Verkündigungssendung Das Wort zum Tag bei MDR SACHSEN | 31.05. - 06.06.2021
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Das Wort zum Tag hören Sie montags bis freitags gegen 5:45 Uhr, am Sonnabend gegen 8:50 Uhr, sonntags 7:45 Uhr. Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche Pfarrer Holger Treutmann, am Sonntag Michael Baudisch.
Sonntag, 06.06.2021: 100 Jahre Bistum Dresden-Meißen
Sonnabend, 05.06.2021: Nashville Tennessee
Schon bei der Ankunft auf dem Flughafen ist das Motto der Stadt klar. Beim Weg vom Gate in das Terminal finden sich Musikinstrumente und Bilder von Legenden der Country-Musik, des Blues, des Swing wie in einer Ausstellung an den Wänden. Nashville Tennessee. Wer diese Stadt im Süden der Vereinigten Staaten von Amerika besucht, kommt nicht umhin, auch den tragischen Klängen zu begegnen, die der amerikanischen Popmusik des 20. Jahrhunderts eigen ist. Eine Mischung aus Heimatverbundenheit und Sehnsucht, Trost und bodenständiger Lebensklugheit, und nicht zuletzt die Freude am Musizieren schlechthin schlägt einem in den Texten wie in den noch handgemachten Klängen und rauen Stimmen der Interpreten entgegen. Auf den Straßen oder abends in den Clubs spielen etablierte Bands oder solche, die es noch werden wollen. Und Jonny Cash oder Größen aus den anderen bekannten Musikmetropolen in Tennessee wie Memphis oder Philadelphia stehen Pate für eine Musik, die die oft harte Realität vergessen lässt oder sie zumindest tragen hilft. Im Juni vor 225 Jahren wurde der Staat Tennessee gegründet.
Bei der europäischen Besiedlung des nordamerikanischen Kontinents spielte oft die Sehnsucht mit, eine bessere Welt zu gestalten. Eine Welt, in der sich das verwirklichte, was Jesus vom Reich Gottes verkündigt hatte. Ein starker Christusglaube war lebendig, der sich die biblischen Worte recht unmittelbar zum Fundament nahm. Das hatte eine große Gestaltungskraft, führte aber auch – wie in vielen anderen Staaten der USA – zu einer brutalen Verdrängung der Ureinwohner. Es schützte auch nicht davor, Menschen aus Afrika in Sklaverei zu halten und sich in der Geschichte mit anderen Staaten des Kontinents in verlustreichen Kriegen um Macht und Einfluss zu streiten. Immerhin war Tennessee der erste Südstaat, der die Sklaverei abschaffte und nach den Unabhängigkeitskriegen wieder der USA beitrat. Ob die Religion auch selbstkritische Töne bei der Entwicklung eines staatlichen Freiheits- und Gleichheitsbewusstseins eintragen konnte? Das bleibt wohl eine offene Frage. In der Country-Musik der Südstaaten jedenfalls scheint man immer auch etwas von dieser schmerzlichen Last der Geschichte zu spüren; bei gleichzeitiger Liebe zur neuen Welt auf dem amerikanischen Kontinent.