Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio
ProgrammProgrammMusikMusikPodcastsNachhörenNachhörenWetter & VerkehrWetter & VerkehrTeam & KontaktTeam & KontaktSerbski rozhłós

VerkündigungssendungDas Wort zum Tag bei MDR SACHSEN

Täglich hören Sie das Wort zum Tag. Montags bis freitags gegen 5:45 Uhr und 8:50 Uhr, am Sonnabend gegen 8:50 Uhr, sonntags 7:45 Uhr. Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche Mira Körlin.

Freitag, 19.04.2024: Geschichten erzählen

Wir sitzen bei Knabberzeug und Getränken: Jens erzählt von phantastischen Abenteuern auf einer Insel. Nicole berichtet, wie sie mit 50 ihren Job verliert, neuen Mut fasst und inzwischen, zehn Jahre später, erfolgreich als selbstständige Social-Media-Beraterin arbeitet. Robert nimmt uns mit nach Ägypten, wo er seiner Freundin einen Heiratsantrag machen möchte. Die Irrungen und Wirrungen eines zunächst nicht ganz so romantischen Abends lassen mich mitfiebern und beim Happy End erleichtert aufseufzen.

Wir sind sieben Männer und sieben Frauen und erzählen uns Geschichten. Von durchzechten Nächten, enttäuschter Liebe, einem Vier-Gänge-Menü bei Sonnenuntergang, einem Schulabschluss auf Umwegen, einer verrückten Oma, einem Kuss, … Es ist der unterhaltsamste Abend seit langem: Obwohl wir sonst so geprägt sind von schnellen Bildern, Filmen, allerlei visuellen Eindrücken, fesseln uns an diesem Abend die spontan erzählten Geschichten von lebendigen Menschen.

Ihre Stimmen, die Gestik, ihr Gesichtsausdruck und die Dramatik ganz normaler Lebensläufe. Es ist faszinierend, welche Welten, welche Farben, welche Stimmungen vor dem geistigen Auge entstehen. Manchmal transportieren die Erzählungen auch Botschaften: Zum Beispiel, nicht aufzugeben. An das Gute zu glauben. Die Dinge ein wenig leichter zu nehmen.

An welche gute Geschichte erinnern Sie sich? Und warum? Wer hat sie Ihnen erzählt? Und wem möchten Sie eigene Erfahrungen weitergeben? Vielleicht Ihren Enkeln? Oder Freunden in netter Gesellschaft?

Jesus gilt als großer Erzähler. Seine Geschichten vom Senfkorn; vom Sauerteig; vom Licht unterm Scheffel; vom Kamel und dem Nadelöhr; vom Haus, das auf Sand gebaut ist. Sie haben Generationen geprägt und sind bis heute aktuell, weil sie  die Sehnsucht wachhalten nach Gerechtigkeit, Nähe und einem guten Leben. Glaubende lassen sie auf das Reich Gottes hoffen. Geschichten berühren unser Herz, rütteln auf, bringen in Bewegung und stiften Gemeinschaft. Erzählen Sie wieder mehr davon!

Donnerstag, 18.04.2024: Caspar David Friedrich

Wir schreiben das Jahr 1787. Caspar ist 13 Jahre alt. Er hat sich Kufen an die Schuhe geschnallt, gleitet über das Eis. Rote Wangen hat er. Seine Augen leuchten, als er immer schneller wird. Plötzlich knackt es. Das Eis gibt nach. Dann ein Platsch. Caspar landet im eisigen Wasser des Wallgrabens in Greifswald. Doch Rettung naht: Sein jüngerer Bruder Christoffer hilft ihm, herauszuklettern, ertrinkt jedoch selbst dabei.

Welch einschneidende Erfahrung! Caspar verliert noch drei weitere Geschwister, bevor sie erwachsen werden.

Doch in diesem Leid erfährt der Junge damals zugleich Trost. Oft begleitet er seinen Vater in den Greifswalder Dom. Dieser ist Kerzenzieher und sorgt für die Beleuchtung der großen Kirche. Auch Seifen stellt er her. Damit schmiert er die Glockenseile. Geläut, Gottesdienste, Gebete, Gesang, das goldene Altarkreuz, Lichtspiele und erhabene Gewölbe - mit all dem wächst Caspar auf. Später basiert darauf seine persönliche Gewissheit, vertrauen zu dürfen, glauben zu können. Aus dem Greifswalder Jungen Caspar wird einer der bedeutendsten Maler der Romantik. Caspar David Friedrich hat viele der Eindrücke aus Kindheit und Jugend nicht nur in seine Bilder aufgenommen. Auf dem Dresdner Eliasfriedhof stehen mehrere Grabmale, die er entworfen hat und die sich ebenfalls wiederum auf seinen Gemälden finden.

Der gen Himmel strebende aber insgesamt nüchtern gehaltene Grabstein für Christian Ernst Ulrici nimmt die gotischen Bögen des Greifswalder Doms und sein imposantes Altarkreuz als Motive auf. Neben Ulricis Sterbedaten ist ein Bibelvers eingraviert: "Was ihr gethan habt einem unter meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir gethan." Tief in sich ist der Maler und Bildhauer sich zeitlebens gewiss, dass Gott da ist, auch in Dunkelheit und Tod. Die Bindung zu seinem Bruder Christoffer, der für ihn sein Leben ließ, hat für Caspar  wohl eine Trost- und Hoffnungsperspektive über den eigenen Tod hinaus eröffnet. Mit seinen übrigen Geschwistern blieb er zeitlebens in engem Kontakt.