Marios Genüsse - Die schönen Dinge des Lebens | Podcast Leben und entspannen im Weinberg

Mit über hundert Weinbergen und Weingütern wartet das nordöstlichste Weinbaugebiet Deutschland auf. Es erstreckt sich entlang des Elbtals von Diesbar-Seußlitz, über Meißen, Radebeul, Dresden bis in den Raum Pirna. Im Weinberg lassen sich nicht nur der Wein beim Wachsen und seltene Pflanzen und Tiere beobachten. Hier herrscht in den Sonnenmonaten ein ganz besonderes Klima, das auch auf die Besucher und Gäste ausstrahlt. Die Atmosphäre gleicht dem eines entspannten Urlaubtstages voll Sonnenschein, meint MDR SACHSEN-Podcaster Mario Süßenguth.

Für "Marios Genüsse" trifft er den Winzer Lutz Müller - selbstverständlich in dessen sächsischem Weinberg, in dem es auch eine idyllische Straußwirtschaft unter einer alten Kiefer gibt.

Und nun drei Fragen, drei Antworten:

Welche Jahreszeit ist die schönste im Weinberg?

Lutz Müller: Was die Arbeit betrifft - im Winter, wenn ich die Stöcke beschneide. Dann liegt alles in Stille, man kann in Ruhe nachdenken und bereitet alles für die nächste Saison vor.

Was den Naturgenuss angeht: dann ist jetzt im Frühling, Frühsommer und Sommer eine wunderbare Zeit, wenn alles grünt, sprießt und wächst. Der Herbst mag dann für die Gäste im Weinberg faszinierend sein, weil sich das Laub bunter färbt, die Trauben reif sind. Ich selbst bin immer froh, wenn die Ernte heil eingebracht ist. Aber jetzt im Frühling ist der Weinberg für Winzer und Weinbergfreunde die schöne Zeit des natürlichen Erwachsens!

Blick vom Weinberg aus auf die Meißner Altstadt.
Jede Jahreszeit hat seine Vorzüge im Weinberg. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Keiner muss Winzer sein, um die Schönheit und die Ausstrahlung eines Weinbergs genießen zu können. Wie verhalte ich mich als Gast im Weinberg?

Wer durch die sächsischen Weinberge wandert oder spaziert, findet viele legale und gut ausgebaute Wege, um die einmalige Ausstrahlung der Weinberglandschaft erleben zu können. Die Steillagen mit Treppen und vielen Stufen erfordern oft die nötige Kondition und Trittsicherheit, auch beim Weingenuss im Berg sollte das bedacht werden. Tabu sind für Besucher im Spätsommer und Herbst die Trauben!

Der Weinberg ist kein Selbstbedienungsladen. Außerdem schmecken die sächsischen Beeren nicht wie die aus dem Süden. Der hiesige Ertrag ist für die sächsischen Weine gedacht. Wenn diese Unart überhand nehmen sollte, müssten viele Winzer ihre Berge in der Reifezeit sperren, was für Weinberg-Genießer doch schade wäre.

Spitzhaus im Weinberg mit Steilhängen von Oberlößnitz, Radebeul, Landkreis Meißen
Die Weinberge mit Steilhängen rund um das Spitzhaus von Oberlößnitz in Radebeul, im Landkreis Meißen, laden zum Verweilen ein. Bildrechte: IMAGO / Hanke

Neben den Weinstöcken wachsen auch andere Pflanzen in diesem Naturraum, es gibt seltene Tierarten zu beobachten. Welche sind es im Weinberg Schloss Albrechtsberg, wo ja auch eine Straußwirtschaft angeschlossen ist?  

Der Nickende Milchstern blüht gerade, jetzt Anfang, Mitte April, auch nickende Vogelmilch genannt. Das ist eine Pflanze aus der Familie der Spargelgewächse, aber nicht für den Gaumen gedacht. Früher pflanzte man ihn gerne in Kloster- und Schlossgärten zur Zierde, deshalb ist er gerade in hiesigen Weinbergen zu entdecken, wo einst der Adel wirtschaftete und arbeiten ließ. Der sonst eher selten wachsende Milchstern hat übrigens in Sachsen seine höchste Verbreitung.

An Tieren gibt es in den Ritzen zwischen den warmen Sandsteinen der Trockenmauern Eidechsen, auch Blindschleiche und Ringelnatter. Weiter ab von den für Besucher geselligen Orten kann man auch mal eine Kreuzotter sichten. Weinbergschnecken gehören zum Weinberg sowieso dazu - sind aber hierzulande streng geschützt. Die Weinbergschnecken für Feinschmecker stammen meist aus französischer Zucht.

Eine Weinbergschnecke auf einem Stein
Eine Weinbergschnecke gehört natürlich zum Weinberg dazu. Hier sitzt ein Exemplar an der Sächsischen Weinstraße. Bildrechte: MDR/Charlotte Kayatz
Mario Süßenguth
Bildrechte: Axel Berger

Über den Podcaster

Mario Süßenguth, Jahrgang 1970, hat mehrere Bücher zu historischen und kulinarischen Themen veröffentlicht, darunter eines über barocke Genüsse und Tafelsitten in Dresden und Europa. Seit 1997 arbeitet er als Autor und Reporter für MDR SACHSEN, vorzugsweise in den Bereichen Kultur und Lebensstil.

 

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 18. April 2022 | 10:00 Uhr