14.06.2019 | 11:29 Uhr Bundeswehr darf in Sachsens Schulen sprechen, aber nicht werben

Vertreter der Bundeswehr dürfen auch künftig in sächsischen Schulen in Unterrichtsveranstaltungen auftreten. Kultusminister Christian Piwarz und der Kommandeur des Landeskommandos Sachsen, Oberst Klaus Finck, unterzeichneten am Freitag eine Vereinbarung, mit der die seit 2010 bestehende Zusammenarbeit fortgesetzt wird. Demnach dürfen die Schulen in Freistaat weiterhin Jugendoffiziere in den Unterricht einladen, wenn es im Fragen der Friedenssicherung, Verteidigungs- und Sicherheitspolitik sowie des Vermeidens internationaler Konflikte geht.

Differenzierung gefordert, Werbung untersagt

Im vergangenen Jahr absolvierten die Bundeswehrvertreter rund 600 Besuche und sprachen mit Schülern beispielsweise über die Außen- und Sicherheitspolitik. Allerdings gibt es für diese Unterrichtsveranstaltungen eindeutige Vorgaben, die laut Kultusministerium in der neuen Vereinbarung nochmals präzisiert wurden. Dazu zählen:

  1. Die Schulen entscheiden eigenständig und freiwillig, ob und wie sie das Angebot nutzen.
  2. Neben der Bundeswehr sollten die Schulen parallel auch Vertreter von Kirchen und Friedensinstitutionen einladen.
  3. Gemäß dem sogenannten "Beutelsbacher Konsens" muss ein Thema, das in der Öffentlichkeit unterschiedlich wahrgenommen wird, auch im Unterricht von verschiedenen Seiten betrachtet und vermittelt werden.
  4. Eine Nachwuchswerbung für die Bundeswehr im Unterricht ist ausdrücklich ausgeschlossen.

Linke und Lehrernachwuchs nicht einverstanden

Trotz der eindeutigen Vorgaben gibt es Kritik an der Kooperation mit der Bundeswehr. Die Linke im Sächsischen Landtag wirft der CDU vor, diese wolle es zur Regel machen, dass Offiziere im Unterricht für die Bundeswehr werben dürften. Die Lehrer seien auch allein in der Lage, Kinder und Jugendliche zu friedliebenden Menschen zu erziehen, erklärte Fraktionschef Rico Gebhardt. Kritik kommt auch vom Lehrer-Nachwuchs.

Die Bundeswehr hat an Schulen nichts zu suchen! Sachsen braucht eine Regierung, die sich in jeder Hinsicht für den Frieden einsetzt. Die langjährige Kooperation der Bundeswehr mit den Schulen muss ein Ende haben.“

Rico Gebhardt Vorsitzender der Linke-Fraktion im Sächsischen Landtag

Jasmin Hänel von der Gewerkschaftsgruppe Junge GEW Sachsen sieht den Beutelsbacher Konsens erheblich verletzt, weil die Jugendoffiziere aufgrund ihres Dienst- und Treueverhältnisses die Positionen des Bundesverteidigungsministeriums bevorzugt darstellen müssten. Und Felix Fink vom Student_innenRat der Universität Leipzig kritisierte, durch die Kooperationsvereinbarung werde der Bundeswehr ein bevorzugter Zugang an sächsischen Schulen eingeräumt. Er forderte, beim Behandeln politisch stark umstrittener Fragen stattdessen Bundestagsabgeordnete einzuladen.

Quelle: MDR/stt

Dieses Thema im Programm bei MDR SACHSEN MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 14.06.2019 | 12:00 Uhr in den Nachrichten

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