Weniger Unterricht Sachsen überarbeitet Stundentafeln

26. Juni 2018, 21:26 Uhr

Ab August 2019 werden Sachsens Schüler weniger Unterricht haben. Die im bundesweiten Vergleich hohe Lernbelastung soll damit gesenkt und dem Lehrermangel entgegengewirkt werden. Angekündigt hatten CDU und SPD das bereits mit dem im März vorgestellten Lehrerpaket. Am Dienstag präsentierte der Kultusminister die Details. Davon, dass es Proteste geben wird, darf er fest ausgehen. Bei Stundentafel-Kürzungen gibt es die erfahrungsgemäß immer.

Anfang des Jahres hatten Sport- und Musiklehrer heftig protestiert, als es hieß, es solle vor allem in ihren Fächern gekürzt werden. Nicht mehr aktuell, reagierte das Ministerium damals. Auch unter dem Eindruck der heftigen Kritik wurde dann von CDU und SPD im Lehrer-Maßnahmepaket festgehalten: Alle Fächergruppen der Stundentafel sollen überarbeitet werden, mit dem Ziel, das Unterrichtsvolumen um vier Prozent abzusenken.

Und so haben sich die Betroffenen auf folgende Details geeinigt, die ab dem Schuljahr 2019/2020 wirksam werden:

  • In Grundschulen gibt es in der 3. Klasse eine Stunde weniger Musik, in der 4. Klasse eine Stunde weniger Deutsch und Sport
  • In Oberschulen wird in Klasse 7 und 8 eine Stunde Gemeinschaftskunde /Rechtserziehung Pflicht. Dafür entfällt eine Stunde Mathematik (Kl. 5), Englisch (Kl. 6), Biologie (Kl.7) und Sport (je Kl. 7 bis 10)
  • Im Gymnasium gehört ab Klassenstufe 7 Gemeinschaftskunde/Rechtserziehung/Wirtschaft zur Pflicht (bislang erst ab Klasse 9) sowie in Klasse 9 und 10 Informatik-Unterricht (bereits ab August 2018)
  • Weniger Unterricht gibt es in Mathematik und Technik/Computer (Kl. 5), 2. Fremdsprache (je Kl. 6 und 8), Biologie (Kl. 7), Sport (Kl. 7) und Musik (Kl. 8) um je eine Stunde

Mehr Eigenverantwortung für Schulen

Umfangreiche Kürzungen stehen nun also an, die einerseits nötig wurden, weil eben die politische und die digitale Bildung gestärkt werden soll und andererseits Sachsens Schüler auch schon ohne die zusätzlichen Stunden bundesweit am meisten Unterricht hatten.

An der gymnasialen Oberstufe war die Zahl zuletzt im Herbst auf 265 sogenannte Jahreswochenstunden (JWS)* gesenkt worden. In der Oberschule sind es 192 JWS, mit einer zweiten Fremdsprache noch sieben mehr - so viele wie in keinem anderen Bundesland. Doch nicht nur die Schüler werden entlastet. Durch die Kürzung der Stundentafel braucht Sachsen auch weniger Lehrer.

Kultusminister Christian Piwarz verweist darauf, dass Schulen künftig eigenverantwortlicher handeln können. Sie können eigene Stundentafeln erstellen, allerdings nicht für die Abschlussklassen an den Oberschulen und nur unter begrenztem Rahmen kann eine Pflichtfach-Wochenstunde zugunsten eines anderen Faches verlagert werden.

*Das bedeutet, bis zum Abitur muss ein Schüler zwischen der fünften und der Abschlussklasse 265 Jahreswochenstunden absolviert haben, das entspricht der Vorgabe der Kultusministerkonferenz.

Mehr GTA-Mittel für Schulen

Mit den neuen Stundentafeln werden die Mittel für Ganztagsangebote deutlich erhöht (jetzt 26 Millionen Euro; 2019 37 Millionen Euro; 2020 45 Millionen Euro). Damit solle vor allem die Lebenskompetenz der Schüler in Sport, Musik und Kunst gefördert werden, so Kultusminister Piwarz.

Dieses Thema im Programm bei MDR SACHSEN MDR SACHSENSPIEGEL | 26.06.2018 | 19:00 Uhr

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