VerkündigungssendungDas Wort zum Tag bei MDR SACHSEN
Täglich hören Sie das Wort zum Tag. Montags bis freitags gegen 5:45 Uhr und 8:50 Uhr, am Sonnabend gegen 8:50 Uhr, sonntags 7:45 Uhr. Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche Stephan Ringeis aus Leipzig.
Dienstag, 11.02.2025: Komm mit
"Verkaufe alles, was du hast, und gib´s den Armen." - Wer kommt denn auf sowas? Es ist ein Wort an einen Reichen. So viel sei jetzt gesagt. Wer ist denn reich? Und ab wann bin ich reich?
Ah, vielleicht ist Elon Musk gemeint. Sein Vermögen beträgt derzeit rund 423 Milliarden Dollar. Bei reichlich acht Milliarden Menschen auf dieser Erde wären es übern Daumen 50 Euro für jeden.
Nun, ich benötige sein Geld nicht, zum Glück. Ich will es auch gar nicht. Andere brauchen es vielleicht schon. Was heißt vielleicht, sicher. Arme Menschen gibt es genug. Und es gibt immer wieder neue Berechnungen dazu. Das globale Vermögen beträgt um die 500 Billionen US-Dollar. Keine Ahnung, wieviel Nullen das sind. 1 % der Weltbevölkerung besitzt knapp die Hälfte des gesamten weltweiten Vermögens. Das ist ungerecht, sagen die einen, aber - so sagen manche - es ist halt irgendwie gewachsen.
Und: Man solle über die Reichen nicht den Stab brechen. Die tun viel Gutes. Der Reiche, der sich diesen Satz "Verkaufe alles, was du hast, und gib´s den Armen." anhören musste, war ein guter Mensch. Er hielt alle Gebote, die Gott gegeben hat. Und Jesus liebte ihn dafür. Aber er sagte dem Reichen auch, eines fehlt dir: "Verkaufe alles, was du hast, und gib´s den Armen - und dann komm mit mir."
Wer ist reich? Ich glaube, im Verhältnis zu vielen Menschen auf dieser Erde, bin ich reich. Aber ich verkaufe nicht alles, was ich habe. Deshalb ist dieser Satz von Jesus immer wieder ein Ärgernis auch für mich, trotz der Spenden, die ich gern gebe. Aber dieses "und komm mit" klingt für mich wie die Einladung in eine andere Welt, wo nicht die Reichen immer reicher werden und die Armen sich nicht gegenseitig bekämpfen, sondern wo Gerechtigkeit und Frieden sich küssen. Darum geht es Jesus, wenn er sagt, "Komm mit!"
Montag, 10.02.2025: Nie wieder
"Fahrtkartenkontrolle, bitte." Auch wenn die Deutsche Bahn keinen guten Ruf hat, ich fahre oft mit dem Zug. Trotz mancher Verspätung reist man bequem. Angefangen beim Buchen der Tickets im Internet über die Wahl der Platzkarten, bis hin zum Komfort Check-In, mit dem man sich die Ticketkontrolle sparen kann.
Das funktionierte dummerweise an diesem Tag nicht. Deshalb merkte erst die Zugbegleiterin, dass ich kein gültiges Ticket habe. Ich habe mein Smartphone hingehalten mit der Bahn-App, aber darauf war nur der QR-Code der Hinfahrt zu sehen. Die Rückfahrt fehlte. Unangenehm. "Sie haben kein gültiges Ticket". Die Zugbegleiterin sagte es zum Glück nicht so laut.
Denn etwas peinlich berührt einen das schon. Ich bat um etwas Geduld - "kein Problem, ich komme später noch einmal", hörte ich - irgendwo muss der Fehler liegen. Ich fand sie nicht, die Rückfahrkarte.
Schon 1890 waren in Deutschland Bahnfahrkarten ohne Rückfahrt im Umlauf, wiederholt bis in die Zeit der Naziherrschaft ab 1933. "Freifahrkarte mit Schnellzugbenutzung - gültig ab jeder deutschen Station nach Jerusalem, hin - und nicht wieder zurück, für Juden und Judengenossen aller Länder." Das stand darauf.
Auf dieser niederträchtigen Weise wurde Mitmenschen deutlich gemacht, dass sie nicht gewollt sind. Später in dieser Zeit gab es keine Fahrkarten, aber Güterzüge, nicht nach Jerusalem, sondern in den Tod. Ohne Rückfahrt. Aus bösartigen, Menschen verachtenden Fahrkarten wurde eine brutale Realität.
"Und, gefunden?" Die nette Stimme der Zugbegleiterin unterbrach meine Gedanken. Ich wischte konfus einige Male über mein Smartphone. Irgendwie, ja..., da war sie, die Rückfahrtkarte mit QR-Code. Zack, Lesegerät drauf und schon erledigt. "Gute Reise", sagte sie. Ich machte es mir bequem und sah aus dem Fenster und sagte leise mich hin "Nie wieder".