28.04.2020 | 07:45 Uhr Altenheim in Chemnitz macht Besuche von Angehörigen möglich
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Seit fünf Wochen gilt für die sächsischen Pflegeeinrichtungen ein absolutes Besuchsverbot. In einem Chemnitzer Altenheim sind Besuche wieder möglich. In sogenannten Besuchsboxen können sich die Familien treffen.

Das Matthias-Claudius-Haus, ein Pflegeheim der Stadtmission Chemnitz, hat eine Lösung gefunden, mit der sich Angehörige trotz der Besuchseinschränkungen treffen können. In der Cafeteria des Pflegeheims, die aufgrund der Schutzmaßnahmen derzeit nicht genutzt werden kann, sind drei sogenannte Besuchsboxen aufgestellt worden. Dort können sich Angehörige und Bewohner, getrennt durch eine Plexiglaswand, treffen und miteinander Kontakt halten.
Problemlösung in nur drei Wochen
Die Gesprächsboxen hat ein Chemnitzer Geschäftsmann gebaut und dem Altenheim zur Verfügung gestellt. Hartmut Schäfer, der mit seinem Unternehmen "Deep Orange" auch im Messebau und für Labore tätig ist, hat sich auf das Experiment eingelassen. "Wir haben die Lösung zuerst mit dem Matthias-Claudius-Haus entwickelt. Bei der nötigen Genehmigung durch das Sozialministerium haben wir dann eigentlich offene Türen eingerannt."
Nach drei Wochen Entwicklung und Einbau der etwa 12.000 Euro teuren Boxen gibt es für die 141 Bewohner des Matthias-Claudius-Hauses wieder einen Lichtblick nach draußen, wenn auch nur durch Plexiglas.
Großes Interesse bei Sozialministerin Köpping
Sachsens Sozialministerin Petra Köpping war am Montag extra zu einem Besuch ins Altenheim gekommen, um das Projekt kennenzulernen. Es sei beispielhaft, so die Ministerin. Für die Menschen in den Alten- und Pflegeheimen sei es gerade nicht einfach, die Corona-Zeit ohne Kontaktmöglichkeiten durchzustehen. "Deshalb begrüße ich es sehr, wenn die Einrichtungen in eigener Verantwortung Lösungen und Varianten finden, mit denen der Kontakt der Bewohnerinnen und Bewohner zu ihren Familien ermöglicht wird." Es sei vieles möglich, wenn die Hygienevorschriften eingehalten werden. "Die Menschen brauchen auch in dieser Zeit Annehmlichkeiten. Die Möglichkeit, Besuche zu empfangen, gehört dazu."
Mich erreichen Mails, wo Leute sagen: Lieber möchte ich gar nicht mehr leben, wenn ich meine Verwandten, meine Kinder, meine Enkel nicht sehen darf. Und das geht zu Herzen. Deswegen bin ich froh, dass es solche Möglichkeiten gibt.
15 Minuten wird desinfiziert
Seit die Angehörigen der Bewohner mit einem Brief auf die neue Besuchsmöglichkeit aufmerksam gemacht wurden, hat das Telefon im Matthias-Claudius-Haus fast ununterbrochen geläutet. Nun werden die Termine koordiniert, damit die Besuche ohne Gefährdung ablaufen können. Um die strengen Hygieneregeln einzuhalten, sind die Besuche auf 45 Minuten beschränkt. Danach werden die Boxen 15 Minuten desinfiziert, um jegliches Gesundheitsrisiko für die Besucher auszuschließen.
Und wie finden es die Bewohner? "Man kommt sich vor wie bei der Polizei, wenn einer aus dem Gefängnis kommt und die Angehörigen sitzen vor der Scheibe", lacht Annemarie Schumann. "So ist das dann eben, aber besser als gar nichts."
Natürlich ist ein Restrisiko, dass doch Händchen gehalten werden möchte, wo wir natürlich dann schon auf die Angehörigen einwirken und sensibel versuchen sie zu motivieren, zu sagen: Wir sprechen tatsächlich nur und keine Umarmungen oder Händchenhalten, dass wir versuchen die Keime weiterhin auch außerhalb des Hauses zu halten.
Die Besuchsregelung ist durch durch die Corona-Schutz-Verordnung vom 17. April 2020 möglich geworden, die unter strengen Auflagen für Heime Ausnahmen vom Betretungs- und Besuchsverbot erlaubt.
Quelle: MDR/tfr/dk/dpa
Dieses Thema im Programm bei MDR SACHSEN
MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 27.04.2020 | 18:30 Uhr in den Regionalnachrichten aus dem Studio Chemnitz
MDR SACHSENSPIEGEL | 27.04.2020 | 19:00 Uhr