Ein mann steht vor einer Tafel.
Laszlo Szekelyhidi, Leibnizpreisträger 2018, Mathematisches Institut der Universität Leipzig Bildrechte: Karsten Möbius

Wichtigster Preis der Forschungsförderung Leipziger Mathematiker Szekelyhidi erhält Leibniz-Preis

20. März 2018, 09:12 Uhr

Er gilt als wichtigster deutscher Forschungsförderpreis: der Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis – benannt nach dem Universalgelehrten Leibniz. Am Montagnachmittag werden die Auszeichnungen in Berlin überreicht. Unter den Preisträgern finden sich diesmal auch Wissenschaftler aus Sachsen. Einer von ihnen ist der Leipziger Mathematik-Professor Laszlo Szekelyhidi.

Sollte man eines Tages ein Mathematik-Gen suchen, in der Familie von Laszlo Szekelyhidi könnte man fündig werden. "Mein Bruder ist auch Mathematiker. Er ist vier Jahre jünger und in den USA. Meine Eltern sind beide Mathematiker, aber auch meine Großmutter. Die Mutter meiner Mutter – war auch Mathematikerin. Also, es gibt sehr viele Mathematiker in meiner Familie", sagt der Forscher und lacht dabei.

Er war auch mal schlecht in Mathe

Szekelyhidi, 40 Jahre alt, hochgewachsen, spitzbübisches Grinsen im Gesicht, ist Mathematik-Professor an der Uni Leipzig. Und Nein, er wollte das nicht schon sein gesamtes Leben lang werden. Denn auch ihm fiel Mathe nicht immer leicht.

Auch für mich gab‘s Situationen in der Schule, wo das dann gar keinen Sinn ergeben hat. Oder die Prüfung war schwierig und ich hab das irgendwie gar nicht gut gemacht. Und da hilft es schon, wenn die Eltern, statt zu sagen: ist nicht schlimm, ich war auch schlecht in Mathe, wenn die Eltern versuchen, das in den Griff zu bekommen und zu helfen.

Laszlo Szekelyhidi, Universität Leipzig

Seine ersten Schuljahre verbringt er in seinem Geburtsort in Debrecen im Osten Ungarns. Als er 14 Jahre alt ist, zieht die Familie in die Golf-Region – nach Kuwait. Er studiert und forscht in England, der Schweiz, Leipzig, den USA und wird mit Anfang 30 Professor an der Universität Leipzig. In seiner Wunschstadt, wo er mit Frau und Tochter lebt. "Leipzig gefällt mir. Für meinen Geschmack hat es genau die richtige Größe. Es hat sehr viel Kultur auf einem wirklich sehr hohen Niveau. Ich lebe sehr gerne in Leipzig, wir genießen diese Stadt sehr."

Die wahrscheinlich wichtigste Wissenschafts-Auszeichnung in Deutschland

Als vor einigen Wochen eine Mail der Deutschen Forschungsgemeinschaft eintrifft, will Szekelyhidi sie zunächst gar nicht öffnen. Noch mehr Arbeit – denkt er. Umso größer dann die Überraschung. "Also ich musste das schon mehrmals durchlesen. Weil ich nicht glauben konnte, dass ich diesen Preis bekommen sollte. Natürlich war dieser Preis mir ein Begriff. Ich weiß auch, welche Mathematiker diesen Preis vor mir bekommen haben. Das ist ein riesig große Ehre, in den Club aufgenommen worden zu sein."

Der "Club" der Träger des Leibniz-Preises, der wahrscheinlich wichtigsten Wissenschafts-Auszeichnung in Deutschland, dotiert mit 2,5 Millionen Euro. Szekelyhidi will mit seinem Aniteil vom Preisgeld drei bis vier Nachwuchswissenschaftler einstellen und weiter an seinem Thema forschen – sogenannten partiellen Differentialgleichungen. "In der Mathematik braucht man eigentlich hauptsächlich Leute, mit denen man diskutieren kann. Keine großen Geräte oder Laboratorien. Sondern wirklich nur Leute! Da versuch ich auf der ganzen Welt Ausschreibungen zu starten und die Leute auch gezielt anzusprechen und nach Leipzig zu locken."

Das Flüstern des Wassers

Wer Szekelyhidis Forschungsthema ansatzweise verstehen will, sollte sich zunächst ein schönes Bad einlassen und dann überlegen, wie sich der Strahl aus dem Wasserhahn wohl in der Wanne verteilt.

Das ist eine im Detail sehr komplizierte Bewegung des Wassers. Und die Frage ist, können wir das irgendwie beschreiben? Im Detail sicher nicht, weil es eben sehr komplex ist. Trotzdem gibt es bestimmte Charakteristiken dieser Strömungen, die universal sind.

Laszlo Szekelyhidi, Universität Leipzig

Solche Strömungen übersetzt Szekelyhidi vereinfacht gesagt in mathematische Formeln. Genauer gesagt: Er prüft, ob diese Formeln Lösungen haben, die zur Realität – also zur Badewanne – passen.

Für diesen Denk-Marathon müssen Mathematiker wie er Probleme lösen können, zäh sein und abstrakt denken können. Und ein bisschen müssen sie wohl auch die Faszination teilen – für Mathematik. "Hauptsächlich diese Klarheit, dass man nicht viel um eine Sache herumreden kann. Es gibt ganz klare Aussagen, die sehr präzise formuliert werden und die sind entweder: Korrekt oder falsch."

Auch ein zweiter Forscher aus Mitteldeutschland erhält diesen Preis: der Nanowissenschaftler Oliver G. Schmidt aus Chemnitz. Schmidt wollte dem MDR kein Interview geben.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL Radio | 19. März 2018 | 06:50 Uhr

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