Ein Stoffbeutel
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09.08.2019 | 11:03 Uhr Parteien setzen im Wahlkampf zunehmend auf Öko

Wenige Wochen vor der Landtagswahl geht es für die Parteien in Sachsen in die heiße Phase des Wahlkampfs. Dazu gehören auch zahlreiche Präsente, die an Infoständen und bei Veranstaltungen verteilt werden - bei ihnen spielt Nachhaltigkeit zunehmend eine Rolle. "Nachhaltigkeit bei den Werbemitteln ist für uns schon lange ein Thema", sagte etwa Grünen-Landesgeschäftsführer Mathias Weilandt. Schon längst hat die Partei Plastikbeutel, Kulis und Co. verbannt. Stattdessen wird um die Wähler etwa mit Luftballons aus Naturkautschuk, veganen Kondomen und Blumensamen geworben. "Das sind Saatbomben, mit denen sich auch im Herbst noch Brachflächen leicht begrünen lassen", erklärte Weilandt.

Flyer aus Recycling-Papier

Ganz ohne gedruckte Flyer und Infomaterial kommen auch die Grünen nicht aus - gedruckt wird allerdings auf recyceltem Material. Nicht jeder sei bei Facebook und Twitter, sagte Weilandt. Mit den Broschüren sollen auch Menschen erreicht werden, die vorwiegend offline sind. Nach eigenen Angaben setzen die Grünen, die in jüngsten Umfragen bei 12 Prozent lagen, für ihre Plakate auf ein Material, das zu 90 Prozent aus recycelten Holzfasern besteht. Nach Gebrauch können sie einfach über das Altpapier-Recycling entsorgt werden, hieß es.

CDU verwendet Papiertüten und verschenkt Bio-Eis

In Zeiten von Klimawandel und dem Kampf gegen den Plastikmüll geht bei den Parteien im Wahlkampf der Trend zunehmend zur Nachhaltigkeit - etwa auch bei der CDU: "Nachhaltigkeit spielt in unserem Wahlkampf selbstverständlich eine Rolle", sagte CDU-Generalsekretär Alexander Dierks. Während bisher im Wahlkampf Plastiktüten mit Präsenten überreicht wurden, gibt es von den Christdemokraten in diesem Jahr erstmals wiederverwendbare Papiertüten. Nicht das einzige ökologische Präsent: Im Kampf um die Gunst der Wähler werden zudem wiederbefüllbare Trinkflaschen und Bio-Wassereis verteilt. Bei der Wahl der Werbeplakate hat der CDU-Landesverband seinen Kandidaten freie Wahl gelassen, sich zwischen Papier und Kunststoff zu entscheiden. Der Großteil der verwendeten Plakate bestehe aus Kunststoff, hieß es. Mit dem Hersteller sei aber vereinbart worden, die gebrauchten Plakate umweltfreundlich zu recyceln.

SPD setzt auf Jutebeutel und Minz-Bonbons in Papp-Verpackungen

Plastiktüten sind bei der SPD tabu, stattdessen werden Jutebeutel verteilt. Diese kämen bei den Wählern sehr gut an, heißt es beim Landesverband. Auch eingeschweißte Gummibärchen sind an den Ständen der Partei in diesem Jahr nicht zu finden. Auf Süßes müssen die Wähler aber nicht verzichten: Es gibt Minz-Bonbons in einer Papp-Verpackung. Vor der Landtagswahl verteilt die Partei nach eigenen Angaben als Werbegeschenke zudem Holzlineale für Schulkinder und grün produzierte Becher aus Maisstärke.

Wahlkampf als Zeit der Verschwendung

Neu im Sortiment: Fliegenklatschen und Fächer - diese allerdings sind aus Plastik gefertigt. "Wahlkampf ist auch immer eine Zeit des Konsums, der Verschwendung, und am Ende leider auch des Wegwerfens", sagte Sachsens stellvertretende SPD-Chefin Hanka Kliese, die in Chemnitz als Direktkandidatin antritt. Sie achte daher bei ihren Werbeartikeln auf Nachhaltigkeit - und verteilt etwa Jutebeutel mit Aufschriften wie "Fröhliche Feministin". Zudem gibt es an jedem Infostand einen Büchertisch, an dem Menschen Bücher tauschen oder mitnehmen können.

FDP verwendet Pappen von der Europa-Wahl

Der FDP geht es nach Angaben des Landesverbandes zwar auch um Nachhaltigkeit, vor allem aber um Beliebtheit bei den Wählern. "Werbemittel einzusetzen, die von den Wählern abgelehnt werden, hätte ja keinen Sinn." FDP-Parteichef Holger Zastrow betonte allerdings, dass er in seinem Wahlkreis Plakate auf Pappe klebt, die bereits bei der Europawahl zum Einsatz kam. "Selbst den Draht habe ich wiederverwendet."

Bei AfD ist Nachhaltigkeit kein Thema

Die Freien Wähler verteilen bis zur Wahl am 1. September weiterhin Luftballons. "Ein Magnet für Kinder", sagte Landeschef Steffen Große. Um den Einsatz von Plastik zu reduzieren, haben die Freien Wähler ansonsten nur Stoffbeutel und Streichholzbriefchen aus Pappe im Gepäck. Für die sächsische AfD hingegen ist Nachhaltigkeit im Wahlkampf kein Thema. Klimawandel habe es immer gegeben und werde es auch künftig geben - "unabhängig davon, wie Gummibärchen verpackt sind", erklärte ein Sprecher. Bisher hätten die Parteimitglieder im Wahlkampf auch noch keine Wähler getroffen, die etwa aus Gründen des Umweltschutzes kleine Geschenke wie etwa Plastik-Kugelschreiber abgelehnt hätten.

Quelle: MDR/dpa/kt

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