700 Referendarstellen unbesetzt Sachsen kann angehende Lehrer nicht binden

13. April 2017, 16:45 Uhr

An Sachsens Schulen sind noch etwa 700 Referendarstellen für Lehramtsabsolventen unbesetzt. Kultusministerin Brunhild Kurth sagte MDR SACHSEN, von über 1.000 Bewerbern habe nur etwa die Hälfte einen Vertrag unterschrieben. Eine Erklärung könne sein, dass Studenten in Sachsen, die aus anderen Bundesländern kommen, für ein Referendariat in ihre Heimat zurückkehrten. An der Universität Leipzig stammen demnach etwa 60 Prozent der Lehramtsstudenten aus anderen Bundesländern und rund 40 Prozent aus Sachsen. Das Kultusministerium will jetzt nach den Ursachen forschen.

Seiteneinsteigerprogramm wird ausgebaut

Kurth schätzt ein, dass sich die Lage auf dem Lehrermarkt erst nach 2020 entspannen wird. Das Programm für Seiteneinsteiger solle deshalb weiter ausgebaut werden.

Die Ministerin lobte zugleich die Qualität des sächsischen Referendariats. Es gebe kaum Wartezeiten und auch die Bezüge der Referendare seien bundesweit Spitze, so Kurth. Zudem könnten Absolventen damit rechnen, bei passenden Fächerkombinationen schnell eingestellt zu werden.

Kritik vom Sächsischen Lehrerverband

Vor dem Hintergrund des akuten Lehrermangels auch an den Schulen warnt der Sächsische Lehrerverband davor die Lehrerausbildung auf Dresden und Leipzig zu reduzieren. Die Studierendenzahlen an den dortigen Universitäten für das Lehramt Oberschule reichten nicht aus, so Jens Weichelt. Der prognostizierte Bedarf kann nicht gedeckt werden. Laut Weichelt müsse das "Wissenschaftsministerium mit neuen Konzepten den Ursachen des Lehrermangels begegnen."

Für die Sicherung des Lehrernachwuchses in ganz Sachsen brauchen wir dringend eine dauerhafte Erweiterung der Lehrerausbildung in Chemnitz. Der Standort ist schon aufgrund seiner hervorragenden Vernetzung zwischen Wirtschaft und Bildung dafür prädestiniert, bedarfsgerecht Lehrkräfte für den gesamten Freistaat auszubilden.

Jens Weichelt Landesvorsitzender des Sächsischen Lehrerverbandes

Lehramtsausbildung in Chemnitz muss bleiben

Weichelt sagte weiter, nur der Ausbau der Chemnitzer Lehrerausbildung sichere langfristig den Lehrernachwuchs für ganz Sachsen. Denn gerade einmal ein Viertel der Studierenden der Universitäten in Dresden und Leipzig sei bereit, außerhalb dieser beiden Städte einen Job anzunehmen.

Die Konferenz Sächsischer Studierendenschaften (KSS) spricht sich ebenfalls für den Erhalt des Studienfachs Grundschullehramt in Chemnitz aus. Sie befürchten, dass die rund 100 Studienplätze eingestampft werden sollen. Die Studierenden fordern die Landesregierung auf, die von ihr auf drei Jahre sicher gestellte Finanzierung für die TU Chemnitz zu entfristen und die Lehrerausbildung in den Universitätshaushalt einzubinden.

Dass am Ende die Schüler in Sachsen das jahrelange Spardiktat an sächsischen Hochschulen ausbaden müssen, ist jedoch ein exzellentes Armutszeugnis für den Freistaat Sachsen.

Daniel Irmer Sprecher der Konferenz Sächsischer Studierendenschaften (KSS)

Über dieses Thema berichtet MDR SACHSEN auch im Radio und Fernsehen: MDR 1 RADIO SACHSEN | 13.04.2017 | Nachrichten | ab 06:00 Uhr
MDR SACHSENSPIEGEL | 13.04.2017 | 19:00 Uhr

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