Kunsthandwerk Weihnachtsgeschenke aus der JVA Torgau
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Weihnachten steht vor der Tür und allmählich wird es Zeit, Geschenke für die Liebsten zu besorgen. Wer besondere Weihnachtsgaben unter den Baum legen will, könnte in Torgau fündig werden. Dort gibt es weihnachtliche Ware aus der Justizvollzugsanstalt. MDR SACHSEN hat sich angeschaut, was hinter Gitterstäben produziert wird.

Konzentriert sitzt Ronny an seiner Werkbank. Mit einer Dekupiersäge sägt er viele winzige Fensterlöcher aus einem halbfertigen Schwibbogen. Schloss Hartenfels in Torgau entsteht gerade unter seinen Händen. "Das ist sehr anspruchsvoll, weil da viele Kleinarbeiten sind", erklärt der Häftling, während er ein Fenster nach dem anderen freilegt. Seit zehn Jahren ist Ronny Häftling in der Justizvollzugsanstalt Torgau. Vor zwei Jahren hat er angefangen im Produktionsbetrieb für Holzkunst zu arbeiten - eine Arbeit, die ihm viel gibt und ihn auch irgendwie stolz macht.
Die Leute draußen sehen, was wir hier drin alles an Arbeiten machen - und keine Dummheiten.
Von der Therapie- zur Produktionsstätte
Seit 16 Jahren gibt es die Werkstatt in der JVA Torgau. Begonnen hatte alles als Kunsttherapieplatz. Allerdings war die Nachfrage nach Schwibbögen so enorm, dass aus der Therapie- eine Produktionsstätte wurde. Von Januar bis Dezember werden hinter Gittern Vogelhäuschen, beleuchtete Weihnachtsbäume aus Holz oder eben Schwibbögen hergestellt - allein diesem Jahr um die 200 Stück. Neben den Motiven Torgau und Leipzig habe man noch so einiges im Portfolio, erzählt Heike Krause, die Chefin des Kunstbetriebes: "Wir haben zum Beispiel auch Seiffen und Dresden im Angebot - und verschiedene neutrale Motive mit Bergansichten und so weiter." In der JVA werden sogar Wunschmotive angefertigt - zum Beispiel von der eigenen Dorfkirche. Aber auch Korbwaren oder kleine LED-Lichter für Kinder werden hier hergestellt.
Von der Motivgestaltung bis zur Montage ist hier alles Handarbeit. Zusammengebaut wird einen Raum weiter bei Christoph: "Wir kleben hier die Schwibbögen zusammen, damit die Leute es schön haben zu Weihnachten."
Statt Weihnachtsmarkt: Werksverkauf
Damit die Menschen draußen auch an die Gefängnis-Handwerkskunst kommen, hat die JVA normalerweise auf dem Torgauer Weihnachtsmarkt einen Stand. Doch in diesem Jahr wird das coronabedingt nicht der Fall sein. Deshalb wird die Ware jetzt mit eigenem Hygienekonzept direkt vor den Toren der Haftanstalt verkauft – bis Weihnachten nun jeden Donnerstag von 14 bis 19 Uhr. Und wer von weiter weg kommt, kann sich Schwibbögen und Co. aus der JVA auch im Internet ansehen.
Quelle: MDR/kp
Dieses Thema im Programm bei MDR SACHSEN
MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 26.11.2020 | 18:05 Uhr
MDR SACHSENSPIEGEL | 26.11.2010 | 19:00 Uhr