Dienstags direkt | 31.01.2023 | 20 - 23 Uhr Das Rückgrat der Deutschen Wirtschaft: Wie widerstandfähig ist Sachsens Mittelstand?

Sie sind schnell, wandelbar, erfahrungsreich und mir ihren Mitarbeitern sowie der Region verbunden. Die sächsischen Mittelständler haben sich in den vergangenen Jahren als krisenfest erwiesen. Der wichtigste Wirtschaftspreis des Freistaats "Sachsens Unternehmer des Jahres 2023“ zeichnet deshalb in der Sonderkategorie den "Besten/Beste Resilienz-Manager/Managerin" aus. Warum mittelständische Unternehmen Krisen trotzen und unverzichtbar für die Gesellschaft sind – das Thema bei "Dienstags direkt".

Geschäftsfrau und Geschäftsmann laufen durch Fabrikhalle
Auch wenn im Freistaat keine großen Konzerne ihren Hauptsitz haben: Sachsens Wirtschaft ist fast ausschließlich vom Mittelstand geprägt. Das hat enorme Vorteile. Bildrechte: imago images / Westend61

Der Mittelstand gilt als das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Weil mittelständige Unternehmen oft solide wirtschaften und eng mit der Mitarbeiterschaft und der Region verbunden sind, gelten sie als stabil, widerstands- und anpassungsfähig bei Krisen und großen Umwälzungsprozessen. Sachsen ist mit etwa 150.000 klein- und mittelständischen Unternehmen fast ausschließlich vom Mittelstand geprägt. Etwa 1,16 Millionen Beschäftigte arbeiten nach dem sächsischen Mittelstandsbericht in sozialversicherungspflichtiger Anstellung.

In Ostdeutschland gibt es einerseits wenig Hauptsitze von Konzernen. Andererseits ist vor allem Sachsen durch einen stabilen, traditionsreichen und innovativen Mittelstand geprägt. Um mittelständische Unternehmen zu definieren, wird in der Regel Bezug auf den Umsatz, die Anzahl der Mitarbeiter und die Bilanzsumme genommen. Doch allgemeine Definitionen sind gar nicht immer hilfreich, denn es lohnt sich, den Blick auf die einzelne Unternehmen und ihre Geschichte zu werfen.

Viele junge Unternehmen sind aus Start-Up-Ideen entstanden. Das Unternehmen "Appsfactory" mit Hauptsitz in Sachsen beispielsweise gilt als deutschlandweit führender App-Hersteller und hat Standorte im gesamten Bundesgebiet. Gleichzeitig meistern "gestandene" Unternehmen wie die "Lausitzer Früchteverarbeitung" einen ständigen Wandel. Der größte früchteverarbeitende Betrieb in Sachsen hat schon viele Transformationen bewältigt und ist stolz auf seine einhundertjährige Unternehmensgeschichte. Es punktet mit einem reichen, zeitgemäßen Angebot und saniert nebenbei noch insolvente Betriebe. Beide Betriebe, die "Appsfactory" und die "Lausitzer Früchteverarbeitung" sind als "Sachsens Unternehmer des Jahres" ausgezeichnet. Sachsens wichtigster Wirtschaftspreis wird jedes Jahr verliehen, um die sächsische Wirtschaft zu fördern. Die Bewerbungsfrist läuft noch bis zum 3. Februar 2023.

Was macht klein- und mittelständische Unternehmen stark und innovativ? Wie gehen sie mit den aktuellen Herausforderungen der Energiekrise, den Auswirkungen des Ukrainekrieges, den Pandemiefolgen, dem Fachkräfte- und Nachwuchsmangel und der digitalen Transformation um? Darüber sprechen wir bei Dienstags direkt anlässlich der Verleihung des Unternehmerpreises Sachsen 2023.

Unternehmerpreis Sachsen Mit dem Unternehmerpreis Sachsen werden jedes Jahr sächsische Unternehmen ausgezeichnet, die durch Innovationen und einen besonderen Unternehmergeist hervorstechen. MDR SACHSEN verleiht diesen Preis zusammen mit der Sächsischen Zeitung, der Leipziger Volkszeitung sowie den Dresdner Neuesten Nachrichten.

Geschäftsfrau und Geschäftsmann laufen durch Fabrikhalle 109 min
Bildrechte: imago images / Westend61

Gäste:

  • Professorin Friederike Welter, Präsidentin des Instituts für Mittelstandsforschung sowie Professorin an der Universität Siegen
  • Anette Ehlers, Vizepräsidentin Unternehmerverband Sachsen und Unternehmerin
  • Dr. Alexander Trommen, CEO Appsfactory, „Sachsens Unternehmer des Jahres“ 2020
  • Maximilian Deharde, Geschäftsführer Lausitzer Früchteverarbeitung, „Sachsens Unternehmer des Jahres“ 2017

Im Interview:

  • Peter Kröger, Landesbank Baden-Würtemberg (LBBW), Direktor Bereichsleiter Unternehmenskunden
  • Luise Weißflog, Mittelstand-Digital Zentrum Chemnitz (angefragt)

Professorin Friederike Welter, Direktorin des Instituts für Mittelstandsforschung sowie Professorin an der Universität Siegen
Friederike Welter ist hauptamtliche Präsidentin des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn und hält die Professur für Management von kleinen und mittleren Unternehmen und Entrepreneurship an der Universität Siegen. Bildrechte: Friederike Welter

Der Mittelstand leistet einen großen ökonomischen Beitrag in Deutschland: Allein die kleinen und mittleren Unternehmen steuern rund 60 Prozent zur Nettowertschöpfung aller Unternehmen bei und beschäftigen mehr als 54 Prozent aller abhängig Beschäftigten sowie über 70 Prozent aller Auszubildenden. Mindestens genauso wichtig ist aber auch der gesellschaftliche Beitrag, den der Mittelstand in den Regionen leistet, in denen die Unternehmen angesiedelt sind: Denn auf vielfältige Weise tragen die Familienunternehmerinnen und Familienunternehmer dort sowohl zur Zukunftsfähigkeit als auch zur Krisenfestigkeit bei.

Anette Ehlers, Vizepräsidentin Unternehmerverband Sachsen und Unternehmerin
Anette Ehlers ist Vizepräsidentin des Unternehmerverband Sachsen und selbst Unternehmerin. Bildrechte: Anette Ehlers

Der Mittelstand wirtschaftet mit eigenem Geld, eigenem Risiko und in voller persönlicher Haftung. Zuverlässigkeit in den Geschäftsbeziehungen, ehrhafte kaufmännische Vorgehensweise sind ebenso Grundlage unseres Tuns wie die Transformationsfähigkeit im eigenen Geschäftsmodell und die Übernahme der Verantwortung für die Mitarbeiter und deren Familien.

Anette Ehlers Vizepräsidentin Unternehmerverband Sachsen und Unternehmerin
Dr. Alexander Trommen, CEO Appsfactory
Dr. Alexander Trommen ist CEO des sächsischen Unternehmen "Appsfactory" und ist fest entschlossen, dies an die deutsche Spitze zu führen. Bildrechte: Alexander Trommen

Der Mittelstand kann durch die, im Vergleich zu Konzernen, deutlich schnelleren Entscheidungsstrukturen viel besser auf die Herausforderungen der digitalen Transformation oder auch bei Krisen wie Corona reagieren.

Maximilian Deharde, Geschäftsführer Lausitzer Früchteverarbeitung
Maximilian Deharde führt das Familienunternehmen "Lausitzer Früchteverarbeitung" zusammen mit seinem Vater regional und digital in die Zukunft. Bildrechte: Maximilian Deharde

Unsere Stärken als mittelständisches Familienunternehmen liegen in der Anpassungsfähigkeit auf Grund kurzer Entscheidungswegen und der Nähe zu Kunden, Mitarbeitern und Lieferanten. Die Veränderungen der letzten Jahre nach Corona und nun die Ukraine Kriese haben jedoch gezeigt, dass Wirtschaften wie vor 2019 nicht mehr funktioniert. Daher müssen wir uns an die neuen Rahmenbedingungen aus veränderten Lieferstrukturen, Kundenanforderungen und  Mitarbeiterwünschen einstellen. Dies ist die Herausforderung für die nächsten Jahre.

Moderation: Sina Peschke
Redaktionsmitarbeit: Katrin Tominski
Redaktionsleitung: Ines Meinhardt

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Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Dienstags direkt | 31. Januar 2023 | 20:00 Uhr