Verkündigungssendung Das Wort zum Tag bei MDR SACHSEN
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Täglich hören Sie das Wort zum Tag. Montags bis freitags gegen 5:45 Uhr und 8:50 Uhr, am Sonnabend gegen 8:50 Uhr, sonntags 7:45 Uhr. Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche Daniel Schmidt.
Donnerstag, 21.09.2023: Frieden
Das Geschrei ist schon von weitem zuhören. Auf dem Schulhof hat sich um die beiden Streitenden eine Traube von Kindern gebildet. Sie wohnen dem Spektakel aufgeregt bei. Es wird geschubst, gezogen, gerangelt. Plötzlich liegen beide am Boden und wälzen sich, ineinander verhakt, hin und her. Eine Aufsichtsperson kommt mit langen Schritten, teilt die umherstehende Menge, packt beherzt die beiden Streithähne und hält sie auf Armeslänge voneinander entfernt. Der Ärger ist keineswegs verflogen. Wo eben noch die Fäuste flogen, werden nun böse Blicke von einem zum anderen abgefeuert.
Die Frage, was das alles soll, wird mit gegenseitigen Schuldzuweisungen kommentiert und die Behauptung der jeweils andere habe angefangen unisono vorgetragen. "Das ist mir ganz egal. Ihr entschuldigt euch jetzt beieinander und vertragt euch wieder. Es ist immer das gleiche mit euch, jedes Mal müsst ihr euch raufen. Gebt euch jetzt die Hand." Mit diesen Worten erzwingt die Aufsicht eine Art Waffenstillstand. Ich meine in den Gesichtern der Zuschauer die Skepsis zu entdecken, die auch mich beschleicht. Ich bezweifle, dass diese erzwungene Ruhe lange anhalten wird. Ein wirklicher Frieden zwischen den beiden Konfliktparteien braucht wohl mehr als die trennende Hand von außen. Aber erst einmal ist Ruhe auf dem Pausenhof. Die Akteure verlassen den Ort des Geschehens in unterschiedliche Richtungen.
So ganz kann ich mich des Wunsches nicht erwehren eine starke zupackende Hand auch an anderen Stellen zu erleben. Kriege und gewaltsame Konflikte gibt es auf der ganzen Welt. Erst einmal Ruhe reinbringen und die Konfliktparteien trennen. Aber was dann, die fragile Ruhe ohne Gewalt löst das Problem ja noch nicht.
Heute am Internationalen Tag des Friedens höre ich das Versprechen, dass Jesus im Johannesevangelium gibt, besonders intensiv: "Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch." (Joh. 14,27) Was sein Frieden bedeutet, hat er vorgelebt und uns mitgegeben. Es heißt den anderen wahrzunehmen. In Kontakt treten und sich nicht selbst über alle Dinge zu stellen. Darin wird vielleicht der Raum frei, wirklichen Frieden zu schaffen. Frieden, der hält und nicht nur gewaltsam erzwungene Waffenruhe ist.
Mittwoch, 20.09.2023: Die Welt in Kinderhände
"Gebt den Kindern das Kommando, sie berechnen nicht, was sie tun, die Welt gehört in Kinder Händen, dem Trübsinn ein Ende, wir werden in Grund und Boden gelacht, Kinder an die Macht." Mit diesen Worten hat Herbert Grönemeyer dem deutschsprachigen Raum 1986 eine Hymne für Kinder geschenkt.
Heute am Weltkindertag wird sie sicher in vielen Veranstaltungen zu Gehör gebracht. Dass es in Deutschland zwei Termine für Kindertage gibt, hat historische Gründe. In den alten Bundesländern wird seit 1954 der heutige 20. September als Weltkindertag begangen, in den neuen Bundesländern ist es gemäß der östlichen Tradition seit 1950 der 1. Juni. "Jedes Kind braucht eine Zukunft!" - lautet das Motto in diesem Jahr. Ein so wichtiges Thema, dass zwei Tage dafür keinesfalls falsch sein können, es vielleicht sogar noch mehr bräuchte.
Jesus verbindet die Zukunftsthematik auch zweimal im Evangelium nach Matthäus mit Kindern: "Jesus stellte ein Kind mitten unter sie und sprach: Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen" heißt es von ihm im 18. Kapitel. Er wiederholt diese Aussage wenig später: "Jesus sprach: Lasset die Kinder und wehret ihnen nicht, zu mir zu kommen; denn solchen gehört das Himmelreich." (Mt 18,2+3; Mt 19,14) "Gebt den Kindern das Kommando" - lehrt schon Jesus seine Jünger? Dass wäre zu naiv gedacht und würde die Komplexität der Wirklichkeit nicht ernstnehmen, wurde auf beide Aufforderungen eingewandt. Politisch ließe sich mit dem kindlichen Blick nicht arbeiten.
Vieleicht ist es die kindliche Art, die uns herausfordern soll, die Zukunft anders in den Blick zunehmen. Als Geschenk, mit dem es sorgsam umzugehen heißt. Kindliche Leichtigkeit, die unkonventionell denkt und sich nicht von Wenn und Aber bereits zu Beginn ausbremsen lässt. Die Kindertage rufen uns alle dazu auf, das kindliche Augenmaß nicht zu verlieren, weil darin möglicherweise der einzig wahre Blick für eine gelingende Zukunft liegt.