Verkündigungssendung Das Wort zum Tag bei MDR SACHSEN vom 07.-13.06.2021

Das Wort zum Tag hören Sie montags bis freitags gegen 5:45 Uhr, am Sonnabend gegen 8:50 Uhr, sonntags 7:45 Uhr. Das Wort zum Tag sprechen in dieser Woche Michael Baudisch und Pastorin Kathrin Posdzich.

Sonntag, 13.06.2021:

Sonnabend, 12.06.2021: Petrus

Sich auf jemand felsenfest verlassen zu können, ist ein gutes Gefühl. Und auch ich selbst will gerne, dass sich andere auf mich verlassen können. Aber Hand auf's Herz: Wer kennt das nicht: Obwohl ich Stein und Bein geschworen habe, passiert es doch: Der gute Vorsatz wird gebrochen. Das Versprechen nicht eingehalten.

Du sollst nicht lügen! So lehrt schon das Alte Testament in den zehn Geboten. Und doch findet sich gerade im Buch der Bücher auch eine der dreistesten Lügen. Ausgerechnet Petrus, der Jesus noch kurz zuvor in die Hand versprochen hatte, er werde immer und überall zu ihm halten, leugnet nach dessen Verhaftung auf Nachfrage hin hartnäckig dreimal, ihn überhaupt nur zu kennen. Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht. Der Volksmund lehrt, wie schwer es ist, einmal verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. Ehrlichkeit steht Umfragen zufolge auch unter den beliebtesten Eigenschaften für die meisten von uns ganz weit oben. Wir haben ein sicheres Gespür dafür, ob wir gerade betrogen werden und auch dafür, ob eine "Notlüge" oder ein kleines Flunkern jemand wirklich schadet oder ob das Gesagte lediglich nicht ganz der Wahrheit entspricht, getreu der Devise: Man muss immer die Wahrheit sagen.

Aber man muss die Wahrheit nicht immer sagen. Was Petrus angeht, macht uns die Bibel übrigens Mut. Als hätte Jesus es geahnt. "Noch ehe der Hahn kräht, wirst Du mich dreimal verleugnen." Das hatte er seinem Freund schon Stunden zuvor ins Stammbuch geschrieben. Und es kam, wie angekündigt. Trotzdem: Es war dieser gleiche Petrus mit all seinen Schwächen und Fehlern, in dem Jesus auch den Felsen sah, auf dem er die Kirche errichten wollte. Dessen Leitung er seine Kirche anvertraute, und auf den sich die Päpste bis heute berufen. Für mich ist Petrus ein Zeichen der Hoffnung, dass auch ich von Gott geliebt bin, selbst wenn ich - wie dieser Petrus - weiß Gott nicht perfekt bin.

Freitag, 11.06.2021: Am Ball

Heute Abend ist es wieder einmal so weit. Millionen Augen richten sich auf das Olympia-Stadion in Rom. Nach einer großen Eröffnungsfeier steht dann für Millionen Fans einen Monat lang wieder König Fußball im Mittelpunkt. Zum Auftakt der Europameisterschaft werden am Abend die Spieler aus der Türkei und Italien das runde Leder über den Platz treiben.

Fußball: Für die einen ein Reizwort. Für andere mehr als die schönste Nebensache der Welt: Ein zentrales Thema ihres Lebens; und manchmal geradezu der reinste Religionsersatz. Jeder Spieltag wird von einem echten Fan daher nach festen Regeln zelebriert. Die Abläufe sind klar strukturiert und eingeübt.

Der eingefleischte Fan genießt bereits seinen Morgenkaffee stilecht aus einer Tasse mit dem Vereinslogo. Schon Stunden vor dem Spiel beginnt dann der Auftakt für das eigentliche Hochamt. Man trifft sich mit Gleichgesinnten und freut sich auf das anstehende Ereignis. Lotet die Chancen der eigenen Mannschaft mit Blick auf Schwächen des Gegners aus. Und zieht schließlich in langen Prozessionen unter Gesang, mit Fahnen in den Händen und in den Farben des eigenen Vereins gekleidet in die Kathedrale des Fußball-Glücks: Das Fußball-Stadion. Auch hier gibt es klare Choreographien. Der Einlauf der Spieler. Der Anstoß.

Schlachtrufe, Trommeln, Musik und Gesang sorgen für ein tolles Gemeinschaftserlebnis. Mancher Spieler wird auf dem Rasen zum reinsten Heilsbringer. Und wenn die Stoßgebete des Fans vom Himmel erhört werden und der Fußballgott dem eigenen Team gewogen ist, steht nichts mehr einem nahezu göttlichen Erlebnis im Wege.

Aber im Ernst: Was mir am Fußball besonders gefällt - und auch das hat viel mit Religion gemeinsam: Bei einem Sportturnier wie der Europameisterschaft feiern Menschen aus ganz unterschiedlichen Ländern zusammen. Im Idealfall überwindet die gemeinsame pure Freude am Spiel alle Grenzen und wischt Unterschiede zwischen Herkunft, Alter, arm und reich bei Seite.

Der Fußballfan spürt, dass wir Menschen uns ähnlicher sind, als Nationalismus, Parteiparolen und Egoismus uns manchmal glauben lassen wollen. Friedliche Spiele und grenzüberschreitende Begeisterung genießen: Die kommenden Wochen könnten für mich wie für viele andere Fußballbegeisterte ein himmlisches Erlebnis werden.

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Michael Baudisch

Michael Baudisch

Michael Baudisch stammt aus Bad Neustadt/Saale und lebt in Dresden | nach Abitur, Studium der Journalistik und Politikwissenschaften arbeitete er als Kirchenredakteur in Leipzig | seit Oktober 2002 leitet er die Pressestelle des Bistums Dresden-Meißen

Kurzbiografie Kathrin Posdzich

Kathrin Posdzich

geboren 1983 in Zwickau, aufgewachsen in Wildenfels | verheiratet, zwei Kinder | ev.-luth. verwurzelt, ev.-meth. beheimatet | 2002 geboren 1983 in Zwickau, aufgewachsen in Wildenfels | verheiratet, zwei Kinder | ev.-luth. verwurzelt, ev.-meth. Beheimatet | 2002 Abitur am Peter-Breuer-Gymnasium Zwickau | 2002-2009 Theologiestudium in Leipzig | 2009-2016 Gemeindearbeit in Süd-Ost-Thüringen | 2015-2019 Zusammenarbeit mit dem Senderbeauftragten der evangelischen Freikirchen beim MDR | seit 2018 Pastorin der ev.-meth. Kirche in Werdau und Umland | seit 2015 Sprecherin Wort zum Tag und Wort zum Sonntag bei MDR SACHSEN

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.