Verkündigungssendung Das Wort zum Tag bei MDR SACHSEN | 26.09. - 02.10.2022
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Täglich hören Sie das Wort zum Tag. Montags bis freitags gegen 5:45 Uhr und 8:50 Uhr, am Sonnabend gegen 8:50 Uhr, sonntags 7:45 Uhr. Das Wort zum Tag spricht in dieser Elisabeth Schwope, am Sonntag Lüder Laskowski.
Sonntag, 02.10.2022: Erntedank
Sonnabend, 01.10.2022: Vielen Dank (für die Blumen)
Üblicherweise sitzen wir als Familie am Abend zum Gebet immer zusammen. Dabei wird überlegt, was es Schönes am Tag gab. Dafür haben alle in der Familie je drei Schmucksteine. Für jeden Dank kann ein Stein in eine Schale gelegt werden können. An manchen Tagen reichen Steine kaum aus. Manchmal fällt es ich mir schwerer. Letzte Woche ließ mich eine schwierige Situation nicht los. Mir kam am Abend kein Dank über die Lippen. Da empörte sich mein Fünfjähriger: „Du hast ja noch gar nichts gedankt!“ Ja, das war richtig. Mir fiel nichts Positives ein. Gemeinsam überlegten wir weiter und meine Kinder schenkten mir ihre schönen Erlebnisse des Tages. Dabei fiel mir auf: im Wort Gedanke steckt das Wörtchen DANK. Es ist meine Entscheidung, in welche Richtung ich meinen Gedanken einen Schubs gebe. Ob sie mich erdrücken, oder mich stark machen.
Die von Udo Jürgens bekannte Melodie von Tom und Jerry ging mir dabei nicht aus den Ohren: "Vielen Dank für die Blumen" - dabei sind die beschriebenen Situationen nicht gerade positiv besetzt. Aber mit einem frohen "Ohja" bekräftigt der Sänger am Ende: "Es blühen die Mimosen wie ein Lächeln von dir. Es blühen Herbstzeitlosen, sagen tröstend zu mir: Was macht das schon, wenn ich einmal verlier'?"
Die Perspektive des Dankes ist ungewohnt. Vielen Dank für die schwere Begegnung, denn sie hat meine Sicht verändert. Vielen Dank für die Kritik, sie hat mich wachsen lässt. Mein eigener Standpunkt wird klarer und schärfer, erst nach Verwirrungen. Raum für Neues wird nur durch Abschiede und Veränderungen möglich. Dankbar dafür zu sein, ist eine große Herausforderung. An diesem Wochenende wird in den meisten christlichen Gemeinden Erntedank gefeiert. Im Vordergrund stehen Früchte und Gaben der Natur. Sie werden gesegnet. Die Schöpfung als Lebensraum wird besonders im Gebet aufgenommen und dafür gedankt. Jeder Tag schenkt mir etwas Neues. Dafür möchte ich an diesem Wochenende besonders danken. Und darauf schauen, was mein Leben stärkt. Warum nicht auch an jedem Tag des Jahres. Ohja.
Freitag, 30.09.2022: Jegliches hat seine Zeit
Momentan schwelge ich am Morgen immer in sommerlichen Erinnerungen. Jetzt, da es später hell, und abends schon deutlich früher wieder dunkel wird... Haben wir nicht erst vor wenigen Tagen einen schönen Sommerabend mit Freunden im Garten verbracht? Bei Sonnenschein, angenehmen Temperaturen und sehr ausgelassen verging die Zeit wie im Flug.
Nun wird das Licht schon öfter wieder angeschaltet und ich ziehe mir morgens wärmere Socken an. Meine sentimentale Stimmung hindert mich, froh gelaunt in den Tag zu starten. Bei meinem Wunsch, die Zeit zurück zu drehen, ist in meinem Kopf ein Ohrwurm. Die Puhdys singen von "Jegliches hat seine Zeit, Steine sammeln - Steine zerstreun. Leben und sterben und Streit."
Mir kommen diese Zeilen bekannt vor. Ein Lied von der Zeit finde ich auch in der Bibel. Das Buch Kohelet ist mehr als 2.000 Jahre alt, und beschreibt mit vierzehn Gegensatzpaaren die Zeit des Lebens. Alles hat seine Zeit: zum Beispiel das "Weinen und Lachen, Klagen und Tanzen, Steinewerfen und Steinesammeln, Umarmen und Loslassen, Suchen und Finden, Aufbewahren und Wegwerfen, Zerreißen und Zusammennähen, Schweigen und Reden," (Koh 3,4-7)
Eigenartig: mit Kohelet und den Puhdys verbindet mich das gleiche Empfinden. Alles hat seine Zeit. Ich muss mich verabschieden von meinen sommerlichen Gefühlen. Die Zeit des Loslassens ist jetzt dran. Aber Abscheid heißt auch: Jetzt kommt eine neue Zeit. Es ist eine Zeit der Veränderung und des Neubeginns. Vielleicht nicht immer leicht. Manches wird anders schön. Ich setze mir einen warmen Tee auf und lese im Zeitlied der Bibel weiter: "So kam ich zu dem Schluss, dass es für den Menschen nichts Besseres gibt, als fröhlich zu sein und das Leben zu genießen." (Vgl. Koh 3,11f).