Verkündigungssendung Das Wort zum Tag bei MDR SACHSEN | 14. - 20.06.2021

Das Wort zum Tag hören Sie montags bis freitags gegen 5:45 Uhr, am Sonnabend gegen 8:50 Uhr, sonntags 7:45 Uhr. Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche unter anderem Frank Eibisch.

Sonntag, 20.06.2021: Das Wort am Sonntag (gesprochen von Katrin Hutzschenreuter)

Letztens war ich für ein paar Tage auf einem Weingut zu Gast. So eine Weinberg verlangt viel Sorgfalt, lernte ich. Der Winzer besucht seine Stöcke viele Male, bevor er ans Ernten denken kann. Der Boden muss sorgsam bereitet werden. Es gilt, Schädlinge fern zu halten. Und auch das Beschneiden, das Düngen und Wässern sind wichtig. Das Wetter muss passen, und dann kommt der spannende Moment, wenn die Trauben geerntet werden. Dazu braucht es fleißige Hände, bis der Wein in der Flasche ist.

Es gibt viele verschiedene Rebsorten, und auch was in anderen Ländern angebaut wird, erfreut hier in unseren Breiten den Gaumen von Genießern. Wein ist seit jeher ein beliebtes Genussmittel. Vieles weist darauf hin, dass die Menschen schon ab einem sehr frühen Zeitpunkt in ihrer Entwicklungsgeschichte Wein anbauten. Vermutlich begannen sie damit, sobald sie sesshaft wurden. In der Antike galt er als das Getränk der Götter.

In der jüdischen und christlichen Religion kommt dem Saft der Reben eine große Bedeutung zu. Zum festlichen Mahl am Schabbat, dem jüdischen Ruhetag, gehört ein Becher Wein, über dem der Segen gesprochen wird. Die Bibel berichtet davon, dass Noah einen Weinberg gepflanzt hat. Aber das ist nur eine von vielen Stellen, in denen dort Bezug auf Wein und seinen Anbau genommen wird. Das Bild von Weinbergen war den Menschen zu biblischen Zeiten vertraut. So wird das Volk Israel mit einem Weinberg verglichen, und Gott selbst ist es, der sich darum kümmert. Auch im zweiten Teil der Bibel, dem neuen Testament, ist in verschiedenen Erzählungen vom Wein zu lesen.

So beginnt Jesus nach biblischem Zeugnis sein öffentliches Wirken mit einem Zeichen. Seine Freunde, seine Mutter und er sind gemeinsam zu einer Hochzeit eingeladen. Dann passiert etwas, was der Alptraum eines jeden Gastgebers ist. Der Wein geht aus! Der Evangelist Johannes hat es so aufgeschrieben:

„Es standen aber dort sechs steinerne Wasserkrüge (…..) Jesus spricht zu ihnen: Füllt die Wasserkrüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis obenan. Und er spricht zu ihnen: Schöpft nun und bringts dem Speisemeister! Und sie brachten`s ihm. Als aber der Speisemeister den Wein kostete, der Wasser gewesen war, und nicht wusste, woher er kam (….), rief der Speisemeister den Bräutigam und spricht zu ihm: Jedermann gibt zuerst den guten Wein, und wenn sie betrunken werden, den geringeren; du aber hast den guten Wein bis jetzt zurückbehalten. Das ist das erste Zeichen, das Jesus tat (…) und er offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an ihn.“

Zu einem guten Essen gehört für viele Menschen ein guter Wein dazu. Ob weiß oder rot, trocken oder lieblich, bleibt dem persönlichen Geschmack überlassen. Es ist schön, in geselliger Runde zusammen zu sitzen, zu lachen, zu diskutieren, in Erinnerungen zu schwelgen. Das war zu allen Zeiten so. Miteinander zu essen und zu trinken, das hat etwas Verbindendes. Das stiftet Gemeinschaft. Und – wer miteinander am Tisch sitzt, der kann über das hinweg sehen, was vielleicht trennend sein könnte. Der sucht das Gemeinsame. Das Wort „Kumpan“ hat im deutschen einen negativen Klang. Dabei bedeutet es etwas Schönes. Es heißt Gefährte, wörtlicher: der, mit dem man das Brot teilt. Das deutet auf eine Begebenheit im Neuen Testament hin, die in ihrer Tradition und ihrem Vermächtnis bis heute weiterlebt. Es wird immer wieder berichtet, wie Jesus mit seinen Freunden aß. Aber er setzte sich auch mit Leuten an den Tisch, für die andere nur Verachtung übrig hatten. Er aß mit Frauen, teilte mit denen, die die Steuer eintrieben. Eine Erzählung berichtet davon, dass viele Menschen von ein wenig Brot und Fisch satt wurden und sogar noch etwas übrig blieb. Das ist eine Erfahrung, die wir auch machen können. Wenn jeder teilt, was er hat, ist am Ende jeder beschenkt und geht gesättigt an Leib und Seele nach Hause. Auch von der letzten Mahlzeit, die Jesus mit seinen Freunden aß, berichtet uns die Bibel.

„Als sie aber aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach`s und gab`s den Jüngern und sprach: Nehmet, esset, das ist mein Leib. Und er nahm den Kelch und dankte und sprach: Trinket alle daraus; das ist mein Blut des Bundes, das vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden.“ Viele Künstler haben dieses sogenannte letzte Abendmahl auf Papier und Leinwand gebannt, auch  Altäre in Kirchen haben dies zum Thema. Im Freiberger Dom findet sich eine sehr interessante Version. Im Hintergrund sieht man Jesus mit seinen Freunden, wie sie miteinander essen. Aber die dort dargestellten sind viel größer als die Personen, die im Vordergrund zu sehen sind. Da nämlich ist zu erkennen, wie Bürger im 16. Jahrhundert in Erinnerung an dieses letzte Abendmahl Brot und Wein miteinander teilen.

Damit befinden sie sich in einer guten Tradition. Jesus Christus hat dieses heilige Mal gestiftet. Auch, als er nicht mehr bei seinen Jüngern war, feierten sie es miteinander, so, wie er es ihnen aufgetragen hatte. Sie blieben beieinander...in der Gemeinschaft und im Brot brechen.., so lesen wir es in der Bibel. Es ist ein Erinnerungsmahl, das Glaubende durch die Zeiten und über Ländergrenzen hinweg verbindet. Das macht dieses Altarbild besonders deutlich. Denn wenn sich heute dort Christen versammeln, um miteinander das Abendmahl zu teilen, schauen sie auf dieses Bild. Sie sehen Jesus und seine Freunde, die miteinander Brot und Wein teilen. Sie sehen die, die Jahrhunderte vor uns diese Tradition bewahrt haben. Und sie selbst werden Teil dieser Gemeinschaft, wenn sie Brot und Wein empfangen.

In vielen Gemeinden werden jetzt die Konfirmationen nachgeholt, die im letzten Jahr nicht stattfinden konnten. Die jungen Leute bekräftigen, was ihre Eltern und Paten für sie versprochen haben, als sie als kleine Kinder getauft wurden. Sie bekennen heute, dass sie ihren Weg durchs Leben mit Gott gehen wollen. Das ist in unserer Zeit keine Selbstverständlichkeit, und ich freue mich über jeden, der sich auf dieses Wagnis einlässt. Gott Platz in seinem Leben zu geben heißt, ihn auch dann an der Seite zu haben, wenn es mal schwer wird und nicht alles nach Plan läuft.Ich kann mich an ihn wenden mit allem, was ich auf dem Herzen habe.

Zwei Jahre lang haben sich die jungen Leute auf diesen Tag vorbereitet. Viel haben sie über den Glauben gelernt. Die Erfahrung lehrt, dass es gut sein kann, wenn man ein paar Gebete oder Worte der Bibel parat hat, wenn einem selbst die Worte fehlen. Einen lebendigen Glauben zeichnet aus, dass man sucht und fragt und auch zweifelt. All das ist nicht schlimm. Wie in jeder Beziehung gibt es auch in der Beziehung zu Gott gute und weniger gute Tage. Das darf alles sein. Die jungen Leute, die ihr JA zu Gott sagen, bekommen damit auch Rechte. So dürfen sie zum Beispiel Pate bei einer Taufe werden. werden. Das ist eine der schönsten Aufgaben, die die Kirche bereit hält. Manchmal fordert dieses Amt die Paten auch heraus, aber immer bringt es einen selbst weiter.

Mit dem Tag ihrer Konfirmation dürfen sie auch am Heiligen Abendmahl teilnehmen. Damit stehen sie in der Tradition all der Christen, die vor ihnen geglaubt haben. Es ist ein ganz besonderer Moment, wenn sie zum ersten Mal im Halbkreis vor dem Altar stehen, neben sich die, mit denen sie sich auf diesen Tag vorbereitet haben. Der Pfarrer legt ihnen die Hostien in die Hände, mit den Worten, die Christus uns gelehrt hat: Christi Leib, für dich gegeben. Dann folgt der Kelch mit dem Wein und den Worten: Christi Blut, für dich vergossen. Diese Worte erinnern an das Opfer, das Jesus für jeden von uns gebracht hat. Er hat es vorausgesehen, was passieren würde nach dem letzten Mahl  mit seinen Jüngern. Danach wurde er verraten und und verurteilt und ans Kreuz genagelt.

Doch wir Christen glauben, dass damit nicht alles zu Ende war. Im Gegenteil. Das war der Beginn einer neuen Geschichte Gottes mit seinen Menschenkindern.Die Worte, das Brot und der Wein erzählen von dem Vermächtnis. Es soll uns daran erinnern, dass wir Brüder und Schwestern sind. Uns ist aufgetragen, einander von Herzen zu lieben, wie Gott uns liebt. Jeden Sonntag feiern wir ein kleines Fest. Jeden Sonntag bekräftigen wir neu, dass wir an einen lebendigen Gott glauben. Wir glauben an einen Gott, der uns nahe sein will. Wir glauben an einen Gott, der Schuld vergibt und immer wieder die Chance zu einem neuen Anfang gibt.In ganz erfahrbaren Dingen kommt dieser Gott zu uns. Wir schmecken den Wein an unserem Gaumen und dürfen wissen – das ist unser Gott.

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Katrin Hutzschenreuter

Katrin Hutzschenreuter

geb. 1971 | Berufsausbildung als Metallurge mit Abitur | Ausbildung zur Krankenschwester | tätig bei der Diakonie - Sozialstation Freiberg | Mitglied der Domgemeinde zu Freiberg und Leiterin des Kirchenvorstands

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.