Strategiesitzung in Limbach-Oberfrohna Sachsen will den ländlichen Raum aufpeppen

16. August 2018, 10:36 Uhr

Wie weiter im ländlichen Raum? Nach reichlich einem Jahr liegt ein 138 Seiten starker Hochglanzprospekt auf dem Tisch mit Maßnahmen, Projekten und Programmen, die Dörfer und kleine Städte lebenswerter machen sollen. Jedes Ministerium hat dafür seine Pläne zu Papier gebracht. 

Die sächsischen Landesregierung hat am Mittwochabend ihre Strategie für den ländlichen Raum vorgestellt. Vor rund 300 geladenen Gästen, darunter Landräte, Bürgermeister, Landtagsabgeordnete, Vertreter der Vereine und Verbände, standen Ministerpräsident Michael Kretschmer und die komplette Ministerriege Rede und Antwort.

Die Liste der geplanten Maßnahmen ist lang: Mehr Polizei in der Fläche, keine Schulschließungen mehr, schnelles Internet bis in den letzten Winkel des Freistaates, eine zuverlässige medizinische Versorgung und und und. Es sei ein Investitionsprogramm für die ländlichen Regionen, erklärte Ministerpräsident Michael Kretschmer, um Wachstum und ein gutes Leben zu ermöglichen.

Wir haben ein Zerrbild des ländlichen Raums, nicht nur in Sachsen, sondern auch in vielen anderen Teilen Deutschlands. Und ich möchte das gern wieder zurecht rücken. Der ländliche Raum ist ein Raum mit vielen Chancen. Die Grundstückspreise sind niedriger, es gibt Fläche, es gibt gesunde Umwelt und Natur. Wir sind dabei auch bei der medizinischen Versorgung der Sachen langfristig zu sichern, so dass man sich mit gutem Grund für ein Leben auf dem Land entscheiden kann.

Michael Kretschmer Ministerpräsident

Vieles aus dem Strategiepapier ist bereits bekannt. Und so gleicht der Masterplan einer Bestandsaufnahme der Projekte, die bereits laufen. Konkrete neue Maßnahmen sind in dem Konzept nur vereinzelt zu finden. Damit Bäcker und Fleischer im Ort bleiben, sollen beispielsweise Betriebsübernahmen von Bäckereien undFleischereien, aber auch anderer Versorgungseinrichtungen auf dem Land finanziell gefördert werden. Und bis Endes des Jahres soll ein 50 Millionen Euro-Programm aufgelegt werden, um Wohnen auf dem Land attraktiver zu machen, sagte der zuständige Innenminister Roland Wöller. Dabei habe die Regierung vor allem junge Leute im Blick.

In dem Papier sind aber auch zahlreiche Absichtserklärungen zu finden. So sollen der Nahverkehr durch zusätzliche Buslinien verstärkt und die regionale Wirtschaftsstruktur verbessert werden, erklärte Landwirtschaftsminister Thomas Schmidt. Dessen Ressort kümmert sich federführend um die rund zwei Millionen Menschen, die im ländlichen Raum jenseits der Großstädte leben. Schmidt sieht schon jetzt eine Trendwende bei der Landflucht. Es seien wieder mehr Menschen, die von der Stadt auf das Land ziehen. Man spüre eine positive Entwicklung, hieß es.

Wir wollen die Lebensqualität im ländlichen Raum erhöhen. Das hängt von der Infrastruktur ab, ob das Breitband, Bildung oder Innere Sicherheit ist. Man will aber den Leuten die Vorzüge des ländlichen Raums wieder deutlich machen.

Thomas Schmidt Landwirtschaftsminister

Positive Resonanz in der kommunalen Familie

Der Meißener Landrat Arndt Steinbach lobte die Maßnahmen als "attraktives Paket für den ländlichen Raum". Die Landräte freue es, dass die neue Landesregierung offene Ohren für Ideen habe und Kritik - nicht wie bisher - als "meckern" abgetan werde, teilte Steinbach gegen Kretschmers Amtsvorgänger Stanislaw Tillich aus.  

Wir haben den Eindruck, dass im letzten halben Jahr vieles angeschoben worden ist. Ich sage mal die Breitbandversorgung, dort hat man ja den Eigenanteil der Städte und Gemeinden zu 100 Prozent durch den Freistaat  übernommen. Das ist eine ganz tolle Sache. Da hätten wir früher nie daran gedacht, dass so etwas umsetzbar ist.

Arndt Steinbach Landrat

Auch die Spitze des Landkreistages zeigte sich zufrieden mit dem Strategiepapier. Ein guter Ansatz, meinte  Geschäftsführer Andre Jakob. Damit sei eine Perspektive für die Zukunft dargestellt worden.

Auch aus den Reihen der Bürgermeister gab es positive Reaktioen. Stefan Skora, Präsident des Sächsischen Städte- und Gemeindetages und Oberbürgermeister von Hoyerswerda, sieht in dem Papier eine Arbeitsgrundlage. die nun in den Kommunen und mit den Menschen vor Ort diskutiert und fortgeschrieben werden müsse.

Kritische Stimmen wurden in Limbach-Oberfrohna nicht laut. Vielmehr war der Tenor vorherrschend: Endlich kümmert sich jemand um den ländlichen Raum.

Dieses Thema im Programm bei MDR SACHSEN MDR SACHSENSPIEGEL | 15.08.2018 | 19:00 Uhr

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