Dienstag, 27.07.2021: Reich an Zuversicht
Keine Chance bei diesem Reiseverkehr. Sechs Meter Asphalt. Zwanzig Autos in einer Minute. Fünf Laster. Ein Schlepper. Doch die Raupe weiß nichts von Autos. Sie weiß nicht wie breit der Asphalt ist. Die Raupe weiß nur, dass jenseits Grün wächst. Herrliches Grün, zum Fressen gut. Sie hat Lust auf Grün. Man müsste hinüber.
Aber keine Chance. Sechs Meter Asphalt. Und doch: Sie geht los, auf Stummelfüßen. Zwanzig Autos in der Minute. Geht los ohne Hast. Ohne Furcht. Ohne Taktik. Fünf Laster. Ein Schlepper. Die Raupe geht los und geht und geht und kommt an. Diese Fabel erzählt Rudolf Otto Wiemer.
Sie ermutigt mich immer wieder. Ich brauche solche Texte und gratuliere der Raupe. Hundertmal geht sowas schief. Aber sie kommt durch.
Wenn ich mir etwas Ungewöhnliches vornehme, dann lasse ich mir mitunter den Mut nehmen. Ich höre die Stimmen: "Vorsicht, pass nur ja auf, du weißt doch, was da alles passieren kann." Und schnell bin ich angesteckt von der Vorsicht- und der Versicherungsmentalität. "Muss das denn sein? Denke an dein Alter!" und "Hast du auch an alles gedacht?"
Nein. Wenn ich nämlich an alles denke, was Schlimmes passieren kann, na dann gäbe es Stillstand. Ich sehe lieber nach dem Schönen, das auf mich wartet - wie die Raupe - und ziehe los. Mit Gottvertrauen. Denn Gott setzt meinen Fuß schon auf die richtige Bahn. Und hilft mir außerdem, dass ich durchkomme- auch wenn es aussichtslos scheint.
Also gehen wir los: ohne Hast, ohne Furcht. Gehen und weitergehen und sicher ankommen. Das wünsche ich mir - und Ihnen auch.