Sachsen Modellbau: Boom im Handel, Frust bei Vereinen
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Die Corona-Pandemie sorgt für eine Renaissance der Modelleisenbahn. Hobbyeisenbahner und Bastler sorgen bei der Zubehörindustrie, nicht nur in Sachsen, für einen wahren Boom. Aber nicht alle können das genießen. Bei vielen sächsischen Modelleisenbahnvereinen rollt kein Zug über die Gleise, weil coronabedingt das Vereinsleben seit Monaten stillsteht.
Des einen Freud
Mit Volldampf durch die Krise, heißt es für Markus Hillig, den Geschäftsführer von Auhagen im erzgebirgischen Marienberg. Sein Modellbahnzubehör wird von Kunden wie im Fieber bestellt. Neue Kunden hat er gewonnen. Viele seien durch die Familie mit dem Eisenbahnvirus infiziert worden, erzählt er MDR SACHSEN.
Man besinnt sich. 'Ach, ich hatte als Kind ja mal eine Eisenbahn, und da steht ja noch was rum. Vielleicht ist es ja was für meine Kinder'.
Auch ehemalige Kunden hätten sich im Lockdown neu infiziert. Man könne ja nirgendwo hin und schaut dann, was steht auf dem Dachboden, was im Keller, erklärt sich Hillig den Boom. Er ist sich sicher, Corona sorgt dafür, dass sich mit dem Hobby Modellbau intensiver auseinandergesetzt wird.
Das spürt auch Denis Korn in Oschatz. Sein Modellbahnshop ist zwar derzeit geschlossen, online macht er aber dafür umso mehr Dampf. Vor allem Neueinsteiger und Hobbybahner seien gerade sehr aktiv, erklärt Korn. Das merke man an den Verkaufszahlen von Zubehörartikeln wie Lokomotiven, Anhänger, Gleise oder Dekorationen.
Es wird viel Zeit zu Hause verbracht, um Modellbahnplatten zu gestalten.
Des anderen Leid
Wie auf dem Abstellgleis fühlen sich dagegen Bernd-Peter Thiel und Wolf-Rüdiger Jacoby. Normalerweise frönen sie ihrem Hobby im Wurzener Modellbahnclub. Doch die Räume im ehemaligen Gewerkschaftshaus am Frisch-Auf-Sportplatz sind menschenleer, das Vereinsleben ruht - seit Monaten.
Jeder, der ein Hobby hat und das dann auf einmal über ein ganzes Jahr praktisch nicht mehr ausüben kann, das ist schon deprimierend.
Theoretisch könnten sich die beiden Männer mit ihrem Hobby ins Private zurückziehen. Doch dafür sind viele der Vereinsanlagen zu groß und zu komplex.
Seit 20 Jahren gibt es den Modellbauclub in Wurzen. Laut Bernd-Peter Thiel ist es eine aufeinander eingespielte verschworene Gemeinschaft. Hier helfe man sich gegenseitig, so Thiel. Doch auch das geht gerade nicht mehr. Auch alle Veranstaltungen und Präsentationen mussten im vergangenen Jahr ausfallen. Viel mehr noch als die Erlöse in der Vereinskasse fehlen den beiden die glänzenden Kinderaugen. Das ist es, was den Modellbauern aus Wurzen am meisten Spaß macht. So warten sie ungeduldig auf neue Signale, dass die Weichen für ihren Verein neu gestellt werden und ihre Züge wieder rollen dürfen.
Quelle: MDR/rk/bb
Dieses Thema im Programm bei MDR SACHSEN MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 19.01.2021 | 15:51 Uhr