Not macht erfinderisch Dresdner verwandeln Wohnstuben in asiatische Kampfsportplätze
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Damit Vereinsmitglieder in Dresden-Löbtau fit bleiben und dem Verein die Treue halten, bieten zwei Taekwondo-Trainer Onlinestunden an. Sportler aus ganz Deutschland üben mit - manche sogar viel fleißiger als sonst. MDR SACHSEN hat sich das Wohnzimmertraining genauer angesehen.
Gruppen- und Vereinstraining ist in Sachsen untersagt. Aber Trainingsausfall kommt für das Taekwondo-Lehrerpaar in Dresden-Löbtau nicht infrage. Schon während des ersten Lockdowns haben die beiden Kampfsportlehrer Franziska Graube-Kühne und Ehemann Tim Kühne Onlinestunden angeboten. Dafür hatten sie sich mit Kampfsportschulen aus Dingolfingen, Garmisch-Partenkirchen und Wiesbaden zusammengetan. Gemeinsam bieten sie nun jeden Tag Trainingsstunden an.
Freitags sind immer die beiden Dresdner dran. Um die 45 Teilnehmer melden sich im Chat an. Wie viele online verteilt im Bundesgebiet tatsächlich zuschauen oder mitmachen, wissen die beiden Sachsen nicht. Mails haben sie schon aus Hamburg, Genthin und Freiburg bekommen.
Viele Vereine wollen mit Onlinetraining nichts zu tun haben oder sagen, dass das eh nichts nützt. Aber wenn das Vereinsgefüge stimmt, dann funktionieren solche Videostunden zur Überbrückung auch so.
Onlinestunden als Überbrückung
"Die Online-Aktion an sich ist purer Optimismus und mit echtem Vereinsleben nicht vergleichbar. In der Gruppe Sport zu treiben, ist doch noch etwas anderes", meint Franziska Graube-Kühne. Aber sie wollten ihren Vereinsmitgliedern trotz aller Corona-Beschränkungen einen Weg zeigen, am Sport dranzubleiben und etwas für ihre Fitness zu tun. "Nach dem ersten Lockdown hatten wir ungefähr drei Monate lang zu tun, unsere Mitglieder wieder auf den Fitnessstand zu bringen, den sie vor der Pause im März hatten", erinnert sich die Taekwondo-Trainerin.
Sie freut sich darüber, dass auch in Zeiten des Teillockdowns so viele regelmäßig mittrainieren - Schüler und Erwachsene. Manche würden plötzlich fünf Mal in der Woche mitmachen und seien fleißiger als sonst. Andere trainierten derzeit seltener als sonst analog. Aber Vereinsabmeldungen habe es trotz Corona-Unterbrechungen noch nicht gegeben.
Wenn Papa und Sohn das Wohnzimmer umräumen
Anthony Ruhnau und sein Sohn Ephraim versuchen zwei bis drei Mal in der Woche in der heimischen Dachgeschosswohnung mitzutrainieren. "Mein Sohn drängelt immer schon und motiviert mich." Der Elfjährige hat den grünen Gürtel. Sein Vater den gelben, zwei Stufen unter dem grünen. In der 15 Quadratmeter großen Wohnung könne man aber nicht so intensiv trainieren wie in der Sporthalle. "Manchmal ist es etwas eng und man kommt sich in die Quere", erklärt Anthony Ruhnau.
Das Onlinetraining ist besser als gar nichts. Nach einer Stunde hat man das Gefühl, wirklich etwas geschafft zu haben.
Spaß und Entertainment für die Hobbysportler
Fürs Training zu Hause müssen auch die Lehrer immer ihr Wohnzimmer freiräumen, den Teppich wegschieben und Stühle beiseite stellen, bevor es losgehen kann. "Wir raten allen, die mitmachen, vorher ihren Nachbarn Bescheid zu geben, damit die sich nicht wundern, wenn es plötzlich poltert, nur weil wir Sprünge und Tritte üben", erzählt Tim Kühne.
Er versucht, auch die Hobbysportler zu Hause ein bisschen zu unterhalten, lässt sie am Computer um die Wette rennen, ruft aufmunternde Sprüche zu und amüsiert sich über eigene Missgeschicke. "Manchmal muss ein Kissen als Trainingspartner herhalten." Seine Frau hat mit dem Kissen auch schon aus Versehen einen Lampenschirm ramponiert. "Spaß muss sein, gerade beim Training für Kindern", sagt Franziska Graube-Kühne.
Eltern geben uns extrem dankbares Feedback und freuen sich, dass sich ihre Kinder bei unserer Stunden überhaupt mal bewegen.
Quelle: MDR/kk