Bundestagswahl 2017 | Spitzenkandidaten aus Sachsen Die Basisdemokratin: Monika Lazar

(Bündnis 90/Die Grünen)

22. September 2017, 18:36 Uhr



  • geboren am 13.09.1967 in Leipzig


  • erlernter Beruf: Bäckerin und Betriebswirtin


  • Wohnort: Leipzig


  • Familienstand: ledig

Monika Lazar ist keine Rednerin, die Säle zum Kochen bringt oder jede zweite Woche in einer Talkshow sitzt. Für Schaukämpfe ist ihr die Zeit zu schade, die 49-jährige konzentriert sich auf ihre Fachgebiete Sport und Bekämpfung von Rechtsextremismus. Monika Lazar hat auch außerhalb von Wahlkämpfen viele Termine, weil sie oft an der Basis unterwegs ist. Ob Sportvereine, Handwerkskammern, Projekte gegen Rechtsextremismus - Lazar hört zu, berät und fragt auch ohne Zögern bei der Bundesregierung nach. Ihren Ansatz von Politik an der Basis verfolgt sie auch noch auf andere Weise: 2007 erhöhte der Bundestag die Diäten der Abgeordneten um zehn Prozent. Monika Lazar hielt das für falsch und legte mit ihrem sächsischen Landtagskollegen Johannes Lichdi (ebenfalls Grüner) einen Fonds auf: Finanziert wurde er aus den Diätenerhöhungen. Der Fonds unterstützt Schulen und Verein bei sozialen, ökologischen oder antirassistischen Projekten. Das Geld fließt in die Musikförderung für Kinder aus sozial benachteiligten Familien, aber auch in die Wiederaufforstung von Olivenhainen in Griechenland und in Fahrten zur Gedenkstätte des ehemaligen Vernichtungslagers Auschwitz. Seit diesem Jahr finanziert die Leipzigerin den Fonds allein.

Lazar studierte nach dem Abitur in ihrer Heimatstadt Markkleeberg von 1986 bis 1990 an der Handelshochschule Leipzig. Sie beteiligte sich an den Montagsdemonstrationen in Leipzig. Nach der Wende arbeitete Lazar sechs Jahre in der Bäckerei ihrer Eltern in Markkleeberg. Parallel machte sie eine Lehre zur Bäckerin, engagierte sich bei den Grünen und wurde in den Stadtrat von Markkleeberg gewählt. Projekte gegen Rechtsextremismus waren bald ihr wichtigstes Feld. So organisierte Lazar zahlreiche Demonstrationen mit, wobei sie zwei Positionen stets konsequent vertrat: Der Widerstand gegen Neonazis müsse friedlich sein. Vor Ort bedürfe es breiter Bündnisse, die über das linke Spektrum hinausgehen. Ende der 90er Jahre absolvierte Lazar noch ein Aufbaustudium zur Betriebswirtin. Nachdem sie 1998 und 2002 ohne Erfolg für den Bundestag kandidiert hatte, zog sie 2004 als Nachrückerin ins Parlament ein. Seitdem ist Lazar Sprecherin ihrer Fraktion für Strategien gegen Rechtsextremismus. Außerdem arbeitet sie als Grünen-Obfrau im Sportausschuss mit. Ihre beiden Fachgebiete sind für Lazar auch Leidenschaft: Während der Demonstrationen des Pegida-Ablegers Legida fuhr sie sie so oft wie möglich montagabends nach Leipzig, um sich an friedlichen Gegenprotesten zu beteiligen. Im Februar 2015 leitete die Leipziger Staatsanwaltschaft ein Verfahren gegen Lazar ein. Der Vorwurf: Sie habe öffentlich zu Sitzblockaden aufgerufen. Die Abgeordnete wehrte sich, sie habe nicht zu Straftaten aufgerufen. Am Ende wurde das Verfahren eingestellt - „wegen geringer Schuld“. Eine unbegründete Unterstellung, meint Lazar noch heute. Am besten Abschalten kann sie beim Sport. Lässt es sich einrichten, versäumt sie am Wochenende kein Fußballspiel von Roter Stern Leipzig. Viele Jahre hat sie selbst in der Damenmannschaft des linken Vereins gekickt.

Monika Lazar ist im Südraum von Leipzig groß geworden. Sie kennt die Umweltschäden und Langzeitfolgen, die der DDR-Braunkohletagebau mit sich gebracht hat. Wenig überraschend heißt das wichtigste politische Ziel der Grünen für Sachsen: Einstieg in den Ausstieg aus der Braunkohle. Lazar fordert, Bewohner und Unternehmen in der Lausitz und im Leipziger Südraum eng an diesem Prozess zu beteiligen. Wenig öffentlichkeitswirksam ist ihre zweite Hauptforderung im Wahlkampf. Sie schlägt vor, dass der Bundestag ein Gesetz zur Demokratieförderung und Rechtsextremismusprävention beschließt. Damit sollen Initiativen und Vereine mehr Rechte gegenüber staatlichen Institutionen erhalten und von Antragsbürokratie entlastet werden. Lazar kennt die Probleme aus vielen Gesprächen mit Vereinen, die sich mühsam von Förderung zu Förderung hangeln und sich trotz jahrelanger Arbeit oft genug wie Bittsteller fühlen.  

Monika Lazar bewirbt sich auch um ein Direktmandat. Bereits zum vierten Mal tritt sie im Leipziger Südwahlkreis an. Bisher ging das Mandat immer an einen Vertreter von CDU oder SPD.

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