Mittwoch, 30.12.2020: Stille Stunde

Ich hab' wieder wundervolle Post bekommen. Manche meiner Freunde schreiben bereits im Advent; andere dann erst in den Weihnachtstagen. Und sie geben mir ein Zeichen der Verbundenheit und allerlei Grüße mit ins neue Jahr.

An diesem Jahresende bin ich fast süchtig nach Post geworden. Weil es so still geworden ist. Oder auch manchmal laut. Ja, das passiert, wenn alle in einem Haushalt nun schon seit Wochen aufeinander hocken. Vor allen, wenn vieles so anders ist als sonst und man immer wieder danach sucht, was erlaubt ist und alle zufrieden stellt. Postbekommen oder Schreiben ist zum Glück erlaubt und übrigens sehr zu empfehlen.

Da liegt z. B. die rot-weiße Karte mit dem Bild vom verschneiten Vogelhäuschen vor mir. "Verschenke in all den Tagen eine stille Stunde an Dich. Frohe Weihnachten!"

Ich bin ja ein Weihnachtsfan und jedes Jahr hoffe ich, dass der Baum noch schöner ist als im Vorjahr. Und manchmal auch, dass das Fest endlich ruhiger wird und besinnlich-feierliche Stimmung einkehrt, wenn ich abends ganz still beim Baum sitze. Nun ja, ich habe in dieser Weihnachtszeit auch öfter mal vergeblich gewartet, dass die innere Ruhe endlich einzieht. Die vielen Veranstaltungen hinderten uns ja nun nicht. Aber das will eben auch erst gelernt sein, eine eventlose Adventszeit.

Nun ist die Chance da, aus den sonst so besuchsfreudigen Nachmittags- und Abendstunden etwas entstehen zu lassen. Vielleicht heute - zur Wochenmitte? Meine Dienststelle hat Betriebsruhe. Mal keine Drängelei, kein dauerndes auf die Uhr sehen, ruhig mal was liegenlassen können. Das Buchkapitel gleich morgen weiterlesen! Und die kurzen Spaziergänge nicht ausfallen lassen. Frischluft ist ebenfalls erlaubt.

Und ich werde die Post noch nicht wegräumen. Sie mehrfach lesen: die vielen guten Wünsche für das Fest und das Neujahr. Manches werde ich mir vielleicht einprägen: z. B. die Vogelhäuschenkarte und die Ermutigung zur Stille. Ja, ich werde sie brauchen. "Verschenke eine stille Stunde an Dich..." steht da. Was spricht eigentlich heute dagegen?

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Christine Rösch

Christine Rösch

Geboren am 28.09.1958 in Gotha | 1977 Abitur | Studium an der Bauhaus-Universität Weimar mit Abschluss als Dipl. Ing. für Gebiets- und Stadtplanung 1983 | danach tätig in der Altstadtsanierung und im Kirchenbau der Stadt Gotha | ab 1992 theologische Ausbildung | 1. und 2. Examen und Ordination | zunächst Pfarrstelle in Seebergen (Kreis Gotha) | ab 2002 Pastorin für allgemeinkirchliche Aufgaben der Landeskirche in der 1. Pfarrstelle des Diakonischen Werkes Thüringen | ab 2014 theologische Referentin im Landesverband der Diakonie Sachsen | wohnhaft in Radebeul

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.