Donnerstag, 29.07.2021: Ideenreich
Ich habe mir ein elegantes hellgraues Notizbuch gekauft. Darauf steht mit geprägten Buchstaben: "Gute Ideen kann man nicht googeln". Schmunzelnd lasse ich die Sitzungsteilnehmer neben mir darauf schauen, während sie ihre Notebooks auspacken. Ob der Satz richtig ist, weiß ich nicht. Aber ich hörte schon etliche Male so etwas wie "ja, stimmt!" von meinem Nebenmann.
Wenn ich mit Erwachsenen kreativ an Texten arbeite ist schnell die Frage da: "Aber wie komme ich zu guten Ideen, Frau Rösch?". Sie kennen das sicher auch. Man will etwas ausdrücken, weiß nur nicht wie. Dann sucht man nach den richtigen Worten und Redewendungen, verwirft sie wieder. Fängt neu an. Es ist wichtig, dass man jetzt den Ton trifft. Egal ob geschrieben oder gesprochen.
Ich bekomme übrigens die meisten guten Ideen geschenkt. Einfach so. Mal in der Tat wirklich am PC bei einer Recherche. Aber öfter unerwartet, beim Schaumbaden in der Wanne oder Bahnfahren. Morgens beim Erwachen, manchmal sogar im Traum. Und da geht es um mehr als um Formulierungen.
Ich brauche eine Idee, wie ich die Lage verbessern kann, in die ich geraten bin. "Guter Gott, da muss es doch eine Lösung geben?", sag ich dann. Ich will unbedingt etwas verändern, aber wie schaffe ich das?
Oder mir kam Dienstagfrüh halb 6 in den Sinn, wen ich unbedingt mal wieder anrufen sollte. Schon längst wäre das fällig gewesen. "Was für eine gute Idee", höre ich am Telefon, "du bist ein Engel, denn ich liege mit kaputten Bein im Krankenhaus und fühl mich ziemlich einsam." Mir scheint, da hab ich eine gute Idee von einem Engel geschenkt bekommen und bin gleich selbst zu einem geworden. Gute Ideen fallen vielleicht doch vom Himmel, mal tagsüber und mal in der Nacht.