zehn Stunden hier im Stau", berichtet ein Reporter. Nach Angaben einer Sprecherin des polnischen Grenzschutzes beträgt die Wartezeit 18 Stunden.
Bitte der Polizei:
Die Polizei bittet NUR Pkw-Fahrer, die A4 Richtung Görlitz bereits an der Abfahrt Bautzen-West zu verlassen und über die B96/B6 in Richtung Görlitz zu fahren.
Die Polizei appelliert an alle Kraftfahrer im Stau, eine Rettungsgasse zu bilden. Es ist untersagt, den Seitenstreifen zum schnelleren Vorankommen zu nutzen oder zu versuchen zu wenden.
Auf der B115 zwischen Görlitz und Kodersdorf gibt es ebenfalls Stau, eine Umleitung gibt es NUR für Pkw über Klingewalde und Zodel entlang der polnischen Grenze
Blockabfertigung im Tunnel Königshainer Berge
Um eine weitere Verbreitung des Coronavirus zu erschweren, hatte Polen am Wochenende an 58 Grenzübergängen zu Deutschland, Tschechien, der Slowakei und Litauen wieder Kontrollen eingeführt. Internationale Flug- und Zugverbindungen wurden ausgesetzt. Polen können in ihre Heimat zurückkehren, müssen aber für 14 Tage in Quarantäne. Ausländer dagegen dürfen nur in Ausnahmefällen ins Land. Für den Warenverkehr gibt es keine Begrenzungen. Am Tunnel Königshainer Berge wurde eine Blockabfertigung für Lkw eingerichtet, damit die Laster nicht in der gut drei Kilometer langen Röhre halten müssen.
Rückstau auch an der tschechischen Grenze
Die Situation an der tschechischen Grenze sei entspannter, sagte ein Sprecher der Bundespolizei in Pirna am Dienstag. Wegen der tschechischen Kontrollen komme es zwar auch auf der A17 zu einem Rückstau - allerdings nicht in dem Maße wie auf der A4, so der Polizeisprecher.
Quelle: MDR/ma/dk
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