Montag, 30.08.2021: Du machst dir kein Bild!

Von wegen, niemand ginge mehr in die Kirche! Gerade an Touristenorten kommen die Leute in Scharen, stehen Schlange und drängen sich vor der Tür. Dann schauen sie sich um mit musealem Blick und fotografieren, was Speicherplatz und Lichtverhältnisse hergeben: Inkarnation auf Instagram, Spirit in der Story, Glauben für die Cloud.

Sicher schaut es albern aus, wenn eine Reisegruppe mit Endgerät vorm Kopf durch die Dresdner Altstadt läuft, aber der moderne Mensch sieht ein Ereignis am liebsten durchs Display. Ob Bäume oder Bauten, Meer oder Menschen, Festival oder Verkehrsunfall, das optische Aufnahmegerät wird draufgehalten. Gern stellt man sich dazu, um zu zeigen: Ich bin auch dabei! Erst posen, dann posten, Generation Präsentation.

So bleibt das Sehnen nach einer Zeit, in der – die Älteren werden sich erinnern – nach maximal 36 Bildern Schluss und die Vorfreude auf die entwickelten Bilder groß war. Da hat man ein Foto gemacht und war ansonsten da, vor Ort und im Augenblick. Und nicht bei der Frage, wo und mit wem das geteilt werden könnte und mit welchem Filter sich mehr Likes akquirieren lassen. Weil aber selbst mobile Speichermedien spät an ihre Grenzen kommen, wird heute alles grenzenlos visuell festgehalten. Man kann ja hinterher sehen, wo man war und was man hätte erleben können. Und wie schön und still eine Kirche sein kann.

Angesichts der Sintflut aus Bildern im Megabytemeer kommt mir jener göttliche Imperativ aus dem ersten Gebot in den Sinn. Dort steht nämlich: Du sollst dir kein Bildnis machen. Nicht von dem was auf, unter oder über der Erde ist. Auch wenn dieses Bilderverbot sicher nicht unsere Bilderflut meint, klingt es heute aktueller denn je. Denn wie entspannt wäre es manchmal, wenn das Erlebte allein in Herz und Hirn bliebe. Für uns selbst und für die anderen.

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.