Bundestagswahl 2017 | Direktkandidaten aus Sachsen Jens Katzek (SPD)

27. August 2017, 22:11 Uhr

Wahlkreis Leipzig II (153)

Allgemein

Alter: 54
Schulausbildung: Abitur   
Beruf: Geschäftsführer einer Clustermanagementagentur, die im Automobilbereich tätig ist, mit dem Ziel Innovationen aus der Region für die Region zu nutzen
Familienstand: verheiratet
Wohnort: Leipzig

Politischer Werdegang:
1989 Eintritt in die SPD. Davor engagiert im Bereich der Anti-Atomkraft-Bewegung und der Nachrüstungsdebatte/ Friedensbewegung. Seit den frühen 90er-Jahren in verschiedenen politisch relevanten Funktionen tätig, u. a. als Sachverständiger im Deutschen Bundestag und im Europäischen Parlament. Mitglied im Stadtvorstand der SPD Leipzig.

Privat

Was ist Ihre größte Stärke?
Dass ich für die Dinge, von denen ich fest überzeugt bin, kämpfe - und mich auch durch Rückschläge nicht entmutigen lasse, sondern wieder aufstehe. Das habe ich in meinem Leben immer wieder gezeigt.

Zum zweiten weiß ich genau, wie Politik funktioniert. Ich habe sehr breite berufliche und ehrenamtliche Erfahrungen gesammelt: im Bundestag, im EU-Parlament, in verschiedenen Verbänden als Mitglied, Vorstand und Geschäftsführer. Der Wille zum Kämpfen alleine reicht nicht aus - man muss auch wissen, wie es geht!

Was ist Ihre größte Schwäche?
Die Ungeduld darüber, dass Fehlentwicklungen in der Politik nicht schnell genug erkannt und revidiert werden. Und dass ich mich auch heute noch - nach 30 Jahren politsicher Arbeit - über Engstirnigkeit, Rechthaberei und politischen Dogmatismus aufrege.

Welchem sächsischen und welchem nicht-sächsischen Sportverein drücken Sie die Daumen?
Als Leipziger bin ich hin- und hergerissen zwischen RB Leipzig, die immerhin in der Champions League spielen - wo ich auch den Rest der Stadt sehe - und dem Frauenhandball. Ich habe schon mehrere Spiele des HCL gesehen und muss wirklich sagen: Diese Frauen beeindrucken mich!
Von den nicht-sächsischen Sportvereinen drücke ich vor allen Dingen Borussia Dortmund die Daumen. Zum einen, weil ich im Ruhrgebiet geboren bin und zum anderen, weil mich die Mischung aus Kampfgeist und Fairplay schlicht fasziniert.

Wo erholen Sie sich in Sachsen am liebsten?
In Leipzig. Das Lebensgefühl ist wirklich klasse. Leipzig ist eine traumhafte, eine vielfältige Stadt mit vielen jungen Menschen und Kindern, einer tollen Buchkultur, viel Grün, viel Wasser. Leipzig ist weltoffen. Gegen Rassismus, gegen Ausgrenzung und für Zusammenhalt. Dafür haben damals wie heute viele Menschen gekämpft, was mir höchsten Respekt abverlangt. All das zusammen macht diese Stadt zu etwas ganz Besonderem.

Mein Lieblingsort in Leipzig selbst ist die Bibliotheca Albertina. Ich arbeite häufig in den großen Lesesälen, wenn es mir zu Hause zu eng wird. Im Sommer genieße ich dann die Atmosphäre unter den Alleebäumen oder im Clara-Zetkin-Park nebenan.

Welche drei Dinge würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen?
Meine Frau. Meinen Laptop mit Internetanschluss und Sonnenpaneel für die Batterie. Den "Herrn der Ringe" von J.R.R. Tolkien.

Politisch

Warum haben Sie sich als Direktkandidat Ihrer Partei zur Verfügung gestellt?
Meine Frau und ich sind bewusst nach Leipzig gezogen, weil dies der Ort ist an dem wir uns wirklich wohl und zuhause fühlen. Das ist der Ort und das sind die Menschen, für den und die es sich lohnt, zu kämpfen.

Außerdem braucht Leipzigs zweiter Wahlkreis endlich einen Abgeordneten, der nicht nur Hände schüttelt und in die Luft redet, sondern wirklich für unsere Stadt kämpft. Deshalb habe ich zum Beispiel meinen Plan" Elektro Valley Sachsen" entwickelt. Ich will im Bundestag dafür kämpfen, dass Leipzig Hauptstadt der Elektromobilität wird. Das schafft tausende neue Arbeitsplätze, saubere Atemluft und stärkt die Automobilindustrie als Rückgrat unseres Wohlstands.

Ich möchte die besten Forschungsinstitute nach Leipzig holen, die Mobilität der Zukunft fördern und für alle erschwinglich machen. Dann wird Leipzig noch zukunftsgerechter und lebenswerter.

Außerdem will ich eine starke soziale Stimme sein. Für gebührenfreie Bildung von der Kita bis zur Hochschule. Für einen handlungsfähigen Staat mit mehr Polizistinnen und Polizisten. Für gleichen Lohn für Frauen und Männer, für ein gerechteres Steuersystem und ein Ende der grundlosen Befristung von Arbeitsverträgen.

Es gibt als eine Menge zu tun - und ich war und bin fest davon überzeugt, dass ich sowohl die Kompetenz habe, als auch über die Erfahrung verfüge, um diese Dinge für die Stadt und die Menschen auf den Weg zu bringen.

Welche Reform bewundern Sie am meisten?
Es gibt nicht "die" Reform, die ich am meisten bewundere. Ich bewundere die Weitsicht von Menschen, für Reformen einzutreten - auch gegen Widerstände. Dazu gehörte zum Beispiel die Einführung der Krankenversicherung 1883, um die uns viele US-Amerikaner noch heute beneiden.

Willy Brandt, der gegen erbitterten Widerstand der CDU die Aussöhnung mit Polen und Russland suchte und fand und der mit den Ostverträgen den Grundstein für einen Wandel durch Annäherung legte, der 1989 schließlich zur Deutschen Einheit führte.

Oder auch die Weitsicht von Gerhard Schröder, der erkannte, dass unser Sozialsystem einen Umbau benötigte. Er hat dafür viel Prügel einstecken müssen und es wurden auch Fehler gemacht. Aber so funktioniert Demokratie: Eine Vision entwickeln. Einen Plan entwerfen, um die Dinge möglichst so umzusetzen, dass die Interessen der Menschen berücksichtigt werden - und Fehler da beseitigen, wo sie sich in der Praxis zeigen, anstatt darauf zu beharren, dass man "recht hatte".

Ich bewundere vor allen Dingen, wenn man den Mut hat, nach Jahren zu erkennen, dass man einen Fehler gemacht hat und bereit ist, diesen auch zu revidieren.

Die Prohibition in den 30er-Jahren in den USA führte zum Beispiel zu einem massiven Anstieg der organisierten Kriminalität, weil die Menschen sich nicht vorschreiben lassen wollten, was sie trinken durften und was nicht. Schlussendlich hat die Politik das eingesehen und das Alkoholverbot wieder aus der Verfassung herausgenommen.

Bei der Agenda 2010 war es genauso. Sie wurde 2003 - also vor 14 Jahren beschlossen. Und über die Jahre sind Dinge korrigiert worden, bei denen sich herausgestellt haben, dass sie nicht gut genug gemacht wurden.

Wenn Sie gewählt werden, was ist Ihr wichtigstes Ziel (für die kommende Legislaturperiode)?
Ich will vor allen Dingen eines: Für Dinge kämpfen, die für Leipzig wichtig sind. Mit 54 muss ich nicht mehr auf meine eigene Karriere schielen - sondern ich kann mich auf das konzentrieren, was für Leipzig wichtig ist. Wissend, dass vieles davon natürlich auch ganz Deutschland zugute kommt.

Bessere Bildung, sichere Jobs durch Qualifizierung und Innovation, weniger Bürokratie für Handwerker und Unternehmensgründer, eine effektivere Polizei - all das kommt nicht nur Leipzig zugute. Aber hier sind diese Themen besonders relevant - und deshalb will ich auch für diese Themen kämpfen.

Wenn ich diesem Ziel treu bleibe, werde ich für die Menschen in meiner Wahl-Heimat etwas erreichen. Ich will nicht nur Hände schütteln, sondern wirklich für Leipzig kämpfen. Ich will kein Abgeordneter sein, der auf den hinteren Plätzen sitzt, sondern meine Stimme für die Menschen hier erheben.

Ich möchte meine ganze Kraft für Leipzig einsetzen. Ich möchte meinen Plan "Elektro Valley Sachsen" durchsetzen, der Leipzig zur Hauptstadt der Elektromobilität macht. Und ich möchte, dass der Wohlstand mehr bei den Menschen ankommt, die ihn erarbeiten.

Was wollen Sie für Sachsen erreichen … 

… im Bereich Bildung
Ich will, dass wir die Chance stärker nutzen, die die SPD im Bund durchgesetzt hat - dass der Bund stärker investieren kann in den Bau und die Renovierung von Schulen und Kitas. Leipzig ist die am stärksten wachsende Stadt im Osten und kann die notwendigen Investitionen nicht alleine stemmen.

Jeder und jede von uns hat seinen, hat ihren eigenen Traum. Ihn zu leben, liegt in der Hand des Einzelnen. Aber Bildung ist die Grundlage für ein unabhängiges und selbstbestimmtes Leben. Deshalb ist es so wichtig, dass jeder und jede Zugang zur Bildung hat - unabhängig vom Geldbeutel der Eltern. Das ist teuer. Ja. Das zu erreichen ist eine enorme Herausforderung. Ja. Martin Schulz und ich selbst sind uns in dem Punkt einig: Wir wollen diesen Weg gehen - denn er ist gut für unsere Kinder und er ist gut für unser Land!

… im Bereich Forschung und Entwicklung
Eine konsequentere Nutzung bestehender Stärken. Wir haben z.B. allein in Leipzig zwei Automobilunternehmen, die sich mit dem Thema Elektromobilität beschäftigen. Ich will deshalb ein Forschungsinstitut, dass sich mit genau diesem Thema beschäftigt, um Innovation in der Region für die Region zu nutzen. Mit meinem Plan "Elektro Valley" wird Leipzig das Zentrum der deutschen Elektromobilität. Weitere Firmen werden entstehen, bestehende ihre Kapazitäten ausbauen. Damit entstehen neue, gutbezahlte und zukunftssichere Jobs. Damit einher gehen muss die Erforschung und Weiterentwicklung dieser Technologie. Auch hier werden neue Jobs entstehen und Leipzig als Forschungs- und Wissenschaftsstandort ausbauen.

… im Bereich Wirtschaft und Verkehr
Wir sprechen als Sozialdemokraten ganz bewusst von dem Respekt vor den Menschen - vor ihrer Lebensleistung. Das gilt für Krankenpfleger, die Erzieherin genauso wie für Menschen, die Unternehmen aufbauen und führen, die sich selbstständig machen.

Wenn ich mit dem Bäckermeister rede, der mir von der Papierflut nach der Arbeit erzählt. Wenn ich mit der Lehrerin rede, die Deutsch als Zweitsprache gibt und nicht weiß, wie sie die Krankenversicherungbeiträge bezahlen soll. Wenn ich mit dem Dachdecker rede, der die Umsatzsteuer abführen muss, noch bevor die Rechnungen bei ihm eingegangen sind. Dann hat das nichts mit Gerechtigkeit und nichts mit Respekt zu tun. Ich will das ändern, denn wir haben fast 12.000 Klein- und Kleinstbetriebe in Leipzig und Umgebung. Wenn jemand sich auf das Risiko einlässt und ein Unternehmen gründet, dann will ich ihn oder sie hofieren - und nicht gängeln.

Wenn jemand die Belastung und Verantwortung übernimmt, eine Unternehmensnachfolge anzutreten, will ich ihm oder ihr danken und auf Händen tragen, statt Forderungen über Forderung zu stellen.

… im Bereich Innere Sicherheit
Ich will eine gut ausgerüstete Polizei und einen handlungsfähigen Staat, der nicht nur in der Lage ist, Wohnungseinbrüche und Fahrraddiebstahl aufzudecken, sondern der auch in der Lage ist, die überführten Täter zeitnah zu bestrafen.

Was ist die wichtigste Aufgabe beim Thema Zuwanderung?
Integration. Ohne vernünftige Sprachkenntnisse und eine fundierte Ausbildung gibt es in Deutschland keine Zukunft. Und damit keine Integration.

Mit welcher Partei können Sie sich eine Koalition vorstellen?
Die SPD hat bereits Koalitionserfahrungen im Bund mit den GRÜNEN, der CDU und der FDP gesammelt. Ich sehe keinen Grund, warum dass nicht auch in der Zukunft gehen sollte. Eine Koalition mit der AfD und den LINKEN auf Bundesebene lehne ich ab.

Vervollständigen Sie bitte den Satz: 2019 sollte es in Sachsen ...

... gerechter zugehen. Egal, ob ich im Osten oder im Westen wohne, ob ich Mann oder Frau bin, jung oder alt: Jeder muss die Chance haben, sein Leben gestalten zu können. Gerechtigkeit ist auch eine Frage der Wertschätzung, gerade wenn es um die Lebensleistungen Ostdeutscher geht.

... die Menschen sollen das Gefühl haben, dass sie nicht AfD wählen müssen, damit ihre Sorgen und Wünsche ernst genommen werden.

Für Leipzig wünsche ich mir, dass wir den Engpass mit den Kitas und Schulen weitestgehend abgebaut haben und dass unsere Wirtschaft - auch die Automobilbranche, an der fast jeder zehnte Arbeitsplatz hängt - sich weiter gut entwickelt.

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