Bundestagswahl 2017 | Direktkandidaten aus Sachsen Wolfgang Wetzel (Bündnis 90/Die Grünen)

25. August 2017, 22:55 Uhr

Wahlkreis Zwickau (165)

Allgemein

Alter: 49
Schulausbildung: 10. Klasse POS, Anerkennung der Fachhochschulreife als Benachteiligter des SED-Regimes
Beruf: Dipl.-Sozialpädagoge, Master of Science für Suchthilfe, Leiter einer Alkohol- und Drogenberatungsstelle
Familienstand: geschieden
Wohnort: Zwickau

Politischer Werdegang:

  • seit 2010 Mitglied bei Bündnis '90/Die Grünen
  • seit dem ersten Auftreten von Pegida Ende 2014 politisch aktiver geworden

Privat

Was ist Ihre größte Stärke?

  • aktives Zuhören - schon von Berufs wegen

Was ist Ihre größte Schwäche?

  • mir selber Grenzen setzen

Welchem sächsischen und welchem nicht-sächsischen Sportverein drücken Sie die Daumen?
Für Fußball begeistere ich mich bei Europa- und Weltmeisterschaften und fiebere dann mit unserer National-Elf. Ansonsten bin ich ziemlicher Fußball-Muffel. Mich begeistert mehr die Leichtathletik, ich bin einige Male Halbmarathon gelaufen. Für Sport bleibt im Wahlkampf leider wenig Zeit. Als  Grüner nutze ich für innerstädtische Wege aber immerhin meist das Rad und merke dabei, wie unterentwickelt die Verkehrsgestaltung für die Bedürfnisse von Radfahrern in meiner Region sind.

Wo erholen Sie sich in Sachsen am liebsten?

  • auf meinem wunderbar begrünten Balkon in der Zwickauer Bahnhofsvorstadt

Welche drei Dinge würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen?
Ich bräuchte nur zwei Dinge: die Kiste mit den Büchern (klassisch auf Papier gedruckt), die ich schon lange lesen will und ein Motorboot, damit ich jederzeit zurück ins normale Leben könnte.

Politisch

Warum haben Sie sich als Direktkandidat Ihrer Partei zur Verfügung gestellt?
Das Auftreten von Pegida seit Ende 2014 und das Erstarken der AfD in Sachsen haben mich alarmiert. Ich beschloss, dass ich aktiver für die freiheitliche Gesellschaft und die parlamentarische Demokratie eintreten muss. Seit Herbst 2015 widmete ich einen großen Teil meiner Freizeit der Flüchtlingshilfe und erlebte heftig den Riss, der bezüglich solcher Fragen quer durch Familien, Arbeitskollektive, Kirchgemeinden, ja durch die gesamte sächsische Zivilgesellschaft geht. Das hat mich politisiert. Vor allem deshalb stelle ich mich der Direktkandidatur für Bündnis '90/Die Grünen im Wahlkreis Zwickau zur Verfügung.

Welche Reform bewundern Sie am meisten?

  • ganz aktuell: die am 30.06.2017 vom Bundestag beschlossene "Ehe für alle"

Wenn Sie gewählt werden, was ist Ihr wichtigstes Ziel (für die kommende Legislaturperiode)?
Deutschland muss alle Register ziehen, um die Ziele des Pariser Abkommens zur Begrenzung der Klimaerwärmung zu schaffen. Mein wichtigstes Ziel wäre deshalb ein klarer politischer Fahrplan zum Ausstieg aus der Kohleverstromung.

Was wollen Sie für Sachsen erreichen … 

… im Bereich Bildung
Das Kooperationsverbot zwischen Bund und Ländern in der Bildungspolitik ist anachronistisch, da würde ich mich für Änderungen stark machen. Der Bund muss den Ländern und Kommunen bei der Sanierung der Schulen unter die Arme greifen und sie beim Aufbau von Ganztagsschulplätzen unterstützen. Bildung beginnt bereits im Vorschulalter. Wir brauchen verbindliche Qualitätsstandards für Kitas, wir brauchen in Sachsen unbedingt einen besseren Betreuungsschlüssel im Kita-Bereich. Aufgabe des Bundes wäre es, die Aus- und Weiterbildung der Erzieher*innen stärker zu fördern.

… im Bereich Forschung und Entwicklung
Der Forschungsstandort Deutschland muss weiter gestärkt werden. Wissenschaft und Forschung sind wichtige Ideengeber für die Unternehmen und auch ein wichtiger Innovationsmotor für ländliche Regionen. Gerade kleine und mittlere Unternehmen - wie wir sie in Sachsen vielfach finden - wollen wir Grüne bei der ökologischen Modernisierung unterstützen, u. a. durch eine steuerliche Förderung ihrer Ausgaben für Forschung und Entwicklung. Zudem wollen wir mit einer Start-up-Finanzierung die Weichen für eine neue Innovationskultur in Deutschland stellen - das käme nicht zuletzt der sächsischen Wirtschaft zugute.

Für die Forschung braucht es starke Hochschulen und motivierte Studierende. Bisher studiert nur ein Viertel der Kinder aus Nicht-Akademiker-Familien. Die Ungleichverteilung der Bildungschancen ist im OECD-Vergleich in Deutschland extrem ausgeprägt. Damit verschleudert Deutschland seine wichtigsten Ressourcen. Bündnis '90/Die Grünen stehen deshalb für eine Reform der Studienfinanzierung.

… im Bereich Wirtschaft und Verkehr
Die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands braucht eine ökologische Modernisierung unserer Industrie. Wir müssen nachhaltig und ressourcenschonend wirtschaften!

Mein Wahlkreis lebt von der Automobilindustrie. Ich will nicht, dass Zwickau zu einem "sächsischen Detroit" wird, weil die Zeichen der Zeit missachtet wurden. Politisch gilt es, den Ausstieg aus dem Zeitalter des Verbrennungsmotors zu fördern.

Wir brauchen eine andere Verkehrspolitik. Mobilität muss umweltfreundlich und bezahlbar sein. Das Wirrwarr der Anbieter und der Tarifsysteme im ÖPNV schreckt zunehmend Menschen von der ÖPNV-Nutzung ab - im Zwickauer Hauptbahnhof stehen inzwischen Fahrscheinautomaten von drei verschiedenen Anbietern. Da muss man erst studieren, bevor man eine Fahrkarte lösen kann, das ist absurd.

Und: Südwestsachsen muss endlich wieder an den Fernverkehr der Deutschen Bahn angebunden werden! Dass eine verdichtete Region mit über einer Million Einwohnern keinen ICE-Anschluss hat, ist eigentlich ein Skandal.

… im Bereich Innere Sicherheit
Die Menschen in unserem Land müssen frei und sicher leben können. Wir brauchen nicht immer mehr Befugnisse für die Sicherheitsbehörden, damit diese unsere Daten erfassen und in unsere Privatsphäre eindringen können, sondern einen Rechtsstaat, der die Freiheit des Einzelnen wahrt und schützt.

Ich stehe dafür, dass wir eine gut ausgebildete und gut ausgestattete Polizei haben, die in der Lage ist, auf aktuelle Bedrohungen - zu denen in Sachsen auch gerade der Rechtsterrorismus gehört - zu reagieren. Schwere Pannen in der Kommunikation der Sicherheitsbehörden, wie sie z. B. das Attentat auf den Berliner Weihnachtsmarkt ermöglicht haben, dürfen sich nicht wiederholen.

Beim Kampf gegen den Terrorismus dürfen andere Kriminalitätsformen jedoch nicht vergessen werden. Die hohe Zahl von Wohnungseinbrüchen in Sachsen macht deutlich, dass neben der polizeilichen Ermittlungstätigkeit Präventions- und Schutzmaßnahmen stärker gefördert werden sollten.

Was ist die wichtigste Aufgabe beim Thema Zuwanderung?
Die Menschen, die zu uns gekommen sind, brauchen echte Chancen, sich zu integrieren. Meine syrischen "Patensöhne", die ich ehrenamtlich seit Herbst 2015 in Zwickau begleite, sprechen inzwischen hervorragend Deutsch, sind in Erwerbsarbeit oder in Berufsausbildung. Ganz ganz viel ist möglich, wenn sich einige Bürger für die Integration engagieren, anstatt fremdenfeindlich rumzumeckern. Durch die persönliche Begegnung mit vielen Flüchtlingen weiß ich aber auch von Misserfolgen und Enttäuschungen. Es braucht noch deutlich mehr Kraftanstrengungen, um allen Menschen Zugang zum Spracherwerb, zu Bildung und Berufsausbildung zu geben. Wir müssen bei der Integration anpacken, statt wichtige politische Entscheidungen auszusitzen.

Und: Deutschland braucht endlich ein modernes Einwanderungsgesetz, das klar die Konditionen regelt, unter denen Zuwanderer in Deutschland eine Perspektive finden können.

In meine Region sind 2015/2016 viele Muslime gekommen. Es ist aus meiner Sicht deshalb auch Aufgabe der Bürgerschaft, allen Ansätzen eines modernen, europäischen und liberalen Islams den Rücken zu stärken.

Mit welcher Partei können Sie sich eine Koalition vorstellen?
Bündnis '90/Die Grünen sind nicht versessen auf Macht um der Macht willen. Koalitionen sind mit Parteien möglich, mit denen wir am besten unsere politischen Inhalte durchsetzen können.

Vervollständigen Sie bitte den Satz: 2019 sollte es in Sachsen ...

... weniger Angst vor allem Fremden und Neuen geben, weniger Rechtspopulismus und keine Pegida mehr geben, allen Menschen klar sein, dass wir aus der Braunkohleverstromung raus müssen, um den Klimawandel zu begrenzen. Und die Menschen in den betroffenen Braunkohleregionen sollten über klare Perspektiven verfügen, wie der notwendige Wirtschaftsumbau neue und positive Perspektiven bietet.

Es sollte weniger Pflanzengifte und Düngemittel auf den Äckern und weniger Massentierfabriken geben und der E-Golf in Zwickau-Mosel vom Band rollen, durch die Kunden nachgefragt und bezahlbar.

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