Dienstags direkt | 16.05.2023 | 20-23 Uhr Wenn aus Ideen Firmen werden - wie clever ist Sachsens Gründer-Szene?
Hauptinhalt
07. Mai 2023, 20:08 Uhr
Es gibt sie noch: Menschen, die es trotz Krisen und Unsicherheiten wagen, sich selbständig zu machen und ein Unternehmen zu gründen. Und es gibt jede Menge Innovationen "made in saxony". Zwar war ihre Zahl in den Jahren 2009/10 fast doppelt so hoch. Seitdem haben aber mehrere Krisen die Wirtschaft durchgerüttelt. Wie krisenfest fühlen sich Start-Ups heute? Welche Ideen haben sie im Köcher? Und wann müssen sie auch mal ein Ultimatum stellen? Darüber haben wir am Dienstagabend gesprochen.
Es braucht viel Mut und Engagement, ein eigenes Unternehmen zu gründen und eigene Ideen in die Tat umzusetzen. Was neben Wissen und Geld enorm hilft ist Zuspruch. Die können die Gründerinnen und Gründer zwar auch im Familien- oder Freundeskreis holen. Besonders motivierend ist es aber, wenn eine unabhängige Jury sagt "das halten wir für preisverdächtig".
Immer im Mai wird Sachsens Unternehmer oder Unternehmerin des Jahres gekürt. MDR SACHSEN unterstützt als Partner diese Initiative. Eine Kategorie in diesem Wettbewerb ist der Sonderpreis "Sachsen gründet - Startup 2023" und ist den jungen Firmen am Markt gewidmet, wobei sich das "jung" lediglich auf das Datum der Gründung bezieht.
Es gibt noch weitere Wettbewerbe in Sachsen, die innovative Ideen, unternehmerischen Mut und Risikobereitschaft in den Fokus rücken: "futureSAX" - die Innovationsplattform des Freistaates Sachsen vergibt den "Sächsischen Gründerpreis". Speziell an Frauen gerichtet ist der "Sächsische Gründerinnenpreis" und soll dabei helfen, die Existenzgründung von Frauen in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen.
Dr. Uwe Lienig von der Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH kennt nicht nur die verschiedenen Ehrungen. Er kennt auch die zahlreichen Unterstützungsangebote. Nichts sei wichtiger für junge Unternehmen, als Vernetzung und einen direkten Draht zu Menschen und Institutionen, die Türen öffnen, sagt Dr. Lienig
Von der Elbe an den Hudson - Start-ups aus Sachsen in New York
Ihre Firmen tragen Namen wie BiFlow, deepXscan, enaDyne oder SpiNNcloud. Was sich hinter diesen Bezeichnungen verbirgt, erschließt sich meist nicht sofort. Die Start-ups aus Freiberg, Chemnitz, Leipzig oder Dresden arbeiten an medizinischer Diagnostik für zu Hause, Röntgenmikroskopie, Plasmareaktoren, die CO2 zur Weiterverwendung aufspalten oder an der Anwendung künstlicher Intelligenz. Vertreter dieser vier Firmen und fünf weiterer Start-ups aus Sachsen waren gerade auf einer Werbe-Tour in New York. Organisiert von der Wirtschaftsförderung Sachsen, diente die Reise dem Kontakt zu Investoren und potenziellen Kunden. New York ist in den USA einer der Hotspots für die Gründerszene. Wie die sächsischen Jungunternehmer die Chance genutzt und was sie erlebt haben, haben uns Vertreter von deepXscan und SpiNNcloud berichtet.
Man ist nie zu alt für eine frische Idee - Öko-Alternative aus Görlitz gewinnt Gründerpreis
Bernd Wacker und Wolfgang Coutandin haben den Schaumstoff quasi neu erfunden und holten sich den Sieg bei "Sachsen gründet - bestes Start up 2023". In ihrer Firma eco-Softfibre setzen sie statt auf Chemie auf Naturmaterial. Und es kommt noch besser. Verarbeitet wird, was bisher weggeworfen wurde: Fasern aus der Lederverarbeitung. Aus ihnen entsteht nach einem zum Patent angemeldeten Verfahren ein Polstermaterial, das z.B. in Autositzen oder Sofas verarbeitet werden kann. Es ist hundertprozentig Öko und einfach zu recyceln. Nun braucht es Geldgeber, um aus der kleinen Manufaktur in eine industrielle Produktion zu kommen. Auch ihr Auftritt bei "Die Höhle der Löwen" hat bislang nicht die erhofften Investitionen gebracht. Schön wäre es, wenn das bald geschehe, meint Wolfgang Coutandin. Er ist anders als die meisten Gründer kein junger Mensch mehr, sondern bereits über 70. Und auch sein Partner im Unternehmen hat schon graue Schläfen. Für junge Ideen gibt es eben keine Altersbeschränkung, aber durchaus Zeitdruck. Bei der Gala formulierte es Bernd Wacker bei der Preisübergabe schon fast wie ein Ultimatum. Er habe Anfragen aus Asien, und er gebe der hiesigen Wirtschaft noch ein halbes Jahr, um eine Basis für den Aufbau einer Fertigung hierzulande zu schaffen.
In "Dienstags direkt" stellen sich neben eco-Softfibre auch die anderen fünf Start-ups vor, die es unter den zahlreichen Bewerbungen in die Endrunde geschafft hatten. Die Lorenz GmbH aus Taucha, die Häuser aus Stroh liefert; die Leipziger Firma sciendis, die mit der App WUNDERA ® Pflegekräften bei der Dokumentation Zeit sparen hilft oder NOVAJET aus Chemnitz. Das Start-up hat eine Technologie perfektioniert, die das Schneiden mit Wasser ermöglicht. Auch das Designhotel Laurichhof Pirna ist dabei, ebenso die Gründerin der Hörwelt Minnerop aus Reichenbach im Vogtland.
Unser Gast:
Sachsen und Deutschland braucht mehr Gründer und Unternehmertum.
Interviewpartner:
Prof. Dr. Claudia Lehmann | Projektleiterin der Gründerinnen-Initiative an der HHL Leipzig
Dr. Uwe Lienig | Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH
Redaktion & Moderation:
Leitung: Ines Meinhardt
