Dienstags direkt | 18.01.2022 Gibt es eine Therapie bei Long-Covid?
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"Long-Covid" ist inzwischen eine Sammelbezeichnung für vielerlei Beschwerden, die mit einer Corona-Infektion einhergehen. Über die Folgen einer Corona-Infektion haben wir am Dienstagabend mit Betroffenen und Ärzten gesprochen.
Betroffene berichten: Plötzlich setzt die Erinnerung aus. Über fünf, sechs, sieben Nächte wächst das Gefühl der Atemnot. Schon wenige Minuten Schlaf werden zur Qual.
Die Luft wird knapp
Ein Szenario, das längst nicht jeden trifft, aber diejenigen, die es erfahren, prägt es für ihr weiteres Leben: Obwohl immer wieder die Luft in die Lungen strömt, entweicht der Sauerstoff ungenutzt - bis der Körper sich in einen Schon-Modus verabschiedet. Erst mit Medikamenten und gefesselt an eine Sauerstoffleitung meldet sich der Verstand langsam zurück. Doch das Leben und der Alltag "danach" fühlen sich fremd an – für Wochen oder Monate.
Was erschreckend ist, ist, dass eine Mehrzahl der Betroffenen nicht mehr zu ihrem Ursprungsniveau zurückfindet...
Wir spielen auf Zeit
Fast jeder zweite Covid-Patient kommt nur mühsam wieder in Tritt. In neugegründeten Selbsthilfegruppen hört man: Depressive Hürden stehen vor den Patienten. Jeder Arztbesuch, das Einkaufen, freundschaftliche Gespräche verlieren ihren Charme. Die Konzentrationsfähigkeit übersteht kaum fünf Minuten. Das Bett wird zur Festung und Schlaf das größte Bedürfnis.
Ich war kraftlos, müde. Schon das Ausräumen des Geschirrspülers war eine Herausforderung.
Rat in der Ratlosigkeit
Viele Ärzte sind ratlos. Wirken Antidepressiva? Wie lassen sich die Symptome bekämpfen? "Long-Covid" ist inzwischen eine Sammelbezeichnung für Beschwerden. Was darunter alles zusammengefasst werden kann und muss, ist längst noch nicht vollständig erkannt und erforscht. Was man weiß, und das hilft vielen Betroffenen: Die Beschwerden nehmen über die Zeit ab.
Was wir in den Augen der Patienten sehen konnten, dass die kleinen Gefäße verschwunden waren.
Erste Konzepte für eine Therapie
Manche Wissenschaftler vermuten, dass Teile des Virus' im Körper bleiben. Erst nach einer Impfung kommt das System mit dieser Herausforderung klar. Das Team um Bettina Hohberger von der Uniklinik in Erlangen geht schon länger davon aus, dass durch die Infektion die Blutzirkulation in den Gefäßen beeinträchtigt ist. Die weißen Blutkörperchen sind – so die Erkenntnisse – über viele Monate nach der Infektion beeinträchtigt. Das könnte ein Grund sein, der die Symptome bei Long-Covid erklärt.
Darüber sprachen wir mit:
Dr. Arne Drews | Pneumologe
Dr. Peter Niemann | Facharzt für Geriatrie, innere und integrative Medizin, Autor von "Das Long-Covid Syndrom überwinden"
Prof. Dr. Christian Mardin | Leitender Oberarzt der Augenklinik am Universitätsklinikum Erlangen
Moderation:
Redaktionelle Mitarbeit: Stephan Wiegand
Leitung: Ines Meinhardt
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | Dienstags direkt | 18. Januar 2022 | 20:00 Uhr