Umfrage zur Landtagswahl 2019 Kretschmer beliebter als CDU und sein Kabinett

30. August 2018, 05:00 Uhr

Sachsens CDU verliert an Zustimmung, ihr Chef und Ministerpräsident ist dagegen deutlich beliebter. Bei einer Direktwahl des Regierungschefs müsste Michael Kretschmer nicht um sein Amt fürchten. Geht es dagegen um die Vertretung ostdeutscher Interessen, hängt die Linke weiter alle anderen Parteien ab.

Die meisten Sachsen bescheinigen Ministerpräsident Michael Kretschmer einen guten Job. Das geht aus einer Umfrage im Auftrag des MDR hervor. Diese wurde zwischen dem 20. und 25. August 2018 durchgeführt. Acht Monate nach seinem Amtsantritt erklärten 48 Prozent der befragten Wahlberechtigten, sie seien mit der Arbeit des CDU-Politikers zufrieden, elf Prozent waren sogar sehr zufrieden (insgesamt 59 Prozent). Nur ein Viertel bescheinigt ihm keine gute Arbeit. Zudem genießt kein anderer Spitzenpolitiker der im Landtag vertretenen Parteien mehr Rückhalt bei den eigenen Anhängern. Zum Vergleich: Mit der Arbeit der gesamten Landesregierung waren nur 48 Prozent der Befragten zufrieden oder sehr zufrieden.

Bekanntheit als entscheidender Faktor

Kretschmer ist dieser Umfrage zufolge der derzeit beliebteste Spitzenpolitiker in Sachsen (59 Prozent). Nur SPD-Chef Martin Dulig kann ihm mit etwas Abstand folgen (47 Prozent). Allerdings sieht sich auch nur bei diesen beiden und Ex-AfD-Chefin Frauke Petry eine Mehrheit der Befragten dazu in der Lage, ihre Arbeit einzuschätzen. Bei Linksfraktionschef Rico Gebhardt sagen mehr als zwei Drittel, dass sie den Politiker nicht kennen (68 Prozent) oder seine Arbeit nicht beurteilen können - und das, obwohl er schon lange in der Landespolitik aktiv ist. 16 Prozent sind mit seiner Arbeit eher zufrieden, 15 Prozent wenig oder gar nicht.

Mit der Arbeit von Sachsens AfD-Vorsitzendem Jörg Urban sind 13 Prozent zufrieden. Bei Wolfram Günther, dem Grünen-Fraktionschef sind es neun Prozent. Die beiden haben mit einer geringen Bekanntheit zu kämpfen: 69 Prozent der Befragten kennen den AfD-Chef nicht. Bei Wolfram Günther sind es 80 Prozent der Befragten, denen der Grünen-Politiker nichts sagt.

Kretschmer als Person mehrheitsfähig

Wäre am Sonntag in Sachsen Landtagswahl, käme die Sachsen-CDU auf 30 Prozent. Ihr Chef würde bei einer Direktwahl des Ministerpräsidenten dagegen deutlich mehr Zustimmung erhalten. Sowohl im direkten Duell gegen Dulig als auch gegen Gebhardt und Urban holt er in der MDR-Umfrage die absolute Stimmenmehrheit bei den befragten Wahlberechtigten.

In einem Direktwahl-Duell Kretschmer – Dulig würden den CDU-Chef 53 Prozent wählen, Dulig dagegen 26 Prozent. Kretschmer könnte vor allem auf die Stimmen von Anhängern der eigenen Partei sowie von FDP und AfD zählen. Die Anhänger von SPD, Linken und Grünen schenken ihre Sympathie dagegen mehrheitlich Dulig.

In einem Direktwahl-Duell mit Linken-Fraktionschef Gebhardt würde Kretschmer 56 Prozent erhalten, Gebhardt zwölf Prozent. Der Fraktionschef der Linken würde nur von den eigenen Parteianhängern mehr Stimmen erhalten als Kretschmer.

Bei einer Direktwahl zwischen Michael Kretschmer und AfD-Chef Jörg Urban ist der Abstand noch größer. 61 Prozent der Wähler würden für Kretschmer stimmen, sieben Prozent für Urban. Er hätte nicht einmal bei den AfD-Anhängern eine Chance auf den Posten des Ministerpräsidenten: 50 Prozent von ihnen würden bei einer Direktwahl Kretschmer ihre Stimme geben, nur jeder Fünfte für den AfD-Chef votieren.

Wer kümmert sich um die Interessen der Ostdeutschen?

Bei der Landtagswahl am 1. September 2019 könnten Wähler ihre Entscheidung auch davon abhängig machen, wer ihre Interessen überregional am meisten vertritt. Im Sachsentrend zeigt sich dabei, dass auch 28 Jahre nach der Wiedervereinigung hauptsächlich die Linke als "Anwalt der Ostdeutschen" (26 Prozent) genannt wird. Deutlich weniger Interessenvertretung wird CDU, AfD und SPD zugeschrieben. Allerdings nannte jeder dritte befragte Sachse gar keine Partei.

Der Sachsentrend August 2018 wurde vom Meinungsforschungsinstitut Infratest Dimap im Auftrag des MDR erstellt. Dafür wurden zwischen dem 20. und 25. August 2018 1.000 wahlberechtigte Einwohner im Freistaat telefonisch befragt. Ihre Zusammensetzung entspricht der Bevölkerungsstruktur in Sachsen. Die Ergebnisse gelten damit als repräsentativ.

Quelle: MDR/stt/ok

Dieses Thema im Programm bei MDR SACHSEN MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 30.08.2018 | ab 05:00 Uhr in den Nachrichten
MDR SACHSENSPIEGEL | 30.08.2018 | 19:00 Uhr

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