Dienstags direkt | 28.02.2023 | 20 - 23 Uhr Wenn zum Anpacken keiner mehr da ist... Was tun gegen den Arbeitskräftemangel?
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26. Februar 2023, 20:08 Uhr
Wie ist die Arbeitsmarkt- und Fachkräftesituation bei uns in Sachsen? Wie können die aktuellen Probleme angegangen werden? Was können Unternehmen in der Region tun, um Fachkräfte in den eigenen Betrieb zu bekommen? Darüber haben wir am Dienstagabend gesprochen.
Viele Betriebe und öffentliche Einrichtungen stehen vor großen Herausforderungen, weil ihnen die Mitarbeiter ausgehen. Vielfach wird als Grund der demografische Wandel genannt.
Fehlen tatsächlich Fachkräfte?
Laut dem Statistik-Portal statista.de sind in Deutschland im Jahr 2022 844.796 freie Arbeitsstellen ermittelt worden (Bestand an freien Arbeitsstellen im Jahresdurchschnitt bis 2023 | Statista). Ein Indiz dafür, dass Fachkräfte gesucht werden. 2020 sank die Zahl der offenen Stellenausschreibungen zwar auf durchschnittlich 613.000, der Grund dafür waren allerdings eingeschränkte Aktivitäten während der Corona-Krise. Ein Problem: Viele der offenen Stellen können in manchen Branchen rein rechnerisch gar nicht mehr besetzt werden, da es die dafür nötigen Arbeitskräfte nicht gibt.
Was sind die Gründe dafür?
Die Corona-Krise liefert sicher eine Erklärung: Viele Mitarbeiter aus besonders betroffenen Bereichen haben sich eine andere Arbeit gesucht und sind nicht mehr in ihren alten Job zurückgekehrt. Das betrifft u.a. Wachdienste, die Veranstaltungsbranche, die Gastronomie und den Einzelhandel. Dementsprechend hoch ist der Leidensdruck in diesen Branchen. Bemerkenswert ist allerdings auch: Unbesetzte Stellen gab es auch schon vor der Corona-Krise zuhauf. Ein Trend, der auf eine veränderte Altersstruktur schließen lässt.
Der Einfluss des demografischen Wandels
Die "Baby-Boomer", das heißt die geburtenstarken Jahrgänge etwa zwischen 1955 und 1964, gehen in Rente. In nicht einmal 20 Jahren könnten in Deutschland über 20 Millionen Menschen im Rentenalter sein, während die Zahl der Erwerbstätigen weiter und weiter abnimmt. Davon gehen aktuelle Berechnungen des Statistischen Bundesamtes aus (Ergebnisse der 15. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung - Statistisches Bundesamt). Selbst wenn das Renteneintrittsalter weiter steigen würde, stiege die Zahl der offenen Stellen sprunghaft an.
Gibt es eine Lösung?
Rund 400.000 qualifizierte Zuwanderer müssten pro Jahr den Weg nach Deutschland finden und sich dauerhaft ansiedeln, damit das Fachkräfteproblem gelöst wäre. Das schätzte Detlef Scheele, damals Chef der Bundesagentur für Arbeit, im Jahr 2021. Die Politik versucht zu handeln, die Bundesregierung beschloss im vergangenen Jahr eine Fachkräftestrategie. Das Einwanderungsrecht soll reformiert werden. Es sollen gezielter Fachkräfte und Menschen mit Berufserfahrung angesprochen werden. So soll sich auch im Bereich Schule und Ausbildung einiges verändern. Denn es gibt ein weiteres Problem: Schon jetzt gibt es immer weniger Auszubildende. Die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze steigt seit über 15 Jahren kontinuierlich.
Wie ist die Situation bei uns in Sachsen? Wie können die aktuellen Probleme angegangen werden? Was können Unternehmen in der Region tun, um Fachkräfte in den eignen Betrieb zu bekommen? Darüber haben wir bei Dienstags Direkt gesprochen.
Unsere Gäste:
- Matthias Lißke | Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Erzgebirge GmbH, Erzgebirge – Gedacht. Gemacht.
Fachkräftesicherung betrifft alle Bereiche der Wirtschaft und Gesellschaft. Unser Wohlstand wird wesentlich davon abhängig sein, welche Lösungen wir gemeinsam finden.
- Niels Kakies | Unternehmensberater, Geschäftsführer bei Unternehmer-Konzepte - Mitarbeiter-Magnet-Strategie
Der Fachkräftemangel zwingt auch den öffentlichen Dienst zum Umdenken. Wir müssen auf die Veränderungen im Berufsleben reagieren. Der Kampf gegen den Lehrermangel ist da sicher erst der Anfang.
Moderation:
Redaktionelle Mitarbeit: Stephan Wiegand
Leitung: Lucas Görlach