Vegane Ernährung Chemnitzerinnen gründen erste Tofu-Manufaktur in Sachsen

30. September 2020, 17:50 Uhr

Tofu hat auf dem Speiseplan von MDR-SACHSEN-Redakteurin Anett Linke bisher keinen Platz. Sie isst zwar gern vegetarisch, aber ihre einzige Begegnung mit Tofu war keine Liebe auf den ersten Biss. Doch sie ist neugierig und lässt sich von Julia Jeschek und Lisa Preuße, den Gründerinnen von Sachsens erster Tofu-Manufaktur, gern eines Besseren belehren.

Zwei Frauen mit einem Tofugericht in einer Schüssel
Die Chemnitzerinnen Lisa Preuße und Julia Jeschek haben im Juni die erste Tofurei in Sachsen gegründet. Bildrechte: MDR/Anett Linke

Bei Tofu denken viele an diese komische, etwas quietschige weiße Masse aus dem Supermarkt. Dass Tofu auch anders aussehen und schmecken kann, wollen Julia Jeschek und Lisa Preuße mit ihrer "Tofubar" beweisen. Das Unternehmen ist die erste sogenannte Tofurei in Sachsen und besteht seit Mitte Juni. "Wir beide haben vorher noch nie so richtig guten Tofu gegessen", erzählt Preuße. "Nachdem wir das jetzt für uns entdeckt haben, möchten wir es anderen Leuten näherbringen, dass es ein riesen Unterschied ist, ob man frischen Tofu isst oder den fertigen aus dem Supermarkt."

Tofu-Machen im Selbstversuch

Diesen Beweis wollen die beiden in Penig erbringen. Da sie nur eine sehr kleine Produktionsstätte in Chemnitz haben, treffen wir uns in der Küche von Ernährungsberaterin Lisa Heinig. Die Küche haben sich Preuße und Jeschek für meine Einweisung in die Kunst des Tofu-Machens geborgt.

Bislang produzieren sie ihren Tofu nur nebenberuflich. Doch bereits jetzt sind sie auf der Suche nach einer größeren Produktionsstätte. "Es läuft ganz gut an mit den Bestellungen", sagt Jeschek. Drei bis vier Kilo Tofu produzieren sie aktuell pro Woche.

Auf der Suche nach der perfekten Herstellung

Die Sojabohnen sind bereits acht bis zehn Stunden vor Beginn der Zubereitung eingeweicht worden und werden nun erst einmal püriert. Zusammen mit heißem Wasser wird die Masse aufgekocht. Die Masse sieht zu diesem Zeitpunkt etwa wie Grießbrei aus. "Wir haben natürlich erstmal Zuhause in der Küche angefangen", erzählt Jeschek. Sie hatte bei einer Japanreise Einblick in die Tofuwelt bekommen. Eine perfekte Methode zur Herstellung hat sie aber nicht mitgebracht. "Wir haben viel einfach selbst ausprobiert und jetzt eine Methode, die für uns funktioniert." Auch die Raumtemperatur spiele eine entscheidende Rolle.

EIne Frau rührt in einem großen Topf.
Lisa Preuße muss die Sojamasse gut durchrühren, damit nichts anbrennt. "Es ist ähnlich wie bei kochender Milch", erzählt sie. Bildrechte: MDR/Anett Linke

Inzwischen steigt der Schaum im Topf nach oben. Das ist das Zeichen, dass die Masse ab jetzt zehn Minuten unter ständigem Rühren kochen muss. Bei der Größe des Topfes ist das schon eine sportliche Herausforderung. "Den Kochlöffel haben wir uns extra anfertigen lassen", lacht Preuße. "So große gab es nicht zu kaufen." Beim Kochen bleibt Zeit, sich zu unterhalten.

Ihre Sojabohnen beziehen die beiden von einem Bio-Bauernhof in Bayern. "Es war uns sehr wichtig regionale Produkte zu verwenden und nachhaltig zu produzieren", so Preuße. Deswegen werden ihre Produkte auch in Pfandgläser verpackt. Plastik sei keine Option. Der Vertrieb erfolge zurzeit online im Bereich Chemnitz und bei einem lokalen Marktangebot. Doch sie seien schon in Gesprächen mit Unverpacktläden und wollen auch die Lieferung zukünftig ausbauen.

Impressionen der Tofu-Herstellung

Sojabohnen in einem Sieb
Die Sojabohnen sind bereits acht bis zehn Stunden vor Beginn der Zubereitung eingeweicht worden. Das Wasser wird abgegossen, bevor die Bohnen weiterverarbeitet werden. Bildrechte: MDR/Anett Linke
Sojabohnen in einem Sieb
Die Sojabohnen sind bereits acht bis zehn Stunden vor Beginn der Zubereitung eingeweicht worden. Das Wasser wird abgegossen, bevor die Bohnen weiterverarbeitet werden. Bildrechte: MDR/Anett Linke
Tofubmasse in einer Schüssel
Die Sojabohnen werden nun in einem Mixer püriert. Parallel wird Wasser in einem großen Topf zum Kochen gebracht. Bildrechte: MDR/Anett Linke
Frau rührt in Topf
Die Sojabohnenmasse wird in das kochende Wasser gerührt und aufgekocht. Wenn der Schaum hochsteigt, muss die Masse noch weitere zehn Minuten unter ständigem Rühren gekocht werden. Bildrechte: MDR/Anett Linke
Tuch über einem Topf
Die Sojamasse wird in ein Tuch gegossen und die Sojamilch herausgedrückt. Bildrechte: MDR/Anett Linke
Zwei Frauen in einer Küche
Während Julia Jeschek die Sojamilch herausdrückt, überprüft Lisa Preuße die Sojamilch auf ihren Geschmack. Bildrechte: MDR/Anett Linke
Tofu
Das Okara, das Sojabohnenschrot, bleibt nach dem Herauspressen der Sojamilch übrig und kann für andere Produkte weiterverarbeitet werden. Bildrechte: MDR/Anett Linke
Tofumasse
Die Sojamilch wird mit Salz aufgekocht und zum Stocken gebracht. Dann kommt die Masse in die Presse. Bildrechte: MDR/Anett Linke
Holzpresse
Mit der Holzpresse wird die Molke aus der Sojamasse herausgepresst. Bildrechte: MDR/Anett Linke
Tofu
Der fertige Tofublock ist noch warm, wenn er aus der Presse kommt. Bildrechte: MDR/Anett Linke
Mit Blüten und Kräutern verzierter Tofu auf einem Teller
Der Tofu kann in Portionsgrößen geschnitten und direkt gegessen oder noch gebraten werden. Bildrechte: MDR/Anett Linke
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Nutzung der ganzen Sojabohne

Die Masse hat lange genug gekocht und wird in ein Tuch gegossen. Die Sojamilch wird durch das Tuch in einen Topf gedrückt. Übrig bleibt das sogenannte Okara, das Sojabohnenschrot. "Wir wollen die ganze Bohne nutzen, deswegen stellen wir aus dem Okara zum Beispiel vegane Bolognese und Gnocci her", sagt Jeschek.

Die Sojamilch wird mit Salz zur Gerinnung gewürzt, erhitzt und stockt dann. Man brauche etwas Geduld bei dem Prozess, erklärt Jeschek. Normalerweise bereiten die beiden Frauen in der Zwischenzeit verschiedene Marinaden zu. Ihren Tofu gibt es nämlich zur Zeit nicht nur pur, sondern auch in den Geschmacksrichtungen Senf, Orange-Paprika und Ingwer. Neu dazukommen soll in Kürze eine Kräutervariante.

Männer kaufen lustigerweise alle die Sorte Senf.

Lisa Preuße Unternehmerin

Tofugericht mit Reis auf einem Teller
Der Tofu aus der "Tofubar" kann roh gegessen werden. "Aber er schmeckt auch sehr gut gebraten zu asiatischen Gerichten", sagt Julia Jeschek. Bildrechte: MDR/Anett Linke

Nach dem Stocken muss die Sojamasse in eine Presse, um die Molke herauszupressen. Auch die Presse haben sie sich extra anfertigen lassen. Nach knapp eineinhalb Stunden ist der Tofu dann fertig. Etwas skeptisch koste ich und bin positiv überrascht. Mit dem Supermarkt-Tofu hat dieses Produkt nicht viel gemeinsam.

Es ist weich und ähnelt von der Konsistenz ein bisschen an Käsekuchen. Der Geschmack ist relativ neutral. Nur leicht schmeckt man das typische Aroma der Sojabohne durch. Ich kann mir sehr gut vorstellen, damit zu kochen. Schließlich hat Hähnchen auch einen geringen Eigengeschmack und wird durch die Zubereitung erst richtig lecker. Die Liebe auf den ersten Blick war es damals bei meinem ersten Versuch nicht, aber jetzt hat der Tofu sich einen Platz auf meinem zukünftigen Speiseplan erobert.

Quelle: MDR

Dieses Thema im Programm bei MDR SACHSEN MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 30.09.2020 | 11:30 Uhr in den Regionalnachrichten aus dem Studio Chemnitz

1 Kommentar

Kolo78 am 30.09.2020

Okay ... nicht mein Ding, aber wem es schmeckt!? Guten Hunger! :-)

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