Neugründung unter Poggenburg AfD-Landesverband Sachsen bedauert Austritte von Mitgliedern

12. Januar 2019, 10:31 Uhr

In Sachsen haben mehrere AfD-Mitglieder ihren Austritt erklärt. Einige von ihnen sollen der neuen Partei von André Poggenburg angehören - dem "Aufbruch deutscher Patrioten". Markenzeichen: eine blaue Kornblume. Es sind nicht die ersten Abspaltungen bei den Rechtspopulisten.

In Sachsen haben mehrere Mitglieder der AfD ihren Austritt aus der Partei erklärt. Der Sprecher des AfD-Kreisverbandes Sächsische Schweiz/Osterzgebirge, Rolf Süßmann, schrieb am Donnerstag auf Facebook, Egbert Ermer, Jörg Borasch, Ute Fugmann und Bernhard Wedlich hätten am Mittwochabend bei einer Veranstaltung des Verbandes ihren Austritt erklärt. Dies hätten sie mit der ihrer Meinung nach "falschen Politik des AfD-Bundesvorstandes" begründet. Sie hätten außerdem erklärt, "dass es eine wie auch immer neue Bewegung geben wird, die den Konservatismus stärker betont."

"Das Projekt Parteigründung geht heute los"

Bernhard Wedlich, der bei Facebook als Bernhard Sachs auftritt, bestätigte dort den Austritt und schreibt: "In jedem Ende liegt ein neuer Anfang". Der "Spiegel" zitierte den Ex-Chef des AfD-Kreisverbands Sächsische Schweiz/Osterzgebirge, Egbert Ermer, einen Mitstreiter Poggenburgs, mit dem Satz: "Das Projekt Parteigründung geht heute los." Geplant sei eine "mitteldeutsche Bewegung", mit Zweigen in Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt.

Przybylla: Zu viele Funktionäre

Auch in anderen Kreisverbänden wollen Mitglieder die Partei verlassen. So verkündete unter anderem AfD-Mitglied Benjamin Przybylla aus Zwickau auf seiner Facebook-Seite ebenfalls seinen Austritt. Als Grund nannte er die internen Querelen der Rechtspopulisten. Anstatt den politischen Gegner zu bekämpfen, würden die eigenen Mitglieder unter Druck gesetzt, so Przybylla. Er schreibt unter anderem: "Der Druck, den man nach außen hin vermissen lässt, entweicht nach innen, um dort seine destruktive Wirkung zu entfalten." Der Zwickauer warf der AfD vor, sich immer mehr zu einer Funktionärspartei zu entwickeln. "Stattdessen ist es in der AfD verbreitet, das Erringen von Parlamentssitzen mit Politik zu verwechseln. Wäre allgemein bekannt, was Funktionäre hinter verschlossenen Türen besprechen, würde sich in den Reihen der AfD-Unterstützer auch ganz schnell große Ernüchterung breitmachen." Ähnlich wie Wedlich hat auch Przybylla eine Neugründung zumindest angedeutet: "Der 10. Januar 2019 ist ein guter Tag für einen neuen Aufbruch."

AfD verschiebt Landesparteitag

Nach Informationen von MDR SACHSEN sollen bis zu 20 Mitglieder die Partei verlassen wollen. Der sächsischen AfD waren nach eigenen Angaben bis Donnerstag keine Austritte bekannt. Am Freitag teilte der Landesverband schließlich mit, die Austritte "einiger weniger Mitglieder" zu bedauern. Man halte die Parteineugründung für "überflüssig und schädlich".

Nur in einer konservativen Partei geeint, sind wir stark. Offensichtlich haben einige Schwierigkeiten, sich in die Mannschaft einzufügen - Parteiarbeit ist Teamarbeit. Dennoch ist es schade, dass sich auch teilweise verdiente AfD-Mitglieder hier haben mitreißen lassen.

Jörg Urban und Jan Zwerg AfD-Landesverband Sachsen

Kurz nach Bekanntwerden der Austritte am Donnerstag hatte der Landesverband der AfD mitgeteilt, seinen für den 26. und 27. Januar in Groitzsch geplanten Landesparteitag zu verschieben. Landesvorsitzender Jörg Urban sagte im Gespräch mit MDR SACHSEN, der Parteitag müsse verschoben werden, weil das Wahlprogramm für die Landtagswahl bis dahin nicht fertig ist.

Weiter unter André Poggenburg

Spekulationen über eine Neugründung unter der Führung des sachsen-anhaltischen Landtagsabgeordneten André Poggenburg wurden am Freitag bestätigt. Am Abend zuvor war bekannt geworden, dass auch Poggenburg die Partei verlässt. Inzwischen hat er eine neue Partei mit dem Namen AdP ("Aufbruch deutscher Patrioten") gegründet, die zu den Landtagswahlen in Ostsachsen antreten will. Im Vorstand der neuen Partei sitzen laut "Welt" die ehemaligen sächsischen AfD-Abgeordneten Egbert Ermer und Benjamin Przybylla.

Der Bundesvorstand der AfD hatte Poggenburg jüngst für zwei Jahre für alle Ämter gesperrt. Er war bei Parteifreunden zuvor mit markigen Sprüchen auf Twitter angeeckt. Poggenburg hatte im Kurznachrichtendienst Twitter am Silvestertag geschrieben: "Den Mitbürgern unserer Volksgemeinschaft ein gesundes, friedliches und patriotisches 2019!"

Die 2013 gegründete AfD hat schon mehrere Abspaltungen hinter sich. Parteigründer Bernd Lucke verließ 2015 die Partei, nachdem er im Machtkampf mit dem rechtsnationalen Flügel unterlegen war. Er gründete gemeinsam mit einigen Gleichgesinnten eine neue Partei, die aber erfolglos blieb. Nach der Bundestagswahl 2017 trat die Parteivorsitzende Frauke Petry aus. Sie gründete die "Blaue Partei".

Quelle: MDR/dk/dpa

Dieses Thema im Programm bei MDR SACHSEN MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 10.01.2019 | ab 17:00 Uhr in den Nachrichten

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