
Heimplätze und Altwerden Kostenschock für Pflegeheim-Bewohner und ihre Familien in Sachsen
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Betreiber von Pflegeheimen in Sachsen haben ihre Kostenbescheide an Pflegebetroffene und deren Angehörige verschickt. Die Zuzahlungen für einen Heimplatz steigen monatlich um 200 bis 500 Euro - egal, ob das Heim im Vogtland, in Dresden oder in der Oberlausitz liegt. Für viele ist das ein Schock - wie ein Beispiel aus dem Landkreis Zwickau zeigt.

In diesen Tagen haben Tausende Familien in Sachsen die Kostenbescheide für die Unterbringung ihres Angehörigen im Pflegeheim bekommen. Bei vielen war der Schreck groß, denn: "Die Erhöhungen liegen zwischen 200 und 500 Euro. Die Steigerungen sind unabhängig vom Heim und bei allen Anbietern", hat Matthias Steindorf vom Paritätischen Wohlfahrtsverband Sachsen festgestellt. Der Spitzenverband kritisiert diese Steigerungen. "Das ist sehr viel Geld für die Betroffenen. Bei vielen reichen die Renten nicht mehr aus, um den Heimplatz zu bezahlen."
Angehöriger fühlt sich von Bundesregierung veralbert
Seit fünf Jahren wird Armin Winklers Ehefrau im Pflegeheim versorgt. Mit der Betreuung ist der 70 Jahre alte Senior aus Pleißa im Landkreis Zwickau sehr zufrieden. Dass er jetzt für den Pflegeplatz seiner Frau mit Pflegegrad 5 rund 50 Prozent mehr bezahlen muss, findet Armin Winkler unverschämt. "Wir hatten bislang einen Eigenanteil von 900 Euro." Nun kommen nochmals 450 Euro hinzu. "Das ist sehr viel. 1.350 Euro jeden Monat Eigenanteil. Das wird hart", schätzt er und kritisiert das Bundesgesundheitsministerium für diese Finanzpolitik. "Ich weiß nicht, ob die Entlastung so aussieht, dass man 450 Euro mehr bezahlen muss", ärgert sich der Angehörige. Er hatte mit moderaten Steigerungen gerechnet, nicht jedoch mit 50 Prozent mehr. Die Renten der Eheleute werden nicht ausreichen. Winkler will erst einmal aus dem Ersparten zuschießen.
Die Pflegekräfte machen einen schweren Job. Sie haben höhere Löhne verdient. Aber ob das jetzt die richtige Maßnahme war, alles auf die Angehörigen abzuwälzen, obwohl man das erst anders versprochen hat.
Grund für die Erhöhung sind unter anderem Lohnsteigerungen bei einem Teil Pflegefachkräfte. "Seit 1. Januar bekommen unsere Pflegefachkräfte 14 Prozent mehr Lohn", erklärt beispielsweise Ulrike Peter, Sprecherin des DRK-Kreisverbandes Dresden MDR SACHSEN. Weitere Gründe seien zusätzliche Stellen, die im Pflegebereich geschaffen wurden und gestiegene Sachkosten.
Was tun, wenn die Rente nicht reicht?
"Wenn die Einkommen nicht ausreichen und das Vermögen aufgebraucht ist, kann man Hilfe zur Pflege beim Sozialamt beantragen", so Matthias Steindorf. Das Amt bezahle die nicht gedeckten Heimkosten. Zudem würden gegebenfalls Kinder und Angehörige des Pflegebedürftigen im Heim für Unterhaltskosten herangezogen. Der Paritätische Wohlfahrtsverband sieht die Entwicklung in die falsche Richtung gehen. Per Gesetz müssten Höchstgrenzen für Zuzahlungen eingeführt und die Eigenanteile für Familie gedeckelt werden. Steindorf verlangt: "Die Zuschüsse aus der Pflegeversicherung müssen für Heimbewohner erhöht werden."
Wer bezahlt für einen Platz im Pflegeheim?
- Für die vollstationäre Pflege im Pflegeheim zahlt die Pflegeversicherung Geld. Die Höhe hängt vom Pflegegrad des Betroffenen ab. Es gibt 5 Stufen. Für Grad 1 gibt es 125 Euro, für die höchste Stufe 5 sind es 2.005 Euro monatlich.
- Pflegeheimplätze in Sachsen und Thüringen gelten als die preiswertesten in ganz Deutschland, mit rund 2.300/2.400 Euro Kosten bei den preiswertesten Anbietern im Monat. Hunderte Euro monatlich mehr sind es in den alten Bundesländern.
- Reichen die Kassenleistungen nicht aus, wird die Rente des Pflegebedürftigen herangezogen. Reicht auch das nicht, ist das Vermögen des Pflegebedürftigen zu nutzen.
Wenn auch dies nicht genügt, um die Heimplatz zu bezahlen, prüft das Sozialamt, ob Kinder oder Angehörige für den Unterhalt des Heimbewohners aufkommen können. Wenn nicht, zahlt das Sozialamt.
- Durchschnittlich zahlen in Deutschland Betroffene und ihre Familien 1.700 Eruo im Monat für einen Heimplatz dazu.
Quelle: pflegemarkt.com/Statistisches Bundesamt
Quelle: MDR/kk
Dieses Thema im Programm bei MDR SACHSEN MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 15.01.2019 | 16:30 Uhr in den Regionalreports aus den Studios Chemnitz und Dresden
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