Dienstags direkt | 07.02.2023 | 20 - 23 Uhr Schnee von gestern? - Sachsens Wintersportgebiete im Umbruch
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Der Winter ist die kälteste Zeit des Jahres und zumindest für die Berge gehört der Schnee immer noch zur Jahreszeit. Weiße Idylle für die Winterferien oder grüne Loipen und Kunstschnee auf dem Rodelhang. Übertriebenes Szenario oder Herausforderung für die all die, die vom Winter-Tourismus leben. Darüber haben wir bei Dienstags direkt gesprochen.
Winter werden wärmer und "kürzer"
Laut Deutschem Wetterdienst sind die Winter in den vergangenen Jahren kürzer und auch wärmer geworden.
Das hat auch Auswirkungen auf die Skigebiete, wie Florian Kerl, Referent im Fachzentrum Klima des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) bestätigt. Er war an einer Studie beteiligt, in der die Wintersportsituation in der Region untersucht wurde. Das Ergebnis:
Die Schneesicherheit in den Skigebieten hat bereits abgenommen und es ist davon auszugehen, dass dies weiterhin erfolgt. Der wesentliche Antrieb dabei ist die Temperaturentwicklung.
Die Konsequenzen sind unpopulär und versprechen kaum Perspektiven dafür, dass hierzulande weiter in den touristischen Wintersport investiert werden sollte.
Aufgrund des Erwärmungstrends nimmt das Beschneiungspotential ebenfalls über die Zeit ab und ist schon jetzt rückläufig. Bereits beobachtet wurde eine Verschiebung in den unwirtschaftlichen Bereich.
Wintersport, das sind auch bleibende Eindrücke
Auch wenn im Moment die Bedingungen für den Wintersport in einigen sächsischen Regionen gut sind, perspektivisch braucht es neue Konzepte - sowohl für den Tourismus und den Breitensport, als auch für den professionellen Wintersport. Diana Sartor, Weltmeisterin im Skeleton, betreibt nach ihrer sportlichen Karriere eine Pension im Altenberger Ortsteil Bärenfels. Dort begrüßt sie auch heute noch die "Wintersport-Weltspitze". Sie wirbt für ein Interesse an der Region und der Natur, egal ob es neblig, regnerisch, warm oder kalt ist.
Gerade der Wintersport bestimmt bis heute mein Leben. Ja, es ist kalt, auch ich habe bisweilen kalte Füße und ein tägliches Training tut manchmal weh. Aber Wintersport, das sind auch bleibende Eindrücke, nicht nur für die Spitzensportler, sondern auch für alle an der Strecke und diejenigen, die sich aktiv in der Natur bewegen. Zusätzlich leben auch viele vom Tourismus, gerade in ansonsten strukturschwachen Regionen. Ob nun immer Schnee zum Wintersport gehört – das ist eine Frage, die wir vielleicht in der Sendung klären können.
Zwischen Schneekanonen und Sprung-Matten
Ein Umdenken, das sich im Kleinen bereits langsam vollzieht, hat auch im Großen Einzug gehalten. Weniger Schnee, schwer planbare Veranstaltungen – aber Heiko Krause, der Präsident des Sächsischen Skiverbandes aus Neugersdorf, bleibt optimistisch.
Sport ist ein ganz wesentlicher Bestandteil unserer gesellschaftlichen Interaktion. Manche Disziplinen können und müssen durchaus neu gedacht werden. Viele Materialien wurden in den letzten Jahren weiterentwickelt. 'Matten-Springen', Skateskier sind sicherlich hinlänglich bekannt – allerdings ist das durchaus ausbaufähig. Was wir uns immer gut überlegen müssen, sind Alternativen, bei denen die Umweltsünde den Spaß am Sport nicht überlagert. Und wir müssen auch die Sicherheit der Athleten bedenken.
Wintersport - Wirtschaftsboom oder Auslaufmodell?
Sollte in den klassischen Wintersportregionen wie dem Erzgebirge, dem Harz oder dem Thüringer Wald künftig stärker der Fokus auf den Ausbau alternativer Urlaubsangebote gelegt werden, um die Region auch ohne Schnee attraktiv zu machen? Um diesen Punkt ging es u.a. in einer aktuellen Umfrage des Meinungsbarometers mdrfragt. Bei knapp zwei Drittel der Befragungsteilnehmerinnen und -teilnehmer trifft das auf Zustimmung (65 Prozent). Stärker in den Ausbau der Infrastruktur für den Wintersport bzw. den Winterurlaub zu investieren, fordert nur ein sehr kleiner Teil der Befragten (drei Prozent). Ein Viertel findet, künftig sollte gleichermaßen in die Winter- als auch die winterunabhängige Urlaubs-Infrastruktur in diesen Regionen investiert werden (25 Prozent). Fünf Prozent sprechen sich gänzlich gegen die Förderung dieser Regionen aus.
Unsere Gäste:
- Diana Sartor | Weltmeisterin im Skeleton und Pensionsbetreiberin in Altenberg
- Florian Kerl | Referent im Fachzentrum Klima des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie
- Martin Grothkopp | Olympia-Sieger im Bob-Team vonFrancesco Friedrich
Interviewpartner:
Michael Pröttel | Bergwanderführer, Alpinist, Fotograf, Aktivist
Wolfgang Kießlich | Staatlich geprüfter Skilehrer und Mitglied im Deutschen Skilehrerverband
Philipp Auerswald | betreibt das "Beerenhaus" am Lugstein
Moderation:
Redaktionelle Mitarbeit: Stephan Wiegand
Leitung: Ines Meinhardt