Geschichte Gedenkstätte Torgau veröffentlicht Datenbank zu NS-Militärrichtern
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Die Stiftung Sächsische Gedenkstätten hat eine, nach eigenen Angaben, bislang einmalige Datenbank über die Kriegsrichter der Wehrmacht ins Internet gestellt. Gemeinsam mit dem Dokumentations- und Informationszentrum Torgau (DIZ) und dem Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung (HAIT) an der TU Dresden habe man Daten zu rund 2.000 deutschen Militärrichtern des NS-Regimes zusammengetragen. Die umfangreichen Recherchen und die Erarbeitung der Datenbank habe die Hamburger Historikerin Claudia Bade verantwortet.
Einmalige Datensammlung für die Wissenschaft
Der stellvertretende Direktor des HAIT, Clemens Vollnhals, sagte, die nun verfügbaren Daten würden die Erkenntnisse über die Richter als willfährige Akteure der NS-Militärjustiz im Dienste des Angriffs- und Vernichtungskrieges erheblich vertiefen. "Ich freue mich, dass wir diese einmalige Datensammlung für Forschung und Öffentlichkeit bereitstellen können", sagte der kommissarische Geschäftsführer der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, Sven Riesel.
Torgau Zentrum der NS-Militärjustiz
Die Stadt Torgau an der Elbe war laut Stiftung im Zweiten Weltkrieg eines der wichtigsten Zentren der Militärjustiz des Nationalsozialismus im besetzten Europa. Der oberste Gerichtshof der Wehrmacht, das Reichskriegsgericht, hatte seit 1943 seinen Sitz in Torgau. Zudem hatte die Wehrmacht mit dem Beginn des Krieges zwei große Gefängnisse in der Stadt eingerichtet, davon mit dem Fort Zinna die größte ihrer Haftstätten. Viele der etwa 60.000 Häftlinge während des Zweiten Weltkriegs gehörten dem europäischen Widerstand an. Mehrere hundert Verurteilte wurden direkt in Torgau hingerichtet. Heute ist das DIZ Torgau ein europäischer Erinnerungs- und Lernort, der die Opfer der NS-Militärjustiz würdigt und das Unrecht dokumentiert.
Quelle: MDR/bj
Dieses Thema im Programm bei MDR SACHSEN MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 23.01.2021 | 14:00 Uhr in den Nachrichten