Geschäftsidee Brasilianisches Nationalgericht "Feijoada" to go in Penig
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Eigentlich sollte der neue Standort des brasilianischen Kaffeehauses "Vila Hermes" mit einem großen Fest eröffnet werden. Durch die Corona-Pandemie wurde daraus nichts. Geöffnet hat das brasilianische Betreiber-Ehepaar Michele und Rodriguez mit dem gar nicht so brasilianischen Nachnamen Hermisdorff trotzdem seit Mitte Januar. Es gibt das brasilianische Nationalgericht Feijoada zum Mitnehmen. Rodriguez Hermisdorff freut sich über den Zuspruch. "Zwei Tage nach der Veröffentlichung hatten wir schon 30 Bestellungen für das erste Wochenende"
Feijoada Die "Feijoada" ist ein Bohneneintopf mit Schweine- oder Rindfleisch und diversen anderen Zutaten. Das Gericht ist in Portugal und in vielen ehemaligen portugiesischen Kolonien bekannt. Brasilien war so eine Kolonie. Dort ist sie inzwischen Nationalgericht.
Kunden sind gespannt auf fremdländische Küche
Schon die erste Kundin, die Hermisdorffs mit der "Feijoada" to go versorgen, lobt das Café. "Ich kenne die Hermisdorffs schon eine Weile und war auch schon im Café Kundin. Als ich gehört habe, dass es jetzt hier brasilianisches Essen gibt, wollte ich das sofort probieren." Sie sei gespannt, auf den unbekannten Geschmack. Auch bei den nächsten Penigern, die vorbeikommen, bleibt Zeit für ein kurzes Gespräch. Es geht um die Schule der Kinder, um die kleinen und größeren Schwierigkeiten des Corona-Alltags. Man kennt sich in Penig und man schätzt sich. Eine andere Kundin sagt. "Man muss doch die kleinen Händler unterstützen!" Am Tag vor den Geschäftsschließungen habe sie überall in Penig noch einmal eingekauft. "Auch wenn ich nicht alles wirklich gebraucht habe." Hermisdorffs fühlen sich wohl in der kleinen Stadt.
Brasilianer mit Wurzeln in Penig
Die Vorfahren von Joao Eduardo Tanuri Rodriguez Hermisdorff - so der vollständige Name des Vila-Hermes-Chefs - wanderten im 19. Jahrhundert nach Brasilien aus. Der Peniger Wilhelm Hermsdorf bestieg mit seiner späteren Frau Juliana Emmerich 1837 ein Schiff nach Brasilien, sagt Hermisdorff.
Ob es außer uns noch Nachfahren hier in der Gegend um Penig gibt, weiß ich nicht. Aber vielleicht meldet sich ja jemand mal bei mir. Wer weiß?
Um in der sächsischen Familiengeschichte zu stöbern, hätte er in alten Kirchenbüchern nachschauen müssen. "Aber ich kann die altdeutsche Schreibschrift nicht entziffern", sagt er. In Brasilien hätten sich seine Vorfahren im Minas Gerais, einem Gebiet von der ungefähren Größe Deutschlands, niedergelassen. Bis heute baut seine Familie dort Kaffee an. Hermisdorff sei mit seiner Frau und den drei Kindern 2017 zurück in die unbekannte alte Heimat gekommen, um hier ein brasilianisches Café zu eröffnen. Jetzt sind es schon zwei, denn in Wolkenburg gibt es die erste Filiale.
Kampf gegen Bürokratie
Die Hermisdorffs kämpfen Tag für Tag nicht nur mit dem Lockdown, sondern auch mit der Bürokratie. Anträge bei den Behörden dauern lange, SAB-Kredite werden nicht gewährt und ein dringend notwendiger Autokauf wäre fast gescheitert, sagt Hermisdorff. "Grund dafür ist, dass unsere Aufenthaltserlaubnis immer nur kurzfristig verlängert wird. Im Moment kommen die Behörden wohl nicht nach. Deshalb haben wir nur ein provisorisches Papier in den Händen." Beim Steuerzahlen spiele das dann aber keine Rolle, fügt er lachend hinzu. Auch von der Novemberhilfe habe er noch nichts erhalten.
Jede Situation ist für uns ein Kampf.
Im Moment kann Familie Hermisdorff nur auf das Ende des Lockdowns warten und sich mit dem Verkauf von Speisen und abgepacktem brasilianischen Kaffee über Wasser halten. Nach dem Lockdown soll zur "Vila Hermes" im Sommer ein Biergarten dazukommen. "Und das Eröffnungsfest holen wir dann nach. Mit vielen Gästen, Musik und Tanz," sagt er lachend, während er den nächsten Kunden hereinwinkt.
Quelle: MDR/tfr
Dieses Thema im Programm bei MDR SACHSEN MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 13.01.2021 | 19:00 Uhr in den Nachrichten