Verkündigungssendung Das Wort zum Tag vom 24.-30.06.2019

Täglich hören Sie das Wort zum Tag. Montags bis freitags gegen 5:45 Uhr und 8:50 Uhr, am Sonnabend gegen 8:50 Uhr, sonntags 7:45 Uhr. Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche Pfarrer Holger Treutmann, am Sonntag Pfarrer Thomas Bohne.

Wort zum Sonntag, 30.06.2019

Gestern haben wir in der katholischen Kirche das Hochfest Peter und Paul gefeiert. Eines der wichtigsten Feste in der Kirche nach den Christusfesten wie Ostern, Pfingsten und Weihnachten. Sie werden auch die Apostelfürsten genannt, ihre Gräber sollen direkt unter dem Petersdom liegen. Über ihren Gräbern wurde der Petersdom errichtet, der zunächst seinen Namen vom heiligen Petrus hat und die Hauptkirche des Papstes ist.

Dabei gibt es zu Petrus eine Schlüsselstelle bei Matthäus im 16. Kapitel.
Zitat: "Ich aber sage dir: Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.
Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben."
Petros meint im Griechischen "Stein" oder Petra meint "Fels". Aramäisch heißt das dann Kefas, griechisch umgeschrieben: Kephas - ich kann kein Aramäisch, aber ich habe das in einem Kommentar gelesen.
Letztlich, so meine ich, geht es bei dem Petrus um ein Aufschließen in Richtung der Person Jesu.
Dieser Jesus ist der Stein, der Felsen, das Fundament von allem anderen.
Und Petrus kennt den Jesus, er kennt ihn vor und er kennt ihn nach der Auferstehung.
So wie Paulus uns das in einer anderen Stelle des 1. Korintherbriefes einmal übermittelt hat.
Vgl: 1. Kor 15, 3-5: er ist gestorben, begraben, auferst
anden, dann erschienen - erst dem Kephas, dann den Zwölf. Dieser Petrus kennt den Auferstanden, er kennt den, der das Leben für alle erworben hat – unzerstörbar erworben.
Und jetzt noch der Papst: Papst Franziskus – auf den warten Sie doch noch! Oder?
Zurzeit haben es ja die Prediger ganz gut, die zum Thema Petrus bzw. Papst und Kirche etwas sagen wollen und müssen: Diesen Franziskus finden viele gut, quer durch unser politisches Spektrum. So gab es 2016 viel Lob für seine Enzyklika über die Schöpfung (Lauda to si).

Im selben Jahr erhält der Papst den Karlspreis. Da gaben sich die wichtigsten Vertreter Europas quasi die Klinke in die Hand – die haben den Papst gebeten; quasi: Hilf uns. Und dabei haben gerade sie kurz zuvor den Gottesbezug aus der Präambel der Europäischen Gemeinschaft gestrichen. Und so erhält eine Welt- und Schlüsselfigur des christlichen Glaubens einen europäischen Preis und spricht zu ihnen über Europa. So kann man den Schlüsseldienst des Petrus auch verstehen, wenn der gegenwärtige Papst an die christlichen Fundamente Europas erinnert:
"Was ist mit dir los, humanistisches Europa, du Verfechterin der Menschenrechte, der Demokratie und der Freiheit? Was ist mit dir los, Europa, du Mutter von Völkern und Nationen, Mutter großer Männer und Frauen, die die Würde ihrer Brüder und Schwestern zu verteidigen und dafür ihr Leben hinzugeben wussten?"
Der Papst erinnert an Europa als ein Europa großer Werte – großer christlicher Werte: Solidarität, Gerechtigkeit, Nächstenliebe und Frieden.
Aber dieses, an Werten so reiche, Europa ist gerade dabei höchst ungerecht zu werden. Korruption wird fast zum Kavaliersdelikt. Es wird zum Motor einer ungerechten Wirtschaftsordnung. Und es ist dabei, die Nächstenliebe aufs Schändlichste zu verletzen, wenn es zum Beispiel Flüchtlinge vor der eigenen Haustür ertrinken lässt und „das Mittelmeer zu einem Massengrab“ macht.

Das übrigens hat der Papst davor den Europäern mit einer Rede in Straßburg vor dem europäischen Parlament quasi ins Stammbuch geschrieben.
Und er mahnt nun weiter, dass es doch nicht sein kann, Flüchtlingen einfach durch neue Grenzanlagen, die Tür vor der Nase zu zuschließen.

In diesem Sinne spricht er auch zu allen Menschen in dem beeindruckenden Kino- und Dokumentarfilm "Papst Franziskus – ein Mann seines Wortes", des wichtigen deutschen Filmemachers Wim Wenders.
Das tut ein Mann, der in der Tradition des Petrus steht – jenem wurden ja die Schlüssel des Himmelreiches übergeben, damit er die Türen zu diesem, das Leben gewonnenen Christus, aufschließt und zwar nicht nur für einen Teil der Menschen, sondern für alle Menschen.

Nun noch ein Wort zu dem zweiten Apostelfürsten, zu Paulus. Für beide wurde ja gestern das Fest gefeiert, für Petrus und für Paulus. Der Überlieferung nach ist Paulus mit dem Schwert in Rom hingerichtet worden, deshalb wird er manchmal mit einem Schwert dargestellt. Aber ist der, von dem wir die einzigen eigenhändigen Schriftzeugnisse besitzen, so schreibt er in einem seiner Briefe: 2 Tim 4, 7-8+17:
7"Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, die Treue bewahrt."
8"Schon jetzt liegt für mich der Kranz der Gerechtigkeit bereit, den mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tag geben wird, … ."
17"Aber der Herr stand mir zur Seite und gab mir Kraft, damit durch mich die Verkündigung vollendet wird und alle Heiden sie hören;"
Ja, die Verkündigung an den Heiden, den anderen Völkern – den Völkern außerhalb des jüdischen Volkes – das war die Aufgabe des Paulus. Man nennt ihn auch den Völkerapostel.
Paulus hat seinerzeit auch gegenüber dem Petrus dafür gekämpft, dass die anderen Völker nicht erst die jüdischen Sitten annehmen müssen, sondern die gute Botschaft direkt zu den anderen, zu den Heiden – wie er sagt – gelangt.

Paulus und Petrus vertraten also zwei unterschiedliche Ansätze der Glaubensverkündigung. Gut, dass diese unterschiedlichen Ansätze nebeneinander stehen können, symbolisiert in diesen beiden Aposteln, oder Apostelfürsten.

Noch ein kurzes Wort zum Apostelbegriff. Also eigentlich sind das nicht einfach nur die Jünger Jesu, sondern die Jünger, die Tod und Auferstehung Jesu bezeugen können. Letztlich gehört Maria Magdalene als Auferstehungszeugin auch dazu. Papst Franziskus hat ihr im Jahr 2016 wieder den Titel der "Apostelin der Apostel" verliehen; eigentlich ist sie im Unterschied zu den Jüngern sogar am ehesten berechtigt, den Titel des Apostels / Apostelin zu tragen – sie hat den sterbenden Jesus und den auferstandenen Jesus gesehen. Bei Paulus ist es nochmal anders, er gehörte nicht zu dem Jüngerkreis; hat aber den auferstandenen Jesus gesehen. Und: Paulus hat sich daher selbst Apostel genannt.

Nochmal zu diesen Apostelfürsten Petrus und Paulus. Beide haben den auferstandenen Herrn gesehen. Das macht sie mit zu wichtigen Säulen des Glaubens Letztlich gehört Maria Magdalene als Auferstehungszeugin auch dazu. Papst Franziskus hat ihr im Jahr 2016 wieder den Titel der "Apostelin der Apostel verliehen; eigentlich ist sie im Unterschied zu den Jüngern sogar am ehesten berechtigt, den Titel des Apostels / Apostelin zu tragen – sie hat den sterbenden Jesus und den auferstandenen Jesus gesehen.

Bei Paulus ist es nochmal anders, er gehörte nicht zu dem Jüngerkreis; hat aber den auferstandenen Jesus gesehen. Und: Paulus hat sich daher selbst Apostel genannt.

Als Auferstehungszeugen gehören Petrus und Paulus zu den Säulen des christlichen Glaubens. Die besondere Beauftragung:  Petrus als Fundament der sich entwickelnden Kirche und Paulus als Glaubensverkünder unter allen Völkern machen beide dann zu den Apostelfürsten.

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

Kurzbiografie Thomas Bohne

Thomas Bohne

1957 in Leipzig geboren | katholischer Priester seit 1989 | Mitglied in der Gemeinschaft Oratoriums zu Leipzig seit 1991 | Abitur, Ausbildung zum Gärtner | Theologiestudium am Theologisch-Philosophischen Studium in Erfurt von 1982-1989 | Kaplan in Greiz (Thüringen) von 1989-1991 | 1991 Eintritt in das Oratorium zu Leipzig, 1991-2000 Seelsorger in den Pfarreien Leipzig-Lindenau und Leipzig Gohlis | ab 2001 Militärseelsorger am Standort Leipzig, in dieser Zeit 2004/2005 und 2007/2008 in Afghanistan (Kabul und Feyzabad) | ab 2009 Pfarrer in der Pfarrei Leipzig-Lindenau | ab 2019 leitender Pfarrer der neugegründeten Pfarrei St. Philipp Neri Leipzig-West, Ende 2020 Entpflichtung und ab 2021 tätig als Gefängnisseelsorger und Flughafenpfarrer, außerdem Mitglied der "Katholischen Filmkommission für Deutschland", Filmkritiken für die Zeitschrift KOMPASS und Homepage des Oratoriums Leipzig | seit 2000 mehrfach Mitglied in den ökumenischen Jurys bei nationalen und internationalen Filmfestivals, zuletzt Mitglied und auch Präsident der Interreligiösen Jury bei DOK Leipzig | Mitarbeit beim YOUTUBE-Kanal des Oratorium Leipzig CO

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