Grünes Licht Leipzig bekommt ein neues Kreativ- und Kulturzentrum am Gleisdreieck
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Leipzig soll ein neues Kreativ- und Kulturzentrum erhalten. Auf dem 12.000 Quadratmeter großen Grundstück im Leipziger Süden entwickelt die Leipziger Club- und Kulturstiftung ein kulturelles Leuchtturmprojekt. Neben einer Konzerthalle, sollen im 6.000 Quadratmeter großen Innenraum Ausstellungsflächen und Ateliers entstehen, Bandproberäume und Studios. Büroräume für Startups aus den Bereichen Musik, Kunst und Kultur sind ebenso geplant wie Werkstätten und Gastronomie. Hinzu kommt ein Außenbereich mit insgesamt 12.000 Quadratmetern Platz für Open Air-Veranstaltungen und Spielplätze. Geplant ist ein nachhaltiger Betrieb mit erneuerbaren Energien.
Verdrängung als Chance
Hervorgegangen war das Projekt aus dem Umzug der Veranstaltungsstätten Distillery und TV Club. Beide müssen in den kommenden Jahren den Bauvorhaben am Bayerischen Bahnhof, sowie am Eutritzscher Freiladebahnhof weichen und suchten nach neuen Räumen. Hinzu kam die Galerie KUB als Projektpartner. Im vergangenen Jahr erwarb die Stiftung das Gelände. "Aus dem kleinen Umzug ist mittlerweile ein Stadtteilentwicklungsprojekt gewachsen", erklärt Distillery-Betreiber Steffen Kache.
Wir liegen hier praktisch im Zentrum von vier Stadtteilen und wir wollen diesen Ort nutzen, um sie miteinander zu verbinden.
Dazu gehört auch die Entwicklung eines Wegekonzepts, sagt Kache. Geplant ist, die Südvorstadt oberhalb des Gleisdreiecks mit zwei Brücken zu verbinden. Auch über eine S-Bahnhaltestelle namens "Marienbrunn" wird nachgedacht.
Anwohner skeptisch
Das würde auch die Bedenken der Anwohner und Kleingärtner beruhigen. Unmittelbar an das Gebäude grenzen einige Wohnhäuser. Die Anwohner sind skeptisch und wollen abwarten, wie sich das Großprojekt entwickelt. Einige Kleingärtner fürchten um ihr Refugium: "So wie ich das verstanden habe, wollen sie die Zufahrtsstraße verbreitern. Dann muss mein Garten weg und auch der von meinem Nachbarn."
Seit zwanzig Jahren habe ich meinen Garten hier. Da sind meine Kinder groß geworden. Jetzt wollen sie den wegreißen hier? Das geht doch nicht.
Gemeinsame Entwicklung
"Wir wollen hier niemanden verdrängen", macht Steffen Kache klar. "Das wäre ja auch völlig absurd, dass wir als Clubs, die wir verdrängt werden von Baumaßnahmen, dann jetzt hier hin kommen und sagen: Jetzt verdrängen wir mal die anderen. Das ist absolut nicht unsere Intention. Wir wollen alles dafür tun, damit hier niemand beeinträchtigt wird." Stattdessen soll das neue Kulturzentrum gemeinsam mit den Anwohnern entstehen. Man stehe im Austausch, sagt auch Jan Georgi vom TV Club.
Wir sind mit den Anwohnern nach einigen holprigen Anfängen jetzt, glaube ich, in Kommunikation, das Gesamtgleisdreieck zu entwickeln. Ich denke auch, dass die Widerstände so nicht gegeben sind, sondern viele die Chance sehen, die wir gemeinsam entwickeln können.
Eröffnung 2023
In der vergangenen Woche hatte der Stadtrat grünes Licht für das Vorhaben gegeben. Rund 18 Millionen Euro wird der Umbau voraussichtlich kosten, sagen die Verantwortlichen. Die Finanzierung soll vorrangig durch Fördermittel realisiert werden. Unter anderem wollen die Initiatoren Gelder aus dem Braunkohle-Ausstiegsfond beantragen, um einen "Music-Hub" für Nachwuchskünstler zu entwickeln. Die Arbeit am Bebauungsplan läuft. Die Eröffnung ist für 2023 geplant.
Gleisdreieck Marienbrunn Das ehemalige "Eisenbahnkraftwerk Leipzig-Connewitz; Instandhaltungswerk der Deutschen Reichsbahn" wurde 1905 oberhalb der Arno-Nitzsche-Straße im Stadtteil Marienbrunn errichtet und diente lange Zeit als Kohlekraftwerk zur Erzeugung von Elektrizität für die Deutsche Reichsbahn. Mitte der 1990er-Jahre wurde die Nutzung eingestellt, seitdem verfällt das denkmalgeschützte Objekt. Im Juni 2016 besetzten Linksautonome das Gebäude. Anfang 2019 wurde das sogenannte Black Triangle nach einer Anzeige durch den Eigentümer, die Deutsche Bahn, von der Polizei geräumt.
Quelle: MDR/lt
Dieses Thema im Programm bei MDR SACHSEN 17.11.2020 | 16:30 Uhr im Regionalreport aus dem Studio Leipzig