Sonnabend, 02.01.2021: Was erwarten Sie?

Lindgren schrieb im Januar 1964 aus Stockholm an ihre Freundin Louise Hartung nach Berlin. " … siehst Du all Deinen kommenden Tagen mit glitzernden Augen und wahrer Lebenslust entgegen? Ich kann tiefe Freude über unbedeutende Dinge empfinden, wie am Morgen aufzuwachen und aufzustehen und Tee zu kochen - oder über ein Buch, das ich entdecke, in dem ich plötzlich einen verwandten Menschen finde - oder in der Musik, die ich nicht einmal verstehe, durch die ich mich trotzdem auf dem Höhepunkt des Lebens fühle … es gibt massenhaft Sachen, die mich mit innerem Entzücken erfüllen. Aber manchmal ist alles mit Asche bedeckt. Erlebst Du jemals dergleichen?", fragt Astrid Lindgren ihre Freundin.

Und Sie? Erwarten Sie die kommenden Tage mit Glitzeraugen und Lebenslust? Oder momentan eher aschgrau und ängstlich? Was kommen wird, ist größtenteils ungewiss. Man könnte sich wirklich ängstigen. Es wird vielen Menschen auf der Welt schlecht gehen - auch 2021.

Aber natürlich kann man auch Pläne schmieden, z.B. mit Glitzeraugen über Reiseführern sitzen oder sich vornehmen, nie mehr so viel einzukaufen. Weil man ja jetzt weiß, dass es sogar viele Wochen ohne ausgedehntes Shopping geht. Ich werde mich mutig schon mal für den 24. Juni verabreden. Das ist der längste Tag des Jahres und in meiner Erinnerung fast immer lau bis in die Nacht.

Dazu fällt mir nochmal Astrid Lindgren ein: "Und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach da zu sitzen und vor sich hin zu schauen.", rät sie.

Oder: ganz viel singen - wenn es wieder gemeinsam erlaubt ist. In einem Choral heißt es: "Der mich bisher hat ernähret und mir manches Glück bescheret, ist und bleibet ewig mein. Der mich wunderbar geführet und noch leitet und regieret, wird forthin mein Helfer sein." Das weckt Lebenslust. 

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Christine Rösch

Christine Rösch

Geboren am 28.09.1958 in Gotha | 1977 Abitur | Studium an der Bauhaus-Universität Weimar mit Abschluss als Dipl. Ing. für Gebiets- und Stadtplanung 1983 | danach tätig in der Altstadtsanierung und im Kirchenbau der Stadt Gotha | ab 1992 theologische Ausbildung | 1. und 2. Examen und Ordination | zunächst Pfarrstelle in Seebergen (Kreis Gotha) | ab 2002 Pastorin für allgemeinkirchliche Aufgaben der Landeskirche in der 1. Pfarrstelle des Diakonischen Werkes Thüringen | ab 2014 theologische Referentin im Landesverband der Diakonie Sachsen | wohnhaft in Radebeul

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.