1.400 Probanden bei Restart-19 Corona-Experiment: Tim Bendzko spielt in Leipziger Arena
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Seit Monaten dürfen keine großen Konzerte oder Sportveranstaltungen mit viel Publikum stattfinden. Das Verbot von Großveranstaltungen gilt noch bis Ende Oktober. Wie es danach weitergehen könnte, wollen Forscher der Universitätsmedizin Halle in Leipzig herausfinden. Mit prominenter Unterstützung von Tim Bendzko wurde nun die Konzert-Studie durchgeführt.
Im Dienste der Wissenschaft gab es in der Arena Leipzig am Sonnabend das erste Großereignis seit Monaten. An der Corona-Studie nahmen anstelle der ursprünglich gewünschten 4.200 Probanden nur 1.400 Menschen teil. Der Leiter der Studie, Stefan Moritz von der Universitätsmedizin Halle/Saale, ist dennoch zufrieden. Mit den gesammelten Daten ließen sich valide Daten generieren. Er rechnet in sechs bis acht Wochen mit ersten Ergebnissen. Abschließend äußerte er noch ein Lob: "Das hat mich selbst überrascht, wie alle - Teilnehmer, Gastro-Partner und Produktion - die Masken diszipliniert getragen haben."
Bendzko singt, Wissenschaftler sammeln Daten
Auch Popstar Tim Bendzko zieht nach dem Experiment ein positives Fazit. Er habe bei seinen drei kurzen Auftritten ein überraschend gutes Gefühl gehabt. Seine Sorge, es fühle sich steril an, wenn alle mit Maske vor ihm sitzen, habe sich nicht bestätigt. Abschließend bezeichnete er den Tag als ersten Schritt Richtung Normalität.
Der Applaus zahlt keine Miete – deswegen ist es eklatant wichtig, dass wir wieder Veranstaltungen machen können.
Der Geschäftsführer des Handball-Vereins SC DHfK, Karsten Günther, zeigte sich am Ende des Tages emotional gerührt: "Das ist ein absoluter Glückstag für mich. Ich hatte beim letzten Lied von Tim Bendzko Pippi in den Augen." Die belebte Halle und Leute, die mitsingen, habe er beim Heimspiel vor 167 Tagen zuletzt erlebt. Er sorgt sich, dass "wir das nie wieder erleben, wenn wir nicht aufpassen".
Drei Konzert-Szenarien
Über den Tag verteilt wurden drei verschiedene Szenarien simuliert. Die Zuhörer mussten währenddessen FFP2-Masken und einen Tracer zur Abstandsmessung tragen. Zudem sollte mithilfe eines fluoreszierenden Desinfektionsmittels herausgefunden werden, welche Flächen häufig berührt werden. Am Ende soll ein mathematisches Modell entstehen, dass das Risiko eines Corona-Ausbruchs bei Großveranstaltungen errechnet. Die Studie sei kein Allheilmittel für die Eventbranche, aber ein wichtiger Beitrag für Events aller Art, fasst der Geschäftsführer der Arena Leipzig, Matthias Kölmel zusammen. "Wir sind sehr gespannt, was raus kommt."
Der Dekan der Medizinischen Fakultät an der Uni Halle, Michael Gekle, ergänzt, dass die Forscher Wege suchen, vom pauschalen Verbot von Großveranstaltungen wegzukommen. Laut Studienleiter Moritz sind ähnliche Experimente inzwischen auch in Australien, Belgien und Dänemark geplant. Der Versuch kostet nach Uni-Angaben rund eine Million Euro. Die Kosten übernehmen die Länder Sachsen und Sachsen-Anhalt.
Teilnehmer fühlten sich wie "Versuchskaninchen"
Wie sich das Experiment für die Teilnehmer angefühlt hat, berichtet MDR SACHSEN in einer Reportage von der Studie "Restart-19":
Quelle: MDR/cb
Dieses Thema im Programm bei MDR SACHSEN MDR SACHSENSPIEGEL | 22.08.2020 | 19:00 Uhr