09.04.2020 | 19:39 Uhr Gewalt und Missbrauch: So finden Kinder und Erwachsene Hilfe
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Der Rat der Experten, um die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus zu verlangsamen: Bleiben Sie möglichst viel zu Hause! In Familien mit Gewalt- oder Missbrauchsproblemen ist das aber fatal für die Opfer. Doch es gibt auch in dieser schwierigen Zeit Hilfe.

Seit Wochen sind viele Menschen durchgehend zu Hause, denn Schulen, Kitas und auch Arbeitsstellen haben in Sachsen geschlossen. Das kann eine belastende Situation für Familien sein - vor allem aber für Kinder. Rückzugsorte sind sehr eingeschränkt, wer Gewalt und Missbrauch in der Familie erlebt, hat weniger Möglichkeiten, sich Hilfe zu suchen.
Polizei: Keine Anhaltspunkte für gestiegene Gewalt
Petric Kleine vom Landeskriminalamt Sachsen stellt fest:
Es kann zu einer Zunahme der häuslichen Gewalt kommen. Durch Isolation und fehlende Kontakte gibt es wenig soziale Kontrolle.
Allerdings räumt der Polizist auch ein, dass es dafür zahlenmäßig noch keine Anhaltspunkte gebe. Das habe einen einfach Grund: Ein potenzielles Opfer habe weniger Hilfe bei einer Anzeige, weil Verwandte oder Freunde nicht vor Ort seien, um zu helfen und zur Polizei zu gehen. Sie kämen außerdem kaum aus dem Haus, um eine Anzeige erstatten zu können. Deshalb gehe man von einer Zunahme aus, aber in konkreten Zahlen könne das erst in ein paar Monaten beurteilt werden, sagt Kleine.
Sachsen: Mehr Geld für Schutz vor häuslicher Gewalt
Sachsens Gleichstellungsministerin Katja Meier zufolge bereitet sich der Freistaat aktuell auf eine Zunahme von Hilfegesuchen vor und baut Kapazitäten aus. Das Kabinett stellte zusätzliche Gelder in Höhe von 540.000 Euro zum Schutz vor häuslicher Gewalt in der Corona-Krise bereit. Engpässen in Schutzhäusern solle etwa mit zusätzlichen Unterkünften vorgebeugt werden. Seit Mitte März würden die Belegungszahlen der sächsischen Schutzeinrichtungen wöchentlich erfasst. Damit soll eine ansteigende Nachfrage sofort erkannt werden. Bislang sei aber noch kein Anstieg der Schutzgesuche in Frauenhäusern zu beobachten.
Görlitz: Eltern suchen öfter Rat beim Jugendamt
Das Jugendamt in Görlitz hat nach eigenen Angaben bereits festgestellt, dass seit Beginn der Ausgangsbeschränkungen die Zahl der Anrufe wegen familiärer Probleme gestiegen ist. Wie die Kreisverwaltung mitteilte, sind es oftmals die überforderten Eltern selbst, die Rat suchen und sich zu Hilfsangeboten erkundigen. Fälle von Vernachlässigung, Gewalt und Inobhutnahmen im Zusammenhang mit den Pandemie-Regelungen seien bisher in den Landkreisen Görlitz und Bautzen nicht bekannt.
Telefonberater in Sorge: Anrufe sind rückläufig
Telefonische Beratung aber auch Chat- und Online-Kontakte zu Beratungsstellen werden gerade für Kinder in der jetzigen Situation immer wichtiger. In einer Mitteilung des Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung heißt es dazu aktuell: "Erste Rückmeldungen von Beratungsstellen zeigen, dass Anrufe eher rückläufig sind." Experten zufolge liege das daran, dass von Missbrauch und anderer Gewalt gefährdete oder betroffene Kinder nicht unbeobachtet telefonieren könnten, wenn Täter ganztägig zuhause sind.
Auf Hilfsangebote aufmerksam machen
Die Internetseite kein-kind-alleine-lassen.de bietet deshalb gezielt Beratungsangebote für Kinder und Eltern an. Die finden hier Online-Hilfsangebote und Informationen dazu, was bei sexueller und anderer familiärer Gewalt zu tun ist.
Missbrauchsbeauftragter: "Kinder nicht aus den Augen verlieren"
Weiter sagte er: "Wir geben mit der Website den Menschen die Möglichkeit, aktiv mitzuhelfen. Wir wollen klarmachen: Schon das Aufhängen eines Flyers im Hausflur kann helfen, die Nachbarschaft daran zu erinnern, sich um Kinder und Jugendliche aus dem eigenen Umfeld zu kümmern und aufeinander aufzupassen."
Hilfe für Kinder
Telefonseelsorge
Telefonnummern: 0800 - 111 0 111 oder 0800 - 111 0 222 oder 116 123
Erreichbarkeit: rund um die Uhr
Mail- oder Chatseelsorge
Erreichbarkeit: rund um die Uhr
Allgemeine Informationen
Nummer gegen Kummer
Telefonnummer: 116 111 oder 0800 - 111 0 333
Erreichbarkeit: Mo - Sa von 14 - 20 Uhr und Mo, Mi, Do von 10 - 12 Uhr
Online-Beratung
Erreichbarkeit: Di, Fr 10 - 12 Uhr und Mi, Do 15 - 17 Uhr; Email-Beratung rund um die Uhr
Allgemeine Informationen
Kein Kind alleine lassen / Hilfeportal sexueller Missbrauch
Telefonnummer: 0800 - 22 55 530 (N.I.N.A. e.V.)
Mailberatung: beratung@save-me-online.de (N.I.N.A. e.V.)
Chatberatung (bke-Jugend)
Erreichbarkeit: Di, Do von 14 - 18 Uhr und Mi von 19 - 21:30 Uhr
Allgemeine Informationen
Weißer Ring (Opferberatung)
Telefonnummer: 116 006
Erreichbarkeit: täglich 7 - 22 Uhr
Online-Beratung
Allgemeine Informationen
Weitere Hilfsangebote für Kinder und Jugendliche
Auch das zuständige Jugendamt ist Ansprechpartner für Probleme zu Hause.
Hilfe für Erwachsene
Nummer gegen Kummer (für Eltern)
Telefonnummer: 0800 - 111 0 550
Erreichbarkeit: Mo - Fr von 9 - 17 Uhr sowie Di, Do von 10 - 12 Uhr
Allgemeine Informationen
Auch das zuständige Jugendamt ist Ansprechpartner für Probleme mit den Kindern oder Erziehungsschwierigkeiten.
Telefonseelsorge
Telefonnummern: 0800 - 111 0 111 oder 0800 - 111 0 222 oder 116 123
Erreichbarkeit: rund um die Uhr
Mail- oder Chatseelsorge
Erreichbarkeit: rund um die Uhr
Allgemeine Informationen
Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen
Telefonnummer: 08000 - 116 016
Erreichbarkeit: rund um die Uhr
Chatberatung
Erreichbarkeit: täglich 12 - 20 Uhr
Onlineberatung
Allgemeine Informationen
Weißer Ring (Opferberatung)
Telefonnummer: 116 006
Erreichbarkeit: täglich 7 - 22 Uhr
Onlineberatung
Allgemeine Informationen
Anonyme Alkoholiker
Telefonnummer: 08731 - 32573 12
Mailberatung: erste-hilfekontakt@anonyme-alkoholiker.de
Hilfe für Angehörige
Telefonseelsorge
Telefonnummern: 0800 - 111 0 111 oder 0800 - 111 0 222 oder 116 123
Erreichbarkeit: rund um die Uhr
Mail- oder Chatseelsorge
Erreichbarkeit: rund um die Uhr
Allgemeine Informationen
Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen
Telefonnummer: 08000 - 116 016
Erreichbarkeit: rund um die Uhr
Chatberatung
Erreichbarkeit: täglich 12 - 20 Uhr
Onlineberatung
Allgemeine Informationen
Allgemeine Hilfestellungen zum Verhalten von Angehörigen und außenstehenden Erwachsenen
Quelle: MDR/kp/dpa
Dieses Thema im Programm bei MDR SACHSEN MDR AKTUELL Radio | 09.04.2020 | 17:00 Uhr in den Nachrichten